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8. yretderger Anzeiger und Lageblatt. Sette S. — 8. Januar vormaligen Klostergarten räumlich vereinigten Unternehmungen der Stadt in ihrer Allgemeinheit je länget je mehr augenfällige und segensreiche Früchte bringen. Auch sonst kann von den Frei berger Lehranstalten berichtet werden, daß sie sich eines steigenden Besuches erfreuen, allen voran unsere einheimische, in der ganzen Welt berühmte Hochschule, die Königliche Bergakademie, die, Dank ihren hervorragenden, vortrefflichen Lehrern, räumlich nicht ein mal mehr Alle auszunehmen vermag, die in ihren Hallen die wissenschaftliche Ausbildung begehren. Möchten bald neue und erweiterte Räume den gesteigerten Zuspruch aufnehmen! DaS gewerbliche Leben bewegte sich in gesunden und soliden Bahnen. Selbst rein zisfermäßig wuchs die Steuerkrast und dies nicht nur im Allgemeinen, sondern im Besonderen auch hinsicht lich des Einkommens aus Handel und Gewerbe. Die Zahl der gewerblichen Unternehmungen und der in ihnen beschäftigten Arbeiter vermehrte sich. Unsere Kreditinstitute standen steigenden Bedürfnissen gegenüber und dehnten sich auS, und hinzutrat zu ihnen eine Zweigniederlassung des großen reichsgesetzlich basirten und geordneten Bankunternehmens, der Reichsbank, deren Bor theile damit auch unserer Stadt und dem ganzen Bezirk unmittel bar zugewendet wurden. Den Berkehr in der Stadt und von und nach ihr zu be günstigen, zu erleichtern und zu heben, sahen die städtischen Kol legien nach wie vor als unter ihre besonderen Aufgaben fallend an, und ich meine, auch in Zukunft wird daraus nachdrücklich Ge wicht zu legen sein. Dies nicht zum Wenigsten in der Richtung, daß der die Bezirksstadt Freiberg umschließende und natürlich und historisch an sie gewiesene LandeStheil auf immer besseren Ber- kehrSwegen und unter iinmcr günstigeren BerkehrSbedingungen der Stadt angegliedert und angefchlossen oder auch ihr erneut zu geführt wird. Ich denke, daß unS Borlagen in dieser Richtung beschäftigen werden. An dieser Stelle kann ich unmöglich auf alle Bauausführungen darauf zurückzukommen sein wird. Sie haben am 30. Dezember vorigen Jahres, genau an dem Tage, wo ich vor zwei Jahren in mein neues, mir vom ersten Tage an lieb gewordenes Amt ein- gewiesen wurde, meine Wiederwahl auf Lebenszeit beschlossen, ^ür so viel ehrendes Vertrauen schulde ich Ihnen innigen Dank, Dank, dem ich heute vor Allem die Versicherung anfügen möchte, daß Jhr> Vertrauen das Gefühl meiner Verantwortlichkeit, die Eurpsindung dafür, was Sie mit Fug und Recht von mir zu be anspruchen und zu erwarten haben, wesentlich verstärkt und erhöht. Die Treue schmückt sich nickt mit Worten, sondern mit Thalen. Mein heißester Wunsch, dessen Erfüllung ich fortgesetzt und jeder zeit in ernstem Streben zu verwirklichen suche, geht dahin, daß Ihr Beschluß vom 30. vorigen Monats ausschlagen möge. zum unter 450 Meter geschlossenes " Bachbett. Die Tiefbau- wahren Wohle unserer Stadt, daß er beitragen inöge zum Auf- Herstellungen, wie sie in Freiberg namentlich seit dem Jahre! blühen und Gedeihen unseres Gemeinwesens, daß er seins dauernd« eingehen, die das Jahr 1898 erstehen sah. Herausgreifen möchte ich aber die Herstellung der verlängerten Beuststraße, einschließlich der