Volltext Seite (XML)
18,S. einen Unschnldige» im Ministerim des ob derartige Briese Freiberger Marktpreise vom 21. Januar 1899. Butter je nach Qualität: 2,40 bi« 2 00 L Kilo. Ferkel L Paar: 26 bi» 38 Mart. artiger Schriftstücke glauben oder nicht glauben (Beifall), aber man würde festgcstellt sehen wollen, daß sie fabrizirt worden der seit über zehn stehenden Agenten Man habe ge- von einem aus geschrieben wurden, an die Echtheit der- Jahren im Dienste des Ministeriums niemals e»n solches vorhanden gewesen, fragt, ob Briefe vorhanden seien, die wärtigen Souverän an den Verurthcilten (Zurufe.) Man könne, fuhr Delcasss fort, Kampagne gegen das Heer, tue Treyfuc-Augelegenheit diene nur als Vorwand. (Beifall im Ceutrum.) Die Anhänger der Revision mögen nushören, mit den Feinden des Heeres Hand in Hand zu gehen. (Großer Lärm aus der äußersten Linken.) MUine fügt hinzu, das; cs sich unsti citig um eine Kampagne gegen das Heer handle. (Nencr Lärm und Beifall.) Viviani (Sozialist) versichert, daß seine Partei das Heer achte. Die Debatte wird geschlossen und die von der Regierung gebilligte einfache Tages ordnung von der Kammer mit 480 gegen 51 Stimmen an genommen. Die Sitzung wird sodann ausgehoben. Lissabon, 20. Januar. Der Ministerpräsident erklärte, das Kabinett werde kein Abkommen mit den Inhabern der Titors der auswärtigen Schuld unterzeichnen, welches auf internationaler Kontrolle beruhen und eine Verminderung des Kolonialbesitzes herbeiführen würde. Petersburg, 20. Januar. Nach Meldungen aus Afghanistan ist im Falle des Ablebens des schwer erkrankten Emirs der Aus- Wenn es seien. Er wisse absolut nicht und auch Aeußern sei absolut nichts darüber bekannt, Kirchliche Nachrichte«. Kath. Kirche: Sonntag, den 22. Januar. Früh 9 Uhr Predigt und Hochamt. — Nachmittags 2 Uhr Segensandacht. Neueste Nachrichten. Wie«, 20. Januar. Eine über die heute stattgehabtc Stundeu dauernde Berathung des Exekutivkomitees der Rechten ausgegebenes Kommunique besagt: Der auf Einladung Aeußeren Delcasss erklärte, er habe Pal'ologne ermächtigt, vor dem Kassationshof ausznsagen und das sogenannte „ganz geheime Aktenstück" mitzutheilen. Der Minister be merkte dazu, in dem Aktenstück sei kein von dem Ver- nrtheilten an einen auswärtigen Souverän gerichtetes Schreiben vorhanden, und sei nach der Kenntniß Vretd-r-e* Anzeiger ««d Tageblatt, «eite 8. — 22. Januar, begründet erscheinen ließ. gebe, so möge man seine Unschuld verkünden, aber das Land sehe in der Dreyfus-Angelegenheit eine systcmnbsche und perfide Eigene Drahtberichte. (Nach Schluß oer Redaktion «ingegauge» ) Dresden, 21. Januar. Wochenspielpla» der Königlichen Hoftheater zu Dresden. Altstadt: Sonntag: Die Hugenotten. — Montag: Hänsel und Gretel. Der Kinder WeihnachtStraum. — DienStag: Die Königin von Saba. — Mittwoch: Undine. Donnerstag: Der fliegend« Holländer. — Freitag: Don Pas quale. Ballet. — Sonnabend: Lohengrin. — Sonntag: Oberon. — Neustadt: Sonntag nachmittags: Dornröschen, abendS: Die drei Reiherfedern. — Montag: Einsame Menschen. — DienStag: Die drei Reiherfedern. — Mittwoch: Die Jüdin von Toledo. — Donnerstag (neu einstudirt): Cyprienne. — Freitag: Minna von Barnhelm. — Sonnabend: Die drei Reiherfedern. — Sonntag nachmittags: Dornröschen, abendS: Die drei Reiher federn. Dresden, 21. Januar. Ein 