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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 11.02.1926
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1926-02-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19260211017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1926021101
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1926021101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1926
-
Monat
1926-02
- Tag 1926-02-11
-
Monat
1926-02
-
Jahr
1926
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 11.02.1926
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Nr. 70 Sette S — »Dresdner Nachrichten" — Donnerstag. 11. Aebruar 1S2V Aheinischer Dries. «Die schöne» Tage von Slraniuez sind »«» vorüber!" DaS war das Mvito des 2>bzugs der Franzosen and Bonn, Godesberg, Li eg bürg und Remagen. denn nnr dieser kleine Teil der sranzösische» Zone erfährt die Wohltat der Räumung. z'Illes andere geräumte Gebiet war englisch »nd belgisch beseht. Die Französinnen w einten »nd schluchzten, als sie die ach so billigen Quartiere verliehen und wenn dank Währungs differenz und Sparsamkeit deS französischen Kriegs niinisterinms auch die Genüsse der deutsche» Jnslativnszeit ihnen nicht wieder erreichbar waren, so schön und behaglich wohnen, wie ne dies z. B in dein schöne» Villcnvrt Bonn und in (Godesberg gehabt haben, zivischen deutschen Möbeln mit beschlagnahmten oder ans ReicllSkosten neu angeschasste» deut schein Porzellan, denischem .K r ist all und deutscher Wäsche und Zlncheneinrichtnng, werde» sie es in Frankreich nicht sinden. Das Land der „hoclies" hat doch seine Vorzüge! Diese Er- kenntnis wurde besonders klar, als man weg »insite. Aber irgendwelche Dankbarkeit für die wen» auch er zwungene, aber so doch korrekte und leider vom Reich etivaS grohztigig geivalirte Gastliclikeil kan» man nichts spiiren. Troh allem zog der Franzose mit genau deinselben fanatische» Hast ab, mit dem er ins Land gekommen ist. Er hat nichts ge lernt und nichts vergesse» im Lande der ..hockwü". vielmehr nagt und sriftt an ihm die Wnl der Enttäuschung, das« die Annektionspläne der Rlieinrepnblik so kläglich gescheitert sind. Diese Wut war auch niit die Veranlassung z» der geradezu nnglanblichen Art, ivie die O.uarliere znriickgelasse» ivnrden. Der andere Grnnd war zweifellos auch die Knltnrlvsigkeil lind der ^iviluationsmangel, die de» Durchschnittsfranzosen anszeichnen. Dieser Durchschnitt geht aber bis in die höchsten sranzösischen Kreise. 2!nr ivenige Familien, die eine Tradition ans der Köingszeii psiegen, sind Ausnahmen. Der höchste Beamte der sranzösischen Republik und in Bonn Gewallhaber der Befug»nie der interalliierten Rheiii- landkommisston zu Koblenz, General HZ e l t n , ist bereits durch das Buch deS amerikanischen QberbeselilshaberS und Mitglieds der Rheinlandkommisjivn, (General Allen, be- kanntgeworden. Dieser gibt (8 elin das Zeugnis, dast er nicht einmal die Anordnungen der Rheinlandlommissivn inne hatte, wenn eS gilt, die Bevölkerung zu bedrücken, geschweige denn die deutsche» Gesetze achte, G elin ivar Borbild und Bei spiel französischer Geivallpoliiik. Er wohnte in dein Hanse eines wohlhabenden Industriellen, dessen Pcöbei im Frieden mit dem