Ordnung der Straßenverhältnisse am sog. Dreieck der Anna- bergerstraße, die Herstellung der mittleren Buchstrabe und der unteren Langegasse, der BerthelSdorserstraße zwischen Werner und Roßplatz und vor Allem die Fortführung der Münzback- regullrung auf der 700 Meter langen Strecke vom Hermsdorf» scheu Wehre bis zur Ueberbrückung an der Äerberschule, dar- Oertliches mrd Sächsisches. Freiberg, den 7. Januar. — Am Donnerstag Abend 8 Uhr fand im Stadtverordneten- wale die feierliche Einweisung der wieder- de», neu- gewLhlten Stadtverordneten in ihr Amt statt. Herr Bürgermeister vr. Schroeder vollzog in Gegenwart sämmtlicher Rathsmitglieder die Einweisung; in seiner EmweisungSrede an dgS ebenfalls vollzählig erschienene Stadtverordneten-Kollegium führte er Folgendes auS: Meine sehr geehrten Herren! Der Beginn des neuen bürger lichen Jahres eröffnet auch für das Stadtverordnetenkollegium, für die frei von der Bürgerschaft gewählten Gemeindevertreter eine neue Arbeitsperiode. Der Eintritt in den neuen Zeitab- fchnitt fällt diesmal zujammen mit dem Inkrafttreten einer neuen Ordnung für die Erledigung Ihrer Geschäfte, wie Sie, meine verehrten Herren Stadtverordneten, solche in den letzten Wochen des verflossenen Jahres sich gegeben haben. Die Geschäfts ordnung ist ja nur die äußere Form, in der sich die verant- ivortungsreiche Jahresarbeit vollzieht, die Hülle, deren Inneres mit Geistund mit Inhalt zu ersüllen ist. Und doch habe ich es als eine gute Vorbedeutung anzuiehen, daß Ihr erster Beschluß, den Sie auf Grund der neuen Geschäftsordnung gefaßt haben, daß der erste Akt, der auf Grund der neuen Geschäftsordnung voll zogen wird und unter dem wir in diesen Augenblicken stehen, erneut und wiederum bestätigt und an den Tag legt, wie tief Sie alle, meine Herren, vo» der lleberzeugung durchdrungen sind' daß das vertrauensvolle und verständmßiunige Zusammenwirken der beiden städtischen Kollegien die unerläßliche Voraussetzung sür daS Wohlergehen des unseren Händen und unserer Führung an vertrauten Gemeinwesens bildet. Gegenseitig sind dre ehrlichen Ueberzeugungen zu ehren und zu achten, gegenseitig ist unbe, fangen und vorurtheilsloS zu prüfen und daS Beste zu behalten (denn daS Beste ist für unsere Stadt Freiberg gerade gut genug), dem Mandarinsdiener kommen und den Leuten entgegengehen, ste um ihr Begehren zu fragen. Man verlangte Auslieferung der Christ«». Pater Stenz solle nach Tsintau zurücklehre». Die Christen ginge» den Leuten entgegen, um sich mit ihnen auS- zusprechrn, wurden aber sofort gebunden, und dann, nachdem Pater Stenz so jeden Schutzes entblößt war, kam die Horde mit Schreien und Schießen inS Dorf. An Flucht war kein Gedanke. Der Pater verbarg sich in einer kleinen Hütte, doch war er kaum dort angekommen, als eine Rotte vo» etwa dreißig Mann heran stürzte. Ohne ihn ein Wort reden zu lasse», packten die Verfolger ihn am Bart und Zopfe, zerrten ihn zur Erde, zerrissen ihm jämmtliche «leider und arbeiteten mit Messern, Lanzen und Stöcken auf ihn ein. Man ivars ihn von einer Ecke in die andere und fesselte ihn zum Schluffe. Den Bart hatte man dem armen Opfer stückweise ausgcrissen. Pater Sten» blutete am ganzen Leibe, zwei Schläge auf den Kopf ließen ihn auf eine Weile ohnmächtig werden." Endlich trat Ruhe ein. Man fragte den Schwermißhandelten, woher er komme und was für ein Landsmann er sei. Antwort: er komme von Tsintau und sei ein Deutscher. Eine Tracht Prügel folgte. Weshalb er hierher komme, daS Land zu rauben? u. s. w. 