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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 22.01.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-01-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189901227
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18990122
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18990122
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Fehlende Seiten in der Vorlage.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-01
- Tag 1899-01-22
-
Monat
1899-01
-
Jahr
1899
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 22.01.1899
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Freiberger Anzeiger «nd Lageblatt. Seite 3. — 22. Januar. 20. Januar. von nicht auf Trichinen untersuchtem Schinken, Betretens der Anlagen in den Promenaden, Führens von unerlaubten Fleisch- waaren, unbefugter Besorgung fremder Rechtsangelegenheiten, unterlassenen Lchließens des Branntweinschanklokals zur an geordneten Zeit, Abfahrens von Dünger zur Unzeit, mangelhafter Verpflegung eines Kindes, Führens unsittlicher Redensarten und dadurch erregten öffentlichen Aergernisses, llmhertreibens freienUm- herlausenlassens von großen Hunden,'.Verstoßes wider dasRegulativ, die im Stadtbezirke Freiberg zu erhebende Biersteuer betreffend, Rauchens im Hospitalwalde, unterlassenen Einstellens eines Haus- Admmistrators, Jnsultirens, Anklebens von Plakaten an anderen, als an den hierzu bestimmten Orten, Beschädigens von Bänmen dnrch Abbrechen von Zweigen, Einspannens abgetriebener Zug- lhwre, unbefugten Betretens eines Bauplatzes, unterlassenen An bringens der vorgeschriebenen Brand-Katasternummer, schlechter Behandlung eines Kranken seitens der Angehörigen, unbefugten Aufstellens von Baugerüsten, verbotswidrigen Ausstellens von Waaren auf Trottoirs, Ueberfahrens eines Kindes mit dem Fahr rad, Störens der öffentlichen Ruhe und Ordnung im Tanzloka!, Begehens der Trottoirs und Fußwege mit Fleischermulden, Mit- sichsührens von Hunden in Nestaurationslokalitäten, Verstoßes wider die Bestimmungen, das Schlafstellenwesen betreffend, Selbst mordversuchs, Störens der nächtlichen Ruhe durch fortgesetztes Bellen des Hundes, StehenlassenS von Wagen auf öffentlichen Straßen und Plätzen, Besetzens der in den Promenaden ange brachten Bänke, welche mit der Bezeichnung „Nur für Erwachsene" versehen sind, durch Kinder und wegen Schlafens beim Leiten Heute wird der „Vossischen Zeitung" berichtet: „London, 20. Januar. Washingtoner Drahtungen zu Folge kon- Oertttches und Sachfisches. Freiberg, den 21. Januar. — Der König nahm gestern Vormittag vom Kriegsminister General der Infanterie v. d. Planitz ein Oelgemälde entgegen, welches die Ueberreichung des Marschallstabes durch den deutschen Kaiser an den König bei Gelegenheit des 50jährigen Militärdienst jubiläums am 22. Oktober 1893 im Marmorsaale des Königl. Residenzschlosses zu Dresden darstellt. Das Bild, vom Maler Limmer gemalt, repräsentirt 55 Portraits, unter denen sich neben den beiden Monarchen die Prinzen Heinrich und Albrecht von Preußen, die Prinzen Leopold und Arnulf von Bayern, der Prinz Georg von Sachsen und der Prinz Friedrich von Hohen- zollern, sämmtliche kommandirende Generale der deutschen Armee, sowie die Herren vom Kaiser!, und Königl. Gefolge und eine Offiziersdeputation des Königl. preußischen 2. Garde-Ulanen- Regiments, welch letzteres der deutsche Kaiser bei obengenannter Gelegenheit dem Könige verliehen, befinden. — Prinz Rax hat den Besuch bei seinem Vater, dem Prinzen Georg beendet und sich gestern Vormittag mit dem fahr planmäßigen Schnellzuge 8 Uhr 50 Minuten nach Nürnberg begeben. — Gemäß der Bestimmung in 8 42 der Ausführungsver ordnung zum Gesetze