7jähriger Knabe stürzte heute in Folge eigener Unvorsichtigkeit in der Nähe der Albertbrücke in die Elbe. Er wurde von Schiffern als Leich« aus Land gebracht. München, 21. Januar. Der bayrische Landtag ist auf den 7. Februar einberufen worden. WorbiS, 21. Januar. In Wingerode sind in der ver gangenen Nacht 14 Häuser und 2 Scheunen niedergebrannt. Stockholm, 2t. Januar. Gestern Abend wüthete eine Feuersbrunst im „Hotel Continental", welche» gegenwärtig um gebaut wird. Menschenleben sind, soweit bis jetzt bekannt ist, nicht zu Schaden gekommen. Ueber die Entstehung deS FeuerS verlautet nicht-. Paris, 21. Januar. Die „Liga der Vaterländischen" ha» an allen Mauern der Stadt Plakate anschlagen kaffen, ans denen Auszüge der letzten Reden CavaignacS in der Kammer und deS Berichts des Gendarmeriehauptmanns Herque über die angeb lichen Geständnisse Dreysus gegeben werden. — Esterhazy hat seit gestern das Hotel, in welchem er abgestiegen war, verlaffen und ist seitdem nicht mehr gesehen worden. Man nimmt an, daß er eine andere Wohnung gesucht habe, um den Nachstellungen der Journalisten zu entgehen. Washington, 21. Januar. Das Kabinett berieth über die Samoa-Angelegenheit; aber da keine amtlichen oder neueren Informationen vorliegen, war man der Ansicht, daß gegenwärtig nichts unternommen werden sollte, waS über die Beantragung einer Konferenz von Vertretern der drei betheiligten Mächte hinausginge. Man ist der Ansicht, daß bald eine Konferenz in Berlin zusammentreten werde. New-Aork, 21. Januar. Einem Telegramm der World aus Washington zufolge ist dort eine Kabelmeldung deS Generals OtiS aus Manila eingetrosfen, nach welcher die Expedition deS Generals Miller auf der Insel Guinera, drei Meilen von Jlo-Jlo gelandet ist, ohne auf Widerstand zu stoßen. Washington, 21. Jgnuar. (Reuter-Meldung.) Wie offiziös gemeldet wird, behandelt VaS Sekretariat die Samoafrage mit Bestimmtheit aber mit Besonnenheit. Es ist nicht einver standen mit den aufregenden Zeitungsartikeln, die darauf be rechnet sind, eine freundschaftliche und gütliche Lösung der Frag, zu durchkreuzen. Amtliche Mittheilungen fehlen noch. bruch eines Bürgerkrieges unvermeidlich. Die Regierung verfügte deshalb militärische Vorkehrungen an der afghanischen Grenze. Warschau, 20. Januar. Das hiesige Kriegsgericht ver- urtheilte den Leutnant von Bekarewisch, welcher bekanntlich am 13. d. MtS. den Obersten von ZelinSki rücklings erschoß, zum Verlust des Offizierranges und der Adelsrechte, soivie zum Tode durch Erschießen. Der Fürst JmeretinSki als Oberkommandirender deS Warschauer Militärbezirks milderte die Todesstrafe aber in lebenslängliche Zwangsarbeit in Sibirien. Konstantinopel, 20. Januar. Türkische Blätter ver öffentlichen ein Jrade an die Pforte, in dem die BaliS ange- weisen werden, den Verwaltungs- und Justizorganen ausS neue jeden Mißbrauch der Amtsgewalt strengstens zu untersagen. Wellington (Neuseeland), 20. Januar. (Reuter-Meldung.) Der britische Kreuzer „Tauranga" hat Befehl erhalten nach Samoa zu gehen. London, 19. Januar. Kupfer, stetig, 64 Lstr. 7 s 6 ä, drei Monate 64 Lstr. 7 s 6 ä, Makler-SchlußpreiS 62 Air. 11 »6 ä bis 64 Lstr. 16 » 3 6, best selecred — Lstr. — ». strong sheetS — Lstr. — s. Zinn stetig, SiraitS 99 Lstr. 2 s 6 ä, 3 Monate 99 Lstr. 10 s, engl. 102 Lstr. 10 s. blei stetig, spanisches 13 Lstr. 8 s9ä, englische» 13 Lstr. 13 s 9 ä. Zink, lest, gewöhnliche Marken 24 Lstr. 13 s 8 ä. besondere Marken 24 Lstr. 18 « 9 6, gewalzte» schlesische» 28 Lstr. Nickel 1 s 2 ä bi» 1 s 3 ä. Hamburg, 20. Januar. Bold in Barren per Kilogr. 2792 BL, 2788 «d. Silber in Barren per Kilogr. 81,75 Br., 81,25 »d. Londou, 20. Januar. Silber 27'/,. StandeSamtSnachrtchten au- Freiberg vom 18. bi» 20 Januar 1899. Geburten: Dem Jäger-Sergeanthornist Wetzel ein Sohn: dem Handarbeiter F. H. Schulze eine Tochter; dem Cigarrenmacher Schnerr eine Tochter; dem Sattler Kyau eine Tochter; dem Modell tischler Erler «ine Tochter; dem Papiersabrikarbeiter Rehwagen «in Sohn: dem Schic erdecker Reichelt ein Sohn; dem Geschirrfuhrer König eine Tochter; dem Cigarrenarbeiter Wünsche ein Sohn dem Geschirr» tührer Hennig ein Sohn; dem Landbriesträger Hanusch eine Tochter; dem Bergarbeiter Hezel eine Tochter: dem BUdhoue Pietsch ein Sohn; dem SvedUionsrollcc Felgner ein Sohn, todtgeboren. Ferner zwei uneteliche Töchter. Aufgebote: Der Eisendreher Karl Emil Streu! in Geyer, früher hier und die Posamentenarbeiterin Emilie Undine Helbig daselbst. Sterbesäll«: Die Bergarbeiters- und HauSbesitzerS-Wittwe Christia e Mchelmine Wols, geborene Walter, 80 I. 11 M. 17 T. alt; de» -st Former und Hausbesiyer Richter nachgelassene Tochter, Anna Martha Näherin, 21 I. 4 M. 17 T. alt. Ferner ein unehe licher Scyn, 2 M. 24 T. alt. de» ObmanneS erschienen« Ministerpräsident gab ein ausführliches Exposee über die gegenwärtige parlamentarische Lage. In der sich hieran anknüpfenven längeren Berathung drückten alle Redner ihr Bedauern darüber auS, daß durch die Obstruktion das Parlament zum großen Nachtheile der Bevölkerung zu voller Unthätigkeit verurtheilt ist. Prag, 20. Januar. (Meldung des Wiener k. k. Korrespondenz- bureauS.) Die Leiche deS erschossenen HochschülerS Linhart wurde heute Vormittag in aller Stille eingesegnet und nach dem StaatSbahnhofe überführt, um nack Lhotka, dem Geburtsorte Linharts, tranSportirt zu werden. Nachmittags zogen ungefähr 300 czechische Studenten zum Staatsbahnhose, wo sie in dem Augenblicke ankamen, als der Sarg in den Waggon gebracht wurde. Nach dem Gesänge deS LiedeS „Ikas slovans" zogen sie wieder ab. Eine später zum Staatsbahnhose ziehende Gruppe von Personen wurde durch die Sicherheitswache zerstreut. Bald darauf sammelten sich auf dem Karlsplatze mehrere Hundert czechische Studenten und sandten an die Rektoren der czechischen Hochschule eine Abordnung, die darüber Beschwerde führte, daß die Leiche Linharts bereits fortgeschafft sei. Die Rektoren er klärten die Beschwerde für ungerechtfertigt, da das Leichenbegängniß LinhartS nicht in Prag, sondern im Geburtsorte desselben statt finde. Abends wurden auf dem Wenzelsplatze Ansammlungen von mehreren Hundert Personen durch die Sicherhcitswache zer streut. Ern deutscher Student wurde von der Menge unter Johlen eine Zert lang verfolgt. Größere Ruhrstörungen werden nicht gemeldet. Charleroi, 20. Januar. In der Nähe von Charleroi sind in Folge Ueberschwemmungen und einer plötzlichen Bodensenkung Kohlengruben unter Wasser gesetzt. Die Bergleute konnten sich nur durch schleunige Flucht retten. Der Schaden ist ganz enorm. Tie Betriebsdirektoren treffen umfassende Maßregeln, um dem Einsturz der Gallerten und einer damit verbundenen Katastrophe vorzubeugen. Lüttich, 20. Januar. Ueber den im Gefängniß sitzenden Anarchisten Moineau wird dieser Tage eine Broschüre erscheinen. Von seinen Parteigenoffen überredet, hat er jetzt endgiltig die Kandidatur für die Kammer angenommen. Die Kandidatur wird von sämmtlichen Sozialisten (!!) des Lütticher Wahlbezirkes unter stützt werden. London, 20. Januar. Die „Daily Mail" meldet auS Shanghai von gestern, 8000 Aufständische in der Provinz Nganhui hätten am 10. Januar die Stadt Kuyung angegriffen. 200 Mann von den die Stadt vertheidigenden Truppen seien getödtet. Zur Zeit werde die Stadt von den Aufständischen be lagert. Der Vizekönig von Nanking habe Verstärkungen nach Kuyung beordert. Nach einer Meldung der „Times" aus Montevideo von gestern hat der Senat beschlossen, daß Cuestas am 1b. Februar die Amtsgewalt niederlegen solle, um so ein Interregnum von 15 Tagen zu schaffen. Hierdurch wurden die Chancen Cuestas für die Wahl zum Präsidenten am 1. März vermindert. Die Lage sei ungeklärt. Paris, 20. Januar. Depulirtenkammer. Dejeante (Sozialist) bringt einen Anirag ein, nach welchem die Sühnekapelle sür Ludwig XVI. abgerissen werden soll und verlangt die Dringlichkeit. Ministerpräsident Dupuy bekänipst die Dringlichkeit deS Antrages, durch welchen verschiedene Fragen moralischer und materieller Natur aufgeworfen werden. Die Dringlichkeit deS Antrages wird sodann mit 332 gegen 150 Stimmen abgelehnt. Breton (Sozialist) interpellirt über das diplomatische Geheimattenstück in der Dreyfus-Angelegenheit. Breton und dann Tramu behaupte», der früttere Unterrichtsmmister Rambaud habe in emem land- wirthschastlichen Verein erklärt, daß die Mitglieder des Kabinetts Meline von der Fälschung Henrys Kenntniß gehabt hätten. (Be- wegnng.) Msline und Barthou leugnen dies formell. Meline sagt, daß er an dem Tage, an welchem er durch die Erklärung CavaignacS in der Kammer von der Fälschung erfuhr, sich dahin äußerte, daß er die Revision des DreyfuS-Prozesses sür nothwendig halte. Er habe nichts von dem, was er gesagt habe, zurück- znnehmen. (Bewegung.) Breton verlangt schließlich die Wahrheit über das diplomatische Geheimaktcnstück, dessen Vorhandensein bald als sicher hingestellt, bald abgeleugnet werde. Redner ist der Ansicht, daß das betreffende Aktenstück nur gefälschte Schrift stücke enthalte» man müsse nach den Schuldigen forschen und sie bestrafen. Paris, 20. Januar. Dcputirtenkammer. Der Minister des einen Fiaker sür 600 Gulden monatlich halte. Er verlangt die Aufhebung deS erstrichterlichen UrtheilS. vr. Siegfried Spitzer für Rinnogl sagte, er könnte den Standpunkt der Familie begreifen, wenn «S sich um die Forderung eines Geldgebers handeln würde, der durch das Uebermaß der Ansprüche den wirthschaftlichen Ruin des jungen Mannes herbeiführen könnte. Der Fiaker müßte, wenn ein Prinz ihn auffordere, ihn zu fahren, statt deS Wienerischen: „Fahr'» ma, Euer Gnaden!" künftig fragen: „Bitt' schön, Hoheit, sanS schon majorenn?" Der SenatS-Bizepräsident vr. von Hoffmann bestätigte daS «rst- richterltche Urtheil. . * Das Gehirn -es lüfachen Mörders Pacher. Die Frage, ob der durch eine unglaubliche Häufung von Blutthaten bekannt gewordene Franzose Bacher mit Stecht oder mit Unrecht zum Tode verurtheilt worden ist, wird die Psychologen und Anatomen noch eine Weile beschäftigen. Ohne auf die widerlichen Einzelheiten, die auS dem Leben dieses viehischen Menschen be richtet werden, zurückzukommen, sei nur daran erinnert, daß der selbe in einem Anfall von Liebeswahnsinn zwei Schöffe auf seinen Kopf abfeüerte und daß eme der Revolverkugeln nicht heraus gezogen werden konnte, sondern im Knochen des Schläfenbeins stecken blieb, waS eine halbseitige Gesichtslähmung mit gelegent lichen Anfällen heftiger Nervenschmerzen zur Folge hatte. Erst nach diesem Ereignisse begann Bacher sich aus die Wanderschaft zu begeben, im Verlauf deren er seine 18 Mordthaten beging, die sämmtlich den Charakter von Lustmorden trugen. Bacher selbst erklärte, die Verbrechen unter einem unwiderstehlichen An triebe begangen und danach die größtmögliche Befriedigung em pfunden zu haben, vr. Lacassagne, Professor der gerichtlichen Medizin in Lyon, wurde mit einigen Aerzten und namhaften Psychologen zur Untersuchung des Verbrechers herangezogen und kam zu der Ueberzeugung, daß der geistige Zustand VacherS die Verantwortlichkeit sür seine Thaten nicht ausschließen könnte, vr. Lacassagne betrachtete den Mörder einfach als einen abgefeimten Betrüger, der während seines Aufenthaltes im Asyl die Aeuße- rungen gewöhnlicher Tollheit soweit kennen gelernt und später eingeübt hatte, daß er sich für gesichert hielt, wenn er Wahnsinn erheuchelte. Die fein ausgeklügelte Art, in der er seine Verbrechen aussührt«, zwang die Sachverständigen zu der Ueberzeugung, Laß Bacher lediglich den Betrüger spielte. Auch sein Auftreten während deS Prozesses, als er die scharfsinnigsten Aussage» zu seiner Vertheidigung vorbrachte, bestätigte diese Ansicht und führte seine Verurtheilung zum Tode herbei. Mit dem Urtheil und seiner Vollstreckung scheint aber den wissenschaftlichen Erörterungen deS Falles noch kein Ziel gesetzt zu sein. vr. Madeus, ein bekannter Ohrenarzt, vertrat die Ansicht, daß das im Schädel sitzende Ge schoß vielleicht die Ursache geistiger Störungen gewesen sein könnte, und der bekannte vr. Toulouse behauptete, daß die Einfälle Vacher's vollkommen die eines Wahnsinnigen gewesen wären. Es wurde eine Röntgen-Aufnahme von dem Schädel des Ver brechers noch bei seinen Lebzeiten gemacht und über den Sitz der Revolverkugel eine eingehende Erörterung angestellt. Immerhin weigerte sich der Präsident der Republik, das einstimmig gefällte Todesurtheil zu ändern. Nach der Hinrichtung wurde Bacher sofort der Gegenstand einer sorgfältigen wissenschaftlichen Unter suchung. Der Schädel wurde geöffnet, aber nichts Anormale» in dein Zustande des Gehirns entdeckt, cs fanden sich keine Wucher ungen an der Hirnhaut und ebenso wenig bemerkbar Veränder ungen in der Schläjcngegend, wo das Geschoß eingedrungen war. Der Schädel und das Gehirn wurden nach Paris gebracht und das Letzter« als Merkwürdigkeit der Gehirnsammlung des anthro pologischen Instituts einverlcibt. Später wurde das Verbrecher gehirn an vr. Toulouse gegeben, der allerdings Spuren von Hirnhautwucherungen entdecken zu können glaubte. So wurden 6 Schnitte aus dem Gelürn gemacht, die an eine Anzahl der be deutendsten wissenschaftlichen Sachverständigen gesandt wurden, darunter auch an Professor Lombroso. Die Gutachten dieser Gelehrten sind noch nicht eingelausen, sp daß man noch eine Fort setzung dieser Erörterungen in wissenschaftlichen Organen zu er warten hat. * Ueberschwemmun- in China. Kabel-Telegramme aus Shanghai melden, daß die Ueberschwemmung deS Hoang-Ho in bedrohlichem Maße zunimmt. Der große Damm, ivelcher das alte Bett nebst dem früheren Ueberschwemmungsgcbiete vor Ein brüchen des nun nördlich fließenden gewaltigen Stromes schützte, ist an zwei Stellen durchbrochen; es stehen nicht weniger als 45 Hsien (nmwallte Marktflecken) und an 500 Dorfschaften unter Wasfcr. DaS Elend ist groß, und die Bevölkerung nimmt gegen die Fremden eine drohende Haltung an. * Ei» Schneider sortgeweht — das ist auch eine Folge deS großen Sturmes vom vergangenen Donnerstag gewesen. Der Schneider hatte, wie die „Köln. VvlkSztg." berichtet, eine Tour nach Kolmar gemacht und dort in Gesellschaft eines gleich gesinnten Freundes munter gezecht. Als er abends niit dem Freunde auf dessen Fuhrwerk gen Bischweiler heimwärts kntschirtc, waren beide, der Schneider und der Fuhrman», beträchtlich „im Sturm", d. h. vorläufig nur im inneren Sturm. Sie hatten aber noch Durst uud hielten im nächsten Dorfe nochmals am Wirthshaus an, um den Durst zu stillen. Das gelang auch, aber das Gleichgewicht war bei ihnen dadurch noch erheblicher inS Schwanken gekommen, und namentlich der Schneider vermochte sich nur mit Mühe und Nachhilfe ans das Fuhrwerk hinaus zubringen. Draußen vor dem Dorfe begann der Sturm mit Macht zu schnauben, und mit einem Stoß hatte er den Schneider auf die Straße hinabgeweht. Der Fuhrmann vermißte den Freund bald und begann nach ihm zu suchen. Als er ihn ge sunden hätte, wollte er ihn wieder auf das rettende Fuhrwerk bringen, aber der Versuch scheiterte aus zwei Gründen. Erstens nämlich war mit dem Schneider nichts anzusangen, und zweitens hatte der Fuhrmann selber nicht mehr die nöthige Schwerkraft. So rollte er denn den Gefährten behutsam an den Straßenrand und setzte seine Laterne neben ihn. Er selber vertraute sich dann dem Instinkt seines Rosses an, das chn auch glücklich daheim ablieferte. Der Schneider aber erwachte am Morgen höchst ver wundert und begab sich mit der Laterne in das nahe Dorf zurück. Er war arg gequetscht und hatte verschiedene Löcher im Kopfe. An den Sturm wird er noch lange denken. * Galanterie in Wilv-West. Madame Nordica sang einmal, so erzählt die „Neue Musik-Zeitung", im fernen Westen Amerikas vor einem urwüchsigen Publikum, den Cowboys. Als sie nach dem Konzert in den Wagen stieg, verlor sie einen Schuh. Sofort sprang einer der riesigen Boys hinzu, kniete nieder und war der Sängerin beim Anziehen behilflich. Als sie ihm freundlich dankte, antwortete er galant: „Ich wollte, Madame, Sie wäre» »in — Tausendfuß." angefertigt seien. Aber selbst wenn dies der Fall wäre, so würde der Anfertiger sich ivohl gehütet haben, diese Briese nach dem Quai d'Orsci zu bringe», denn auch der größt mögliche Fall von Naivetät der Diplomaten würde nicht so weit gehen, daß einer derartige Waare annchme oder an erkenne. (Beifall.) Hierauf erklärt Moline nochmals formell, daß weder er noch irgend ein anderes Mitglied seines Kabinetts von der Fälschung Henrys Kenntniß gehabt hätte. Redner schätzt sich glücklich, daß er die Revision nicht vorgenommen habe, ihm habe die neue Thatsache gefehlt, die sie als