'Am Bart und Strick wurde Pater Stenz sodann hinausgeführt. Etwa 50 Mann bildeten am Ende des Dorfes mit langen Lanzenstöcken Spalier und ließen den Pater Spießruthen laufen. Bor dem Dorfe wurden Vorbereitungen zum Aufhängen getroffen, es kam jedoch ein Bote (woher, weiß Pater Stenz nicht anzugeben), durch dessen Eingreifen das Schlimmste verhindert wurde. Nach dem Spießrutheulnufen wurde dem Gefangenen eine Schlinge um die Füße geworfen, und zwar so unvermuthrt, daß er vornüber auf die Brust fiel. Man wetzte die Messer aus seinem Leibe, als mb man Anstalten treffen wollte, ihm die Haut abzuziehen. ES kam jedoch nicht dazu; denn plötzlich wurden die Fesseln zer schnitten, und befreit vo» ihnen, taumelte der Gequälte besinnungs los umher. Gleichwohl waren die schrecklichen Leide» noch nicht zu Ende. Man hetzte den Pater anderthalb Stunden über Stock und Stein und durch Flüsse in eine alte Pagode am mittleren Abhange eines Berges. Bor der Pagode mußte er etwa zwei Stunden in der größten Hitze an einer Säule stehen. Gegen 4 Uhr wurde er in den Tempel geführt, aus den harten Boden gelegt und von neuem gebunden. Dort lag er auch die ganze lange Nacht. Am Morgen des 10. erhielt Pater Stenz seines bestigen Fiebers wegen ein altes Hemd und Schuhe und wgrde sodann auf eine» Berg geführt, wohl eine Stunde lang aufwärts, bis er ohnmächtig zusammer.brach. Nachdem er zu sich gekommen ivar, ivurden ihm die Hände noch fester auf den Rücken gebunden. Danach knüpskn seine Peiniger einen langen Strick an die Fesseln, warfen ihn über einen Balken und zogen langsam an. Man wollte den Pater an den Armen auMngen und ihm die Arme verrenken. Da erschien ein Abgesandter des Mandarins mit einem Anführer der Bande und schnitt den Pater loS. Er wurde den Berg wieder hlnuntergeführt und in die Pagode geworfen, wo er bis zum 11. nachmittags zwischen 2 und 3 Uhr gefangen lag. Dann endlich wurde er befreit. In der Nacht ließ der Mandarin ihn 7 Stunden weit nach der Stadt tragen. Dort wohnte Pater Stenz bis zum 17. November. Am Morgen deS 17. November wurde er vom Mandarin znm Hasenplatz Lchedjiuschuo geleitet, von wo er durch Güte der hiesigen Firma Schwarzkopf u. Co. aus deren Dampfer hierher nach Tsintau gebracht wurde. Soweit der Bericht der „D. A. W." über die schweren Mißhandlungen des Pater Stenz. WaS den Priester ,Hia angeht, dessen Name in dem Bericht der „Deutsch-Asiat. Warte" nicht erwähnt wird, so liegt hier vielleicht eine Namens- verwechselung vor Wie nämlich dem genannten Blatte berichtet wurde, ist einige Tage vorher ein anderer deutscher Missionar, Pater Ziegler, gleichfalls übe»sallen worden. ES geschah daS in dem zur Präseklur Jentschaufu gehörigen Distrikte Juintsching und zwar am 31. Oktober gegen Sonnenuntergang. Pater Ziegler wurde ausgeraubt und nur im Besitze seines Pferdes gelassen, kam aber im Uebrigen mit dem Schreck davon. — Bon Maßregeln zur Sühne der Mißhandlungen deutscher Missionare, welche daS deutsche Gouvernement deS Kiautschou- aebietes ergriffen hat, meldet die „Deutsch-Asiat. Warte" auf