über die ärztlichen Bezlrksoereine voin 23. März 1896 wird vom königlichen Ministerium des Innern bekannt gegeben, daß als Beisitzer des ärztlichen Ehren gerichtshofes, bez. als Stellvertreter derselben, was den Regierungsbezirk Dresden anbetrifft, die nachgenanuten Herren fungiren: Beisitzer: Sanitätsrath I)r. wsä. Dreschke-Freiberg, BezirkSarzt vr. wsü. Erler-Cölln, vr. msä. Findeifen-Plauen bei Dresden, Hofrath vr. wsä. Unruh-Dresden; Stellvertreter: BezirkSarzt Medizinalrath vr. Eras-Pirna, vr. msä. Freiherr v. Keller-Meißen, Medizinalrath vr. msä. ChalybäuS-DreSden, Hofrath vr. msä. Hübler-Dresden. — Zum Vorsitzenden des Ehrengerichtshofes in den sämmtlichen vier Regierungsbezirken ist der Vortragende Rath im Ministerium des Innern, Geheimer RegierungSrath vr. Rumpelt in Dresden, ernannt worden. deS Geschirre». Außerdem wurden 54 Anzeigen iibrr vorge nommene Untersuchung von 251 entnommenen Proben von Fett, Margarine, Butter und Käse bei hiesigen Händlern, 49 wegen baulicher Uebelstände, 25 über stallgefunden« Stube»-, Werkstätten- ' und Essenbrände, 12 über vorgenommene Revision der Pissoiranlagen, 11 über Unterbringung veruw- glückter bez. erkrankter Personen in da» hiesige Krankenhaus, 1V über vorgenommene Untersuchung von denaturirtem Branntwein 9 über Auftreten der Blutlaus in den Gärten hiesiger Stadt, 8 wegen sonstiger Uebertretuugen, 7 über zugelaufene bez. ein gefangen« herrenlose, dem Eaviller zugeführt« Hunde, 4 über TranSportiren großer Dampfkessel, je 8 über Auffinden von Portemonnaies mit Inhalt, über hierorts aufgetretene LogiS- schwindler und Diebe, über durchgegangene Geschirre und dadurch herbei geführte Verunglückungen, über Unterbringung von Kindern »vegen mangelhafter Verpflegung feiten» der Eltern in da» hiefige Waisenhaus, je 2 über vorgekommen« Verunglückungen, über ein im Verkehr gekommene» falsche- Drei- bez. Einmarkstück, sowie je 1 über einen Diebstahl an Billardbällen, über Unterbringung eines Schulknaben in eine Erziehungsanstalt, über ein verübtes SittlichkeitSoerbrechen, wegen unterlassenen JastandhaltenS der Fußwege von Seiten der Hausbesitzer, über einen zurückgelaflrne«, vermuthlich gestohlenen Koffer nnt verschiedenem Inhalt, über einen durch Blitzschlag entstandenen Scheunenbrand, über Ber schwinden eine- hiesigen Einwohners unter Selbstmordverdacht, über Auffinden eines Messer-, sowie von Militär-Effekten und einem Quantum Blei, über einen begangenen Selbstmord durch Ertränken, über Rauchbelästigung, über Beschwerdeführung wegen Ausschmelzens von Talg, über eiu« beabsichtigte Brandlegung) über einen hierorts verübten Einbruch- bez. Wäschediebstahl, über vorläufige Unterbringung eine- nach hier zugereisten Schul mädchens m die Mägdeherberge, über eine« hierorts verübte» Baumfrevel, über vorgenommene Untersuchung von 20 ent nommenen Proben von Petroleum bei hiesigen Händlern, über einen verendet aufgefundenen Hund und über einen augebüch ansgefundenen Guldenschein erstattet. JnSgesammt aber wurden 1151 Anzeichen eingereicht, 208 weniger al» im Jahre 18S7. Weiter sind im Jahre 1898 von der. Schutzmannschaft 5245 schriftliche Relationen erstattet worden; in 156 Fällen wurde mit auslvärtigen Polizeibeamten und Gendarmen korrespoadirt «ad 29051 schriftliche Zustellungen au-getragen. — Dienstjübiläum. Herr StationSasfisteat Frohberg hierselbst feiert heute sein SOjährigeS Dienstjubiläum. Mit Aus nahme einiger Monate ist Herr Frohberg während seiner 80jihr. Dienstzeit ununterbrochen in Freiberg thätig gewesen. — Von fern und nah war man herbeigekommen, nm den 1. kirchlichen AamMenabend mitzufeiern, der am DonnerStag im Bairischen Garten abgehalten wurde. Nicht bloß der große Saal, sondern auch die Nebenräume und die Galerie waren dicht gefüllt, und Vielen kostete e- Mühe, noch ein Plätzchen zum — Die Jahresversammlung »es sächstsche« LanveS- Verbandes vom Allgemeine« deutschen Schulverein findet Sonntag, 16. April, in Freiberg statt. — Entscheidung des Reichsgericht». (Nachdruck ver boten.) Wegen Untreue und Unterschlagung hatte da» Land- gericht Freiberg den Uhrmacher Hugo Fritsch zu 6 Monate Gefängniß verurtheilt. Der Angeklagte war al- ProvisionSreiseuder für eine Nähmaschinenfabrik thätig. und hatte für diese Gelder einkassirt, welche er widerrechtlich für sich verwandte. Gegen daS Urtheil hatte Fritsch Revision beim Reichsgericht eingelegt, welche aber als unbegründet verworfen wurde; dem Beschwerde führer wurden die Kosten deS Rechtsmittel» auferlegt. — Statistik über die von der hiesigen Schutzmannschaft im verflossenen Jahre zur Aufbewahrung gebrachten bez. ange- zeigten Personen und eingereichten Anzeigen. Es wurden zur Aufbewahrung gebracht 87 Personen wegen Betteln», 82 wegen Mittel- und Obdachlosigkeit, 28 wegen totaler Trunkenheit, 26 wegen Diebstahls, 12 wegen steckbrieflicher Bersolgung, 10 wegen Widerstand» gegen die Staatsgewalt, 8 wegen Betrugs, 7 wegen fortgesetzten Nacht- bez. Straßenskandals, je 8 wegen Unter schlagung, in Folge Ausschreibens im Gendarmerieblatt, je 2 auf Grund Z 176 Nr. 8 de- R. - Str. - G. - B., Sachbeschädigung, Führen- gefälschter Legitimationspapiere, Vergehen» wider die Sittlichkeit, Umhertreiben», Entlaufens au» der elterlichen Woh nung, fortgesetzten Hausskandals, je 1 wegen ZechbetrugS, Mieth- grldprellerei, Entweichens aus der Anstalt, und wegen Ein schleichens. Zusammen 284 Personen, 48 weniger als im Jahre 1897. Ferner wurden im verflossenen Jahre 125 Personen zur Anzeige gebracht wegen Nacht- bez. Straßenskandals, 108 wegen Verübung groben Unfugs, 95 wegen Diebstahls, 56 wegen außerehelichen Zusammenleben», 42 wegen Verstoßes wider da» Regulativ, den Milchverkauf in Freiberg betreffend, 33 wegen unterlassenen Herstellens eine» vorschriftsmäßigen AschebehälterS, 24 wegen Betrugs, 21 wegen verbotswidrigen Besuchs von Schankstätten bez. Tanzlokalen, 18 wegen Verkaufs von minder gewichtiger Butter, je 17 wegen Körperverletzung, Schlägerei, Verstoßes wider die Bekanntmachung, die Hundesperre in der Stadt Freiberg betr., 14 wegen Hausskandals, 13 wegen AuS- werfens von Scherben an sogenannten Polterabenden, je 12 wegen Beleidigung, freien UmherlaufenlassenS von Hunden in den Pro menaden, je 11 wegen Sachbeschädigung, Verstoße» wider die Verhaltungsvorschriften für Prostituirte, unbefugten Beherbergens, je 10 wegen Hehlerei, Bettelns, schnellen Fahrens mit Last geschirren, StehenlassenS von Geschirren ohne Aufsicht, Fahren» auf verbotenen Straßen und Fußwegen, 9 wegen Unterschlagung, je 8 wegen Verstoßes wider das Regulativ, das Einwohner- und Fremdenwesen, ingleichen die Meldung des gewerblichen Hilfs personals und der Dienstboten in Freiberg betreffend. Fahrens ohne Namensschild, je 7 wegen Hausfriedensbruchs, freien Umher laufenlassens von bissigen Hunden, ohne daß sie mit Maulkorb versehen gewesen, Fabrens ohne Beleuchtung, je 6 wegen Be treiben» gewerbsmäßiger Unzucht, fortgesetzter Trunkenheit, je 5 wegen Miethgeldprellerei, Thierquälerei, unbefugten Schießens in der Nähe bewohnter Gebäude, Führens unzulässiger Meß werkzeuge im öffentlichen Verkehr, Straßenverunreinigung, je 4 in Folge Ausschreibens im Gendarmerieblatt, wegen Umfahrens einer Ga»laterne, unterlassenen Reinigens der Trottoirs und Fußwege nach stattgefundenem Schneefall, je 3 wegen Blutschande, steckbrieflicher Verfolgung, Verstoßes wider das Regulativ, den Handel mit Roggenbrot betr., unbefugten HausirenS, unbefugten Führen» von Waffen, Abbrechens von Zweigen in den Anlagen der Promenaden, Jauchens von Gärten zur Unzeit, je 2 wegen Verdachts der Kinvestödtung, Majestätsbeleidigung, Nothzuchts- versuchs, Zweikampfes bez. Beihilfe zu demselben, Logisschwindelei, Zerstörens von Vogelnestern, Verkaufs unzüchtiger Schriften, EinführenS von Fleisch von auswärts, ohne eS zur Beschau vor gelegt zn haben, Verstoßes wider das Regulativ, die Erhebung der Hundesteuer in der Stadt Freiberg betr., Mißhandlung der Ehefrau, Verstoßes wider das Vereins- und Versammlungsgesetz, Vernach lässigung der Familie, vorschriftswidrigen Ausstellens am Bahnhof zum Zwecke der Inempfangnahme von Reisenden, Verstoßes wider das Regulativ, die Räumung der Aborte betreffend, unter lassenen Anbringens einer Hausklingel, Befahrens bergiger Straßen mit Kinderschlitten, Treibens von Reifen auf Straßen, AufliegenS, Abladens von Schutt bez. Asche an verbotenen Orten, Fahrens auf der linken Seite der Straße, unvorschriftsmäßigen Führens deS Hundegeschirres, unbefugten Fahrens mit Last geschirren durch die Stadt, schnellen Fahrens über Kreuzungs punkte und um Ecken, übermäßig schnellen Fahrens mit Velocipeds, je 1 wegen Urkundenfälschung, auf Grund 8 176 Nr. 8 des R.- St.-G.-Bs., Baumfrevels, Bedrohung, Zechbetrugs, Vergehens wider die Sittlichkeit, Fangens von Singvögeln, Verstoßes wider die Ministerial-Verordnung, das Treiben von Schweinen betr., Verstoßes wider das Gesetz, die Sonn-, Fest- und Bußtagsfeier betreffend, unbefugten Bierschanks, unbefugten Wein- und Spirituosen-Handels, Wegfangens von Tauben, Verdachts der Zuhälterei, Vergehens wider die Verordnung, den Transport mit Sprengstoffen betreffend, Führens unzulässiger Maße, unbefugten Branntweinschanks, Verstoßes wider die Bekanntmachung, die Sonntagsruhe im Handelsgewerbe betr., verbotswidrigen Vertriebs von Uhren, unbefugten Verabreichens von Spirituosen zum sofortigen Genuß, Führens unzulässiger Flüssigkeitsmaße im öffentlichen Verkehr, Entziehens aus der Polizeiaufsicht, unbefugten Kolportirens, unbefugten Verkaufs von Spirituosen, Einsührens ferirten der britische Botschafter und der deutsche Geschäfts träger gestern mit dem Staatssekretär Hay über die Vorgänge auf Samoa. Der deutsche Vertreter versicherte, seine Regierung würde kein Vorgehen ihres Vertreters auf Samoa billigen, das gegen den Berliner Vertrag verstoße. Sie ermuntere nicht die Rebellion. Wenn der Thatbestand amtlich bekannt sei, würde gefunden werden, daß die Lage nicht so ernst sei, als sie scheine.— Eine Washingtoner „TimeS"-Drahtung besagt, man erwarte, die deutsche Regierung werde das Vorgehen ihrer Vertreter miß billigen, sobald pe über die wirklichen Vorgänge amtlich unter richtet sei, aber die Washingtoner Regierung besorge weitere Wirren, ehe Weisungen aus Berlin eintreffen können." — Vielleicht ist die amerikanische Regierung so freundlich, auch ihrerseits dafür zu sorgen, daß nicht ihr Vertreter die Un ruhen nährt. Die vorherige Verurtheilung des Verhaltens des deutschen Konsuls, wie es schon jetzt in England und Amerika geschieht, läßt freilich wenig Hoffnung. Die deutsche Regierung wird jedenfalls korrekt und vertragsmäßig vorgehen; sic wird Vie Maßnahmen ihres Vertreters ans Samoa prüfen und dem entsprechend handeln, selbstverständlich unter Würdigung der deutschen Interessen, die nicht preisgegeben werden können. ES ist Befehl ertheilt worden, daß ein amerikanischeS Schiff sich nach Samoa begebe, um dort nach den Weisungen deS amerikanischen Konsuls zu handeln, so weit sie mit den Bestimmungen des Berliner Vertrages übereinstimmen, der nach Ansicht der amerikanischen Regierung genau eingehalten werden muß, so lange er nicht abgeändert ist. Sitzen zu finden. Und Alle, die gekommen waren, werden der Abend, wie Herr Superintendent Haesselbarth in seinem Schluß wort hervoryob, in ihrem evangelischen Bewußtsein gestärkt und in dem schönen Gefühle verlaffen haben, Stunden edelsten Genüße» mit gefeiert zu haben. Im Mittelpunkte deS Abend- stand de» Bortrag des Herrn Domdiakonatsvikar Helm über das Evan gelium in Portugal und Spanien. An der Hand d« Geschichte und nach eigener Anschauung, die er sich al» früherer erster Lehrer und stellvertretender Direktor an der deutschen Schule in Lissabon erworben, schilderte der Redner den Gang des Evangeliums auf der pyrenäische» Halbinsel in lebendiger; farbenreicher Weise, indem er zuerst darauf hinwie», wie - schon zur Zeit Luthers, ZwingliS und Calvin» auf Portugal und Spanien von dem Frühlingshauche der Reformation berührt wurden, unter Karl V. sich schon kleinere Gemeinden bildeten, unter seinem Nachfolger, Philipp II. aber durch die Inquisition der Protestantismus wieder auSgerottet wurde, noch ehe er in den Herzen der beiden Völker tiefere Wurzel geschlagen. Alle» evangelische Leben war 300 Jahre lang ertödtet, bi» nach der Mitte unseres Jahrhunderts, im Jahre 1868, wieder eine evan gelische Bewegung die Länder ergriff. Zwölf verschiedene Evan gelisationsgesellschaften arbeiten jetzt im Lande, und namentüch ist es der glaubensfreudige Pastor Fliedner, der in Madrid al» Pionier des Evangelium» mit großer Freudigkeit wirkt, «nd schöne Erfolge zu verzeichnen hat, obgleich der Unglaube und Aberglaube des Volkes, harte Gesetze, schwere Kämpfe nach außen, die bunte Verschiedenheit des Protestantismus, die schwierige Ausbildung der Lehrer und Prediger, die Unbildung deS Volke» der weiteren Ausbreitung deS Protestantismus, die größten Schwierigkeiten entgegensetzen. Nach einer hochinteressanten Schilderung von Land und Leuten, von der Art und Aeußerung der katholischen Religiosität und von dem jetzigen Stande der evangelischen Arbeit in Lissabon, Sevillia, Cadix, — in dessen Nähe in Puerto da santa Maria sich ein evangelische- Prediger seminar befindet, — in Malaga, Madrid und Barcelona, faßte er den Erfolg der EvangelisationSarbeit daselbst in dem Urtheil zusammen: Was bis jetzt gethan und erreicht ist, kann nur als vorbereitende Auslockerung des Bodens gelten; eine Bewegung, die weitere Kreise erregen soll, muß aus dem Volke selbst kommen; ein Volk, wie das spanische und portugisische, da» sein Vaterland über Alles schätzt und alles Ausländische mit dem größten Mißtrauen betrachtet und zurückweist, kann nur durch höhere Einwirkung für den Protestantismus in weiteren Kreisen geivonnen werden. Es ist eine Arbeit auf Hoffnung, die hier getrieben wird, und Gott muß geben, daß sie nicht vergeblich ist. Lauter Beifall und Dank der andächtig lauschenden Versammlung lohnte den Redner für seine vortrefflichen Ausführungen. Herr Superintendent Haesselbarth sprach ihm diesen Dank in seinem Schlußwort noch ausdrücklich aus, ebenso Herrn Kantor Stein, welcher den Abend durch den Bortrag zweier Lieder von Schubert „An die Musik" und „Die Allmacht" verschönte, und den Damen und Herren des freiwilligen KirchenchorS von St. Petri, die die Veranstaltung dnrch den eindrucksvollen Gesang einer acht stimmigen Motette von Jansen „Gott ist mein Hirt" und einen dreistimmigen Frauenchor „Die heilige Nacht" von Lassen weihe voll einleiteten und schlossen. Auch für weitere Kreise wird die Mittheilung von Interesse sein, welche Herr Superintendent Haesselbarth in seinem Schlußwort gab, daß für den zweiten Familienabend, der auf den 13. März festgesetzt ist, Herr MissionS- sekretär Just inDresden einenBortrag in Aussichtgestellt hat überdaS Thema: „Leiden und Erlösung in budhistischer und christlicher Betrachtung". Möge auch diesem zweiten Abend ein ebenso reicher Besuch und ei» so schöner Verlauf beschieden sein wie diesem ersten. — Für das morgen stattfindende Schneckeuberg-Kontert des Jägermustkchores ist folgendes Programm aufgestellt worden: 1. Nibelungen-Marsch von Sonntag. 2. Ouvertüre z. Op. „Robert der Teufel", von Meyerbeer. 3. Pilgerchor und Lied an den Abendstern a. d. Op. „Tannhäuser", von Wagner. 4. Ma 6uru, Walzer von Coote. 5. Fürsteugruß, von Opitz- 6. Marieu-Galopp, von Walther. aesecht verstehen die Filipino» ebenso wenig Spaß wie die Kubaner. Dre „Organisation zur Sicherung der Sonutagsheiligung" auf deu „befreiten" Inseln hat zwar eine weniger gefahrvolle, aber de-halb nicht weniger undankbare Aufgabe unternommen. In Havana wie Manila geht man wohl deS Sonntag- zur Messe, nachher aber in Kneipe und Tanzsaal, und beidä werden die „autonomen" Insulaner sich kaum abgewöhnen lassen. Noch schlechter dürfte e» den armen „Frauen-EmanzipationS-Aposteln" ergehen, die sich bereit» zur Reise rüsten, um ihre neuen Schwestern au» der Knechtschaft der Männer dort unten zu befreie». Die hübschen Töchter der Antillen habe» kaum ein größeres Eman- zipationS-Bedürsniß als die Tagalin; beider Ideale sind noch weltenweit von der Höhe deS modernen Blaustrümpfe» entfernt. Eine Revolution mittels Fernsprecher» ist die neueste Politisch« Errungenschaft in den umsturzsüchtigen mittelamerika nischen Republik«». Auf diese Weise ist die jüngste Revolution ia Sa« Salvador höchst unblutig und eigenartig von Statten gegangen. Der dortige Präsident Gutierrez hatte den General Thomas Regaldo zum Befehlshaber der Truppen der Hauptstadt San Salvador eingesetzt. General Regaldo wußte, daß seine Landsleute sich mit Hände» und Füßen dagegen sträubten, San Salvador den Präsidenten von Nicaragua und von Honduras auSzuliesern. Al» beste» Mittel dagegen erschien ihm nun, sich selber zum Präsidenten zn machen. Nachdem er sich mit seinen Offizieren verständigt hatte, begab er sich eine- schönen Abends iu die Artillerie-Kaserne, trat an» Telephon, li«ß den Präparaten Gutterrez kommen und rief ihm die kurze Botschaft zn: „Sie sind kein Präsident mehr. Alle Batrillone sind auf meiner Seite." Gutterrez scheint nicht großen Widerstand gegen diese Ankündigung erhoben zu haben. Er packte sein Bündel zusammen, verließ den Präsidentschafts-Palast unter dem Geleit seiner Ehrenwache und floh nach Honduras. Die über England eintreffenden Berichte auS Samo« lauten immer sonderbarer. Darnach herrscht förmlicher Kriegszustand zwischen dem deutschen Konsul einerseits und dem amerikanischen und englischen Konsul andererseits, und es soll bei der gewalt samen Oeffnung des Obergericdtes an den deutschen Konsul und den Munizipalpräsidcnten vr. Raffel sogar Hand angelegt worden sein. Wahrheit und Dichtung ist bei diesen phantasievollen britischen, und noch mehr bei den Dankeedrahtungen schwer zu unterscheiden, doch glaubt man in Berlin nicht recht an die Nach giebigkeit des deutschen Vertreters Rose, da doch schon gestern auS Auckland gemeldet wurde, Mataafa und die provisorische Re gierung seien vorläufig anerkannt worden, bis Weisungen der Vertragsmächte vorliegen würden. Darnach hat die deutsche Partei gesiegt und pe hat wohl auch die Ordnung in Apia wieder her gestellt. WaS von Plünderungen, Brandstiftungen, Verwüstung der Plantagen x. durch die von dem deutschen Vertreter an geblich begleiteten Truppen MataafaS berichtet wird, ist offenbarer Schwindel, denn zu verlieren haben auf Samoa überhaupt nur Deutsche an Eigenthum und die Leute der deutschen Partei werden schwerlich gegen ihr eigenes Interesse wüthen.
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