Goldioert von >20 000 Mark versichert waren. Der Hausherr wurde in daS Dachgeschosz verbannt und derart schikaniert, dag er buchstäblich zu Tode gegnält wurde. Er war in den Angen des Franzosen belastet als Schwiegervater eines hervorragende» deutschen .vlollensnhrerS, der mit beson derer Auszeichnung an der Lkagerrakschlacht tcilgenvmmen DaS Mobiliar dieses Hauses einschliestlicb Wäsche, Z!ristall, Porzellan, Kunstaeaellständeii ist durch de» Qberdelaierten der H. E. I. T. :>>. snstcmatisch zerstört ivorden. Die Mahagon!- liichc iveilen blecken ans cnni überaegvssenen alkoholischen Ge- tränke», die Teppiche sind znin Teil geskolilen ivorden. die Möbel sind in den Ueberzügen zerrissen, zum Teil fehlen Ltnhlbeine, d>e Wandebespannnng ist zerstört, alles starrt von Lchmnh. Selbiivei ständlicii — das ist französische <^e>voh„- hcit — sind die Abflüsse durchweg verstopft, weil der Franzose mit Wasserspülung in steter Feiüdschast lebt. Der General be zeichnet diele Zerstörung als eine selbstverständliche Abnnhnng, wie sie inner!,alb von ,'eciiS Jahren Bewohnung eintreten innft, — allerdings innerhalb dreiftia vorhergehenden Jahren deut scher Pflege nicht eingelreten ist. Der Franzose bewilligt kür alles, ansscblieszlich zerbrochenes Porzellan und Kristall. zer- rcssencs Vcincn, zerstörte Möbel, Decken, Vorhänge. HanS- reparatnren an Wasserleitung, Heizung, welche vollständig er neuert werden mühen, gütig» 60 Mark, z» Lasten ÜienarationS- kvntv von Dentschlgnd zahlbar, Französische Ritterlichkeit und Bvrnehmheit bis zum lehien Augenblick! DaS ist die höchste Stelle, die nicht nur im Rainen Frankreichs, sondern der alliier te» Mächte anitrat. Aber wie der Herr, so'S Gescherr. Die französischen Qni- ziere veranstalteten in ihrem beschlagnahmten Klnblokal, der Bonner „Lese", und zivar in den eiacnS nach dem Abzug der Briten besonders neuhergerichteten Prnnksälcn eine beson dere Abscl'iedsknndgebnng. Dort lagen ans den Parkettböden der Prnntsälc, in denen sie ihre Fe Ne gefeiert, schachbrettartig verteilt die Z! o t h a nscn der graften Nation, vsscnbar als Sinnbild dessen, was die Angehörigen Frankreichs dort an Kulturgütern znrücklahen, wo sie sich ansgebacken liaOen! Ganz abgesehen von dieser echt französischen Demon stration, die man am besien der Geivohnlieit der Diebe glcicb- setzcn kann, die am Ort ihrer Tat ähnliche Erinnerungen zurückznlasien pflegen, ist das Bild der den Franzosen seiner zeit völlig neuhergerichtet übergebenen Ge'ellscl'asisräinne ge radezu katastrophal. Die Marmortreopen sind glitschig von schmutz, die Wände sonst weift gestrichen, sind schwarz von Dreck, und zivar über mannshoch, so daft man »'S als Deutscher gar nicht versteht, wie daS möglich wurde. Die Wirtscha'ts- räume sind unbrauchbar geworden, weil Wasserabsln», schränke, Tische zerstört sind. Die hngienischen Einrichtungen müssen von Grund ans, d. h. znin Teil vom Kanal an, erneuert werden. Das ganze Gebäude, ein Prunkstück Bonns, durch (Seichmack und schlichte Bornehmhcit, wo sich vor der Franzosen- zeit alle groften offiziellen Festlichkeiten abznspielcn pflegten, ist ein Denkmal sranzösischer Zivilisation geworden. Wer diele kennt, sür den ist jedes weitere Wort überflüssig. Das gleiche Bild ergibt sich in säst allen Privatgnartieren der Ossiziere und Unierossiziere und in den Kasernen, Trnppenlagern »iw. Das Marien-Hospital. in dem auch die farbigen Franken nnter- gebracht ivaren, wird bezüglich seiner Einrichtung Schäden bis in Höhe von etwa einer Million Mark anmelden müssen, sämtliche Betten sind restlos unbrauchbar geworden, weil sie offenbar als Aborte benutzt ivnrden. Wie hier überhaupt Kranke haben liegen können, ist deutschen Begriffen un erfindlich. Das Z o v logi s ch e M u scum an der Koblenzer strafte, ein prachtvoller Neubau von mvnnw.entaler Aus stattung. ist als ,,Ka!erne Napoleon" benutzt ivorden. In dieser slätte der Wissenschaft, deren Fertigstellung und Ein richtung durch die Beschlagnahme unterbunden ivnrde, wurden n. a. Stallungen eingerichtet. Die Beseitigung der dort statt- gcsnndcnen Zerstörungen und die Wiederherstellung des Baues wird nahezu eine Million Mark verschlinge». Das Museum, das nach Anlage und Bestand an wisscnschastlichcn Schätzen in Europa nicht seinesgleichen hat, ist ein Bild des Granens. Allerdings sind durch die sorgsalt und Aufopferung deS stis- tcrS die gesamten wissenschastlichen schätze gerettet worden, sie harre» jedoch nunmehr, nachdem sic jahrelang gestapelt ivaren, der iachgeinäfte» Unterbringung. Nach Aeufterungen der französischen maftgebenden Militärs hat man dort Rache nehmen wollen sür die KriegSzersiornngen in Frankreich. Ans diese!» Grunde bat man wohl auch in diesem der Wnienschast gewidmete» Prachtbau vorwiegend Farbige nnlergebracht. Das Ans treten der Belgier, deren Belegung in der ersten Zone im allgemeinen viel weniger dicht war, ist in der Art nicht sehr verschieden von dem ihrer französischen Ge- solaSherren. Auch sie habe» Zeugnisse ihrer Knlinr und Zivilisation hiuterlassen, die vor der ganzen Welt einzig da- stchen. Immerhin haben diejenigen Soldaten, die dem flämi sche» VolkStetl angehöre», sich zumeist vortetlhast von den wallonischen Belgiern »nterschriden, tm ganze» hat die bel gische Besatzung durch die quantitativ geringere Belegung in der ersten Zone nicht so grvfie Schäden angerichtet. Dieser Bvrzng wird aufgehoben durch die aufterordentlich dichte Be legung, die daS verhältniSmäftig kleine Gebiet der Aachener Zone, in welcher die Belgier sich konzentriere», nunmehr erfährt. Ans den britischen Quartiere» kommen aller dings auch vielfach sehr erhebliche Schadensmeldungen, die hin sichtlich der QsfizierSuntcrbringung in erster Pinie aus den beiden erste» Jahre» der Besetzungszeit stammen. InSbesou» dere sind es die zahlreichen Klublokale, die ei» Bild deS GranenS biete» und hohe EntschädignngSkoste» verursachen. DaS Heim deS Ekiristlichen BereinS junger Männer der britl- scheu Armee in Köln, von welchem man eigentlich doch das mnsterliakteste Berkialte» hätte erwarten könne», ist »ach der jetzt erfolgte» Ucvernalime durch die Besitzer photographiert worden und bietet ei» Bild der Zerstörung. Auch bei dem Ab zug der Trnvpen aus der Miilheimer .Kaserne haben sich eigenartige Borgänge abgespielt. Anstatt die Einrichtnngs- gegenstände der vom Reich sehr gut anSgestatteten Offiziers-, llntervfsizicrS- und MannschastSmohiiungen »nd Kasinos vrdnnngöaemäft abzuliescr», habe» die .Kaserneninsassen diese ans dem Kasernenbof zusammengctragen und verbrannt. Die britische Militärbehörde bat zweifellos versucht, das Besavnngsregiment von ihrem Standpunkt so korrekt wie möglich zn führe». Sie stand jedoch hierbei unter dem Druck der Rheinlandkommissivn in Koblenz und vielfach vor der Un- mögUchkeit, die eigenen Truppen in Ordnung zu halten. Die nunmehr bekanntwerdenden Tatsachen der Be drückung und die Erkenntnis von der furchtbaren Last, die die Bevölkerung der geräumten Gebiete zu tragen gehabt hat. wird kür ganz Deutschland ein Ansporn sein müssen, den verstärkten Druck, der seit der Räumung der Nordzonc ans der 2. und 3. Zone lastet, so schnell wie möglich zu beseitigen. l)r. K. Vermischtes. Neue Ausgrabungen auf dem Prager Äradlchin. Die. neuesten Grabungen ans dem Hradschin in Prag er gänzen die bereits 1020 sestgestellten Besunde in sehr bedeut samer Weise. Sv ivnrden die Grundmauern des romanischen Domes freigelegt, so daft die Page und die Abmessungen dieses Gotteshauses nnnmehr gesichert sind. Etwa lsi Meter südwestlich davon slieft man auf Grundmauern einer kleinen Kapelle, die ebenfalls romanisch sind und zu de», alte» BischosSpalast gehörten. Nach diesen Funde» lässt sich der Bau des Domes in die zweite Hälfte des ll. Jahrhunderts da tieren. während die Kapelle im l2. Jahrhundert entstand: in dieselbe Zeit stillt ein langer ummauerter Gang, in dem man Gräber in drei verschiedenen Schichten untereinander fand. Sämtliche Fundstellen ivnrden durch Bctvnplatten überdeckt, um sie dein Publikum zugänglich zu erhalten und zugleich den Bnrgplatz zu bewahren. Durch diese siistematischcn Grabungen beginnt sich jetzt allmählich daS Gewirr von Kirchen und Ka pelle» auf dem Boden des heiligen Hradschin zu klären. Der Wiederaufbau der russischen Kandelsflotte. Die russische Handelsflotte ist infolge der Kriegs- und Nachkriegswirren ans zwei Fsinstel des BorkrlegSivertcs zn-- rückgegangen und hat nnr noch '-'lsiOOO Tonnen Rauingehalt. Das Durchschnittsalter der Schisse beträgt R! Jahre. Wie in «Werst, Reederei, Hafen" mitgcteilt wird, ist von der russischen Regierung ein groftziigiger Wicderanfbanplan ent worfen ivorden, nach dessen Durchführung die staatliche Handelsfotte in der Page sein soll, Prozent des gesamte» Seeverkehrs zu bestreiten. Es sollen bis Ende 1620 IlOSchiffe mit einer Gesamttonnagc von -188 300 Tonnen gebaut werden. Diese Schiffsbauten erfolgen ans rnssi'chen Werkten, von denen fünf an der Ostsee und vier am Schwarzen Meer zur Ber- siianng stehen. Plan glaubt, daft diese Wersten für eine jähr liche Produktion von IMvoo Tonnen Schiffsraum auSrcichen. Schwierigkeiten bereitet die Arbeiterfrage, doch soll der noch vorhandene Stamm an Facharbeitern für die in Aussicht ge nommene Jahresleistung genügen. Die Herstellungskosten dieser russischen Schisse werden infolge der mangelhaften Pcistnng der Arbeiter und der Notwendigkeit der Einsülirnng von SchissbaneHen aus das Dreifache der im Ausland üblichen Gestehungskosten geschätzt. ---ü Der Raubüberfall im Berliner Tiergarten sinqicrt. Der Kassierer der Berliner Meierei Bolle, der am Montaa- moraen am Groften Stern im Tiergarten in einem Gebüsch mit einer schweren Kopfverletzung bewnfttlvs ansgefunden worden war und später anaab, überfallen und beraubt worden zu sein, hat, wie die Kriminalpolizei sestacstcllt bat. den Ranbübcriall s i n g i c r t. Der snnac Mann hat bei seiner Firma Unterschlagungen begangen, deren Ent deckung er fürchtete. ^ Finanzieller Zusammenbruch Berliner Kabaretts. Der Kabareltdirektor Paul Schneider-Dunker in Berlin, der den «R o l n n d von Berl > n" und die «21 aket e" leitete, ist in nnanzielle Lchwierigkeiien geraten. Auch die Kabarcttdircktivn der ,,F leder m a n s" ist finanziell zusammenaebrochen. -l-c- (erschossen ansqrsnnde». Am Mittivochmorac» wurde der Inhaber des Restanrants zum Paizcnlwser in Magdeburg in seiner» Jagdrevier mit einer S ch n ft w u n d e tvi a u s- g e s n n ö e n. ES ist noch nicht ermittelt, ob Selbstmord. Unfall oder Verbrechen '.»"stiegt. ** Nene Wendung in der Mordassärc Rosen. Rach Mit teilung der Breslauer llntersiichnnasbehorde haben die weiteren Ermittelniiaen in der Mordassärc Rosen zu dem Er gebnis geführt, daft ans dem als Mordwaffe angesehenen Re volver des Briefträgers Stock der tätliche Schuft ans den Professor Rosen nicht abgegeben worden ist. Damit er hält die Untersuch»»« eine neue Richtung, da die Wafsen- anaclegenheit als Bclastnnasmomcnt gegen den innacii Stock sortfällt. Bei einer Mensur tätlich verletzt. Der AmtSgerichtö- rat Eberhard in Pangciiselbvld bei Hanau hat aus München die Nachricht erhalten, daft setn einziger Solin bei einer Mensur sv schwere Bcrlcbnnacn erlitten hat, daft er an Ver blutung gestorben ist. Die Eltern haben sich unverzüglich nach München begeben. ** Furchtbares Ltreckcnnnqltick. Am Mittwoch früh geste» )P> Uhr fuhr im Tunnel bei Ober Hof ein Anbei tszng im etwa 80 mit Gleisarbeiten beschäftigte Arbeiter, die das Hcraniialp'ii deS ,'stnges infolge starken Nebels nicht wahrnehmcn konnten. Lechs Arbeiter wurden getötet, eine ganze Anzahl mehr oder weniger schwer verletzt. Nach einer amtlichen Meldung entstand das Unglück tm K'randlcitetnnucl bei Obcrhvf dadurch, daft der mitactötetc Rcntensührer irrtümlich angenommen hatte, daft dieser Zug im falschen Gleise verkehren würde, anderseits dadurch, daft infolge Wittcrungsumschlancs Nebel »»d Dunkellnstt herrschte und der Zna auch bereits Rauchwvlkcn vor sich hcrtrieb. so daft sei» Nahen nicht z» sehen war. StcherlieitSvosten waren aiisaestellt und haben die Signale vorschrUtsmnftia gegeben. ** L»a d« Puitt ««ch P«rl» «eslltchtet. Dt, bekannte Ftlmschansptclertn Pua de Puttt bat. wie die »Neue Berliner Zeitung" berichtet, heimlich Berlin verlassen und ist unter Hinterlassung von llX>000 Mk. Schulden »ach Paris geflüchtet. ** Das E«de einer J«slations«Bankgrttndung Das rr- iveitcrtc Schöffengericht in Frankfurt a. M. besaftte sich am Dienstag mit dem Zusammenbruch der ln der InslaNvnszelt entstandenen sogenannten Bernstorss-Bauk. Der an der Spitze des Unternehmens stehende Graf Günther Bernstorff. gegen de« ein Steckbrief erlassen wurde, flüchtete t»s Ausland. Durch den Zusammenbruch der Bank wurden zumeist kleine Leute gesclnrdigt. Die beiden Direktoren Maul und Schiller wurden zu fünf bzw. vier Monaten Gefängnis verurteilt. Sin Teil der kleinen Gläubiger wurde durch Berwandte des Grasen Bernstorff befriedigt. ** Bon einer Tuchschlcudermaschine »ersetzt. Am Mittwoch- porniittag geriet in der Tuchfabrik Gebrüder Krüger in Kott- bus der k>ö Jahre alte verheiratete Walkerriarbeiter Wilhelm Schnllka in die Tnchschleuder. Er wurde von der Maschine, die 800 Touren in der Minntc macht, hcrumgeschleudert. Sein Körper war völlig zersetzt. ** Bergwerkskatastrophe tu Ungarn. Wie a»S Bmdavest gemeldet wird, ereignete sich im B.igl»>asaljaker-Sarg-Schacht eine schwere Katastrophe, der fünf Menschen zum Opfer fielen. Durch das plötzliche Einstürzen einer Wind dränge» grofte Wassermassen tn den Schacht. Die Arbeiter versuchten zu flüchten, ivnrden aber durch amsströmende Gase betäubt. Eine Rettungsaktion hatte keinen Erfolg Auch zwei Teilnehmer der Rettungsaktion erlitten durch Einatmen der giftigen Gase schwere innere Verletzungen. * Der hcreingefallcne Sammler. Die Autographen Kiplings sind unter den Sammlern gnftervvdcntlich gesucht »nd begehrt, denn dieser berühmte Dichter ist mit keinen Schriftzügen nicht freigebig. Eines TagcS bekam er eine» Brief, in dem lsi Schillinge und ein weifte» Blatt lagen. Der Absender bat den Dichter, sein Antpgramin ans da» weifte Blatt z» se'en und schlvft mit den Worten: ..Anbei da» Geld. Schlicftlicb sind 1l> Schillinge nicht zu wenig für zwei Worte." Kipling schickte da» Blatt auch postwendend zurück, aber daraus stand: „Herzlichen Dank!" * Die Kuh mit der Hornbrille. Der Farmer WilkenS ans Elarenectvw» in Australien bat wie der ..Evmnionweaitü Record" berichtet, einer seiner besten Milchkühe, die wegen grober Kurzsichtigkeit zu verenden drohte, da sie ihr Futter nicht mehr sehen konnte, die Pnst znin Peben wiederaeacben, indem er ihr eine arofte Spezialbrille anfertiae» lieft. Dle mit Hornrändern cingcsaftien Brillengläser die fünf Zenti meter Durchmesser haben, sind durch einen besonderen Me chanismus an de» Hörnern der Kuh derartig festgemacht daft sie bei den lebhaftesten Sprünaen dem Tier vor den Augen hleiben. — Hm! Fastnacht steht vor der Tür! Dom Karem zum Pariser Modesalon. Ein abeutcuerlichcs Mcnschenschicksal. Frau Melck Hanum, die heute in Paris ein gutgehendes Mvdewareiigeschäst betreibt, berichtet i» einer englischen Monatsschrift über die abenteuerliche Flucht ans dem Harem ihre» BaterS, wo sic, der damaligen Sitte gemäft. tn strenger Abgeschlossenheit ihre Jugend vertrauerte. „ES mar mein KiSmet", schreibt Frau Melek, „und cs war mir bestimmt, Schneiderin zu werden. Das Schicksal hat sich auch an mir erfüllt. Ich bin nicht nnr die Inhaberin eines Modesalons geworden, sondern ich bin auch die erste türkische Frau, die sich im Geschästsleben betätigt. Schon als kleines Mädchen war eS meine Pieblingöbeschästignng, zu nähen und Kleider zu garnieren. Da derartige Arbeiten im Harem streng verboten ivaren, sv hatte die Sache sür mich noch einen besonderen Reiz. Durch ein groftes Trinkgeld gelang es mir später, einen griechischen Händler, der unseren Harem besuchte, sür mich zu gewinnen und ihn zu bestimmen, mir den Zutritt zu einem Modesalon tn Konstantillopel zu verschaffen, wv ich mich in der Kunst der Schneiderei weiter anSbilden wallte. In ab gerissenen Kleidern, mit einem schlechten Schleier entschlüpfte ich anS dem Harem, verwandelte mich im Hause des griechi schen Händlers in eine europäische Dame und ging dann un behelligt »ach dem Schiicidcratclicr, wo ich als Lehrling meine Ausbildung erhielt. Als dann meine Schwester gegen ihren Willen verheiratet werden sollte, beschlossen mir beibe, zu slie''>'». Zunächst Haxd-Kte cö sich natürlich darum, uns einen Paft zu verschaffen. Glncklicheriveise war eine volnische Musik- lchrerin, die uns unterrichtete, im Bcarisf. mit ihrer Tochter Koiistantinopel zu verlassen, um nach Aeanvtcn zu geben. Gegen eine nicht geringe Summe übcrlietz sie uns ihren Paft und verschob ihre Abreise. Meine Schwester, die in allen Künsten der Verstellung Meisterin war, führte die Rolle der Mutter so vorzüglich durch, daft jeder Verdacht ausgeschlossen schien. Wir hatten alles wohl vorbereitet. Alle Diener waren entweder beurlaubt oder aus Gänge anSgeschickt. Wir hatten vor die Tür deS Harems wohlweislich ein Paar Dgmenschuhe gestellt, um dem Herr» und Gebieter, wenn ih» etwa die Lust »»wandeln sollte, uns zn besuche», am Eintritt in den Harem zn verhindern: denn die Schuhe vvr der Tür waren ein Zeichen, daft wir Damenbesilch hatten, und die Etikette ge staltete es nicht, daft unter diesen Umstände» der Herr deS Hauses daö Frauengemach betrat. Dem Batcr hatten wie er zählt, daft wir unsere Base» ans dem Lande besuchen wollten, und er hatte «nS anch die Erlaubnis zn dem Besuch gegeben» der »ns Zeit gewähre» sollte, die türkische Grenze z» über schreiten, bevor »liiere Flucht entdeckt ivnrde. Wir schlüpften rasch in die cnrvpäischen Schuhe vvr der Tür und entkamen auch glücklich in das Haus der polnischen Lehrerin, daS wir unter den Augen der Polizei in guter Verkleidung verliehen, um den Orient-Expreftzug zu besteigen. Trotz aller Vorsichts» maftnahmen wäre das Unternehmen mn et» Haar schlecht ausgcgangcn. Am nächsten Tage bekam nämlich unser Vater den Einfall, das Landhaus nnscrcr Kusinen ebenfalls zu be suchen. Dort erfuhr er zn seinem nicht geringen Erstaunen, daft sic von unserem Besuch übcrhanvt nichts muhten. Aber wir waren bereits in Belgrad und glaubte» uns in Sicherheit; doch daS war eine Täusch»»«, denn ans die Anzeige deS Vaters, der unsere Spur entdeckt hatte, war vvm Sultan der telegraphische Befehl ergangen, uns fcstzilliehmen. Wir mären verloren gewesen, wenn sich nnlere serbischen Freunde nicht unser angeiiommcn »nd uns verborgen hätten. Unter Aende- rung unseres ursprünglichen Planes, denen Ziel Acgnvte» war, traten wir GäGr die Reise nach Paris an. In der Folge verheiratete ich mich dann mit einem reichen polnischen Edel mann, der grofte Besitzungen i» Nnftsgiid batte: damit besann ein neuer Lebensabschnitt für mich, der aber durch den Aus bruch des Krieges jählings beendet wurde. Die russische Revolution ruinierte uns vollständig. Mein Gatte war glück lich, als Dirigent eines Kino-Orchesters eine Stellung zu finden, die ihn kärglich ernährte. Für mich gab cö unter diesen Umständen kein Schwanke» mehr: ich bcschlvft. mein Schileidertalent zu verwerten, und erössnete in Paris einen Modesalon. Damit hatte sich mein Lebeilstraum erfüllt. Ich bin heute an meinem Ziel nnd mit pieinem Leben vollständig zufrieden."
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