fälligerweise noch gar nichts; hoffentlich wird man vom ReichS- marineamt oder vom Auswärtigen Amt bald Mitteilungen darüber erhalten. Afrika. Ein Telegramm mehrerer Abendblätter meldet ans Kairo: Oberst Lewis hat dem Emir Zedil eine vollständige Niederlage beigebra ht, sünfhundcrt Derwische sind getödtet. Ein britischer Offizier ist schwer verwundet. Der Emir ist entkommen. Die Erstürmung seiner sesten Position erfolgte am 26. Dezember nach heftigem Kampfe. Die Zahl der Gefangenen wird auf fünf zehnhundert angegeben. — 'Nach dem offiziellen Bericht waren die Verluste des Obersten Lewis folgende: Major Ferguson schwer- verwundet, sechs egyptische Offiziere verwundet, 27 Manu getödtet und 118 Mann verwundet. 1885 zum Oege» deS Gemeinwesen» planmäßig mtd rationell in Angriff genommen und betrieben worden sind, gelten bekanntlich vorzugsweise der Förderung deS Verkehr», der Hebung der gewerblichen Thätigkeit und der Wege deS GesundheitSivesens. Daß die verfolgten Ziele un» näher gebracht worden sind, dies lehrt jeder Gang durch und um die Stadt und jeder Vergleich mit den früheren Zuständen. Da» Jahr 1898 gerade zeigt und ganz gewiß auch auf Grund der umfassenden Maßregeln de» letzten Jahrzehntes auf dem Gebiet« unseres öffentlichen Gesundheitswesen» — ich darf hierzu zum Beispiel an die Ordnung unserer Düngerabfuhr erinnern, einst in da» Leben gerufen unter heftigem Widerstreit der Meinungen, welchen Streit unter gegenseitigem Nachgeben und hoffentlich zur iirneren Versöhnung der Gemüther friedlich auszugleichen da» letzte Jahr so glücklich war — eine so niedrige Sterbeziffer in Freiberg, wie solche seit dem Bestehen de» Königlichen Standes amtes, also seit Beginn 1876 noch nicht zu verzeichnen war. Während sich die Geburten um 31 hoben, sank die Zahl der Sterbefälle um 93 u»d erreichte mit einer Gesammtziffer von 595 de» bisher niedrigsten Stand seit der Errichtung de» Standesamtes. - Die Promenaden, diese prächtige und einzigartige Stätte der Erholung für alle Klassen und Schichten unserer Bevölkerung, erfuhren «ine Verschönerung insbesondere durch die Umgestaltung deS Promenadentheils zwischen Reitbahnstraße und Fischerstraße und durch die promenadenmäßige Vorrichtung der Teichwiese. Die Einrichtungen der Gasanstalt wurden vervollständigt und auSgebaut, die öffentliche Beleuchtung wurde vermehrt und für sie daS Gasglühlicht allgemein eingeführt. Freilich im ange brochenen Zeitalter der Elektrizität wird man in Ansehung de» Beleuchtungswesen» und noch viel mehr in Ansehung der Ver sorgung mit motorischer Kraft und de» Betriebs von Straßen- und Kleinbahnen für unsere Stadt nickt irgendwelchen Abschluß al» erreicht anzusehen haben. Auch auf diesen Gebieten liegen für die städtischen Kollegien Aufgaben der nächsten Zukunft. Di« Erweiterung unserer Trinkwasserleitung wurde fest im Auge be» halten und bei den Straßenherstellungen deS Borjahre» ganz unmittelbar berücksichtigt und vorbereitet. Ebensowenig ent- schlugen sich die städtischen Kollegien der Verpflichtung, für die zukünftige Entwickelung der Stadt durch Ankauf dafür besonder» wichtiger Grundstücke, wie des Silberhofe», weitsichtig zu sorge». An Stiftungen, die der Gemeinsinn unserer dermaligea oder früheren Bürger und Einwohner für öffentliche Zwecke i» da» Leben rief, hatten wir die Stiftungen der Frau verw. Sprößig, de» Fräulein Zier, des Geheimen Rathes HedenuS und die an sehnlichen Vermächtnisse zu verzeichnen, die zu Ehren einer Heim gegangenen Wohlthäterin unserer Hilfsbedürftigen, der: Frau Anna Schippan, in bereu Sinne begründet wurden. Mt unserem herzlichsten Danke verknüpft sich der Wunsch, e» möchte die gebe» und opferfreudige, zugleich von Anhänglichkeit an unsere Stadt getragene Gesinnung, wie sie sich in der Begründung gemein» uätziger Stiftungen offenbart, auch in Zukunft nicht erlahmen'. Es ist bei uns in Freiberg ein reiches und dankbares Feld dafür vorhanden. Meine sehr geehrten Herren! Welche Aufgaben unserer, der städtischen Vertreter, für die nächste Zukunft zur Lösung harren, daS habe ich schon in meinen bisherigen Ausführungen hier mch dort zu streifen gesucht. Fernere Ausgaben sind in dem städtischen Haushaltplan sür 1899, der gedruckt gestern und heute in Ihre Hände gelegt worden ist, enthalten. Freilich, ohne daß au<ch d«k Haushaltpla» mit seinen gegen das Vorjahr wesentlich gestiegene» Bedürfnissen diese Aufgaben vollständig zur Erscheinung bnngen' und wiedergeben könnte. Organisatorische Arbeiten, soweit fi« nicht auf die Gemeindefinanzen zurückwirken, wie allerdings z-B. die Polizeireform, können ja im HauShaltplan überhaupt nicht auftreten; ich erinnere an unsere Steurrordnungen, an da» Melde- wesen, an die Bertheilung der Militärleistungen, an Bebauungs- Regulative und so fort. Wesentliche Neuerungen haben überdies als besondere Vorlagen ihre Bearbeitung und Erledigung zu finden. Aus den Haushaltplan für 1899 und seinen Inhalt wird an anderer Stelle einzugehen sein und wird dann ausführlicher ein gegangen werden müssen, als mir heute nach der mir zugemessenen Zeit möglich sein würde. Aber an einer Lehre, an einem Ziele des Haushaltplan» möchte ich doch auch heute nicht gänzlich still schweigend und achtlos vorübergehen. Auch der HauShaltplan und gerade er sucht ein für jedes Gemeinwesen wichtiges Problem' zu lösen: er sucht eine sparsame und eine offene Hand zugleich zu haben. Gute Finanzen sind ein ganz wesentliches Moment der Stärke, der inneren Kraft eines Gemeinwesens, und ich glaube, daß wir uns in Freiberg einer solchen nothwendigen Grundlage ersreuen. Wir wollen uns diese gesunde Grundlage dauernd er halten, aber auf und im Rahmen dieser Grundlage wollen wir unS keinem gesunden Fortschritte, keinem rüstigen Borwärtsstreben, keinem thatkräftigen und zielbemußten Vorwärtsschreiten ver schließen. DaS »st die sparsame und die offene Hand, die wir zugleich haben, und die wir, gleich weit entfernt von Engherzig keit und von Planlosigkeit, jede am rechten Orte gebrauchen müssen. . ., Zu solcher Arbeit für unsere Stadt lade ich Sie ein, meine Herren, die im Kollegium verbliebenen Mitglieder und die erneut durch das Vertrauen ihrer Mibürger Berufenen. Dabei danke auch ich den im Laufe des letzte» Jahres Ausgeschiedenen für ihre treue und ersprießliche Mitarbeit. Es trifft sich glücklich' und erfreulich, daß die diesmal gewählten Herren sämmtlich schon dem Stadtverordnetenkollcgium angehört haben, daß sie alleschon,- darunter einige lange Jahre, bewährte und erfahrene Mitglieder des Kollegiums gewesen sind. Herzlich begrüße ich, meine Herren neu u»d wieder eintretenden Stadtverordneten, Ihre hochwill kommene Wiedenvahl, und dankbarst habe ich anzuerkennen, daß Sie mit erprobter Bereitwilligkeit die Würde und die Bürde des Stadtverordneten erneut auf sich genommen haben. Möchten Sie auch in Zukunft Befriedigung, Erfolge und Freude an Ihrem gemeinnützigen Wirken reichlich empfinden und davontragen! Dem gejammten Stadtverordnetenkollegium aber habe ich persönlich schon heute einen warm und treu empfundenen Dank abzustatten und zu sagen, obschon noch bei anderer Gelegenheit gegenseitig und gemeinsam ist uneigennützig und selbstlos, mit offenem Auge und weitem Blicke, äußerlich und innerlich losgelöst und «»beirrt von einer wechselnden Tagesströmung daS allein zu treiben, waS uns hier Noth thut: daS gemeine Wohl. Dies auch ohne Rücksicht darauf, ob unS dafür Dank wird. So ist e» Tradition in Freiberg, so ist e» jahrzehntelang in diese» Räumen, die übrigen» — auch ein Hinweis auf die Gemeinsamkeit der Arbeit und der Ziele — vorher die Sitzungen de» RatheS bei sich ausgenommen und beherbergt haben, unter der alten Geschäfts ordnung gehalten worden, so und nicht anders wird eS unter der Herrschaft der neuen Geschäftsordnung, besten bin ich zuversichtlich gewiß, gehalten werden. Gemeinsame Grundlagen, gemeinsame Arbeit, gemeinsame Ziele und, Gott gebe es! gemeinsame Erfolge da» sei für un» alle im Dienste unserer Stadt die Signatur der künftigen Tag«! Ein Rückblick auf daS zu Ende gegangene Jahr zeigt un», daß die gemeinsame Arbeit im Dienste unsere» Gemeinwesen» auch 1898 an keinem Tage stillgestanden oder geruht hat. Selbst verständlich hat nicht alles zu einem vollen Abschlusse gebracht werden können, gar vieles ist erst angebahnt worden und darunter wieder befindet sich mancherlei, waS sich noch nicht im Lichte der Oeffenflichkeit bewegt und au» sachlichen Rücksichten nicht bewegen kann. Dankbar sind wir vor allem, daß die Arbeit de» vergangenen Jahres sich vollziehen durfte im Schutze deS äußeren und inneren Friedens. Unser weitere» und unser engeres Vaterland erfreuten sich dieser Segnungen de» Frieden» und unsere Stadt hatte daran ihren wohl gemessenen Antheil. Mit dem ganzen deutschen Volke und mit unseren Volks genossen auf der ganzen Erde trauerten wir über den Heimgang deS großen deutschen Mannes im Sachsenwalde. DeS Reiches Mitgründer ging von seinem Werke, uns die Aufgabe hinter und überlaffeud, seine Schöpfung auszubauen und zu vertheidigen. Es ist und eS bleibt eine tröstliche Wahrheit, daß die Wirksamkeit der groben Genien nicht mit dem Tode beendet wird. Auch an uns iu Freiberg'sMauern Wirdes fein, seinen, Bismarcks,Namen, den Inbegriff hingebender Vaterlandsliebe, hoch zu halten, da- Gedächtniß diese» großen Ehrenbürger» unserer Stadt zu pflegen, uns in Wort und That zu seinem Werke zu bekenne» und sein Bermächtniß in Festigkeit und Treue zu wahren und zu ersüllen. Wenn wir unserem Sachsenlande und seinen Geschicken den Bück zuwenden, so kann unsere Erinnerung nur mit der dank barsten und reinsten Freude sich die Thatsache zurückrufen, daß das Jahr 1898 unseren vielgeliebten König und Herrn, den väterlichen Wohlthäter auch unserer Stadt, dem wir wiederholt auf Freiberg» Markt und Fluren so recht au» Herzensgrund zu- jubeln durften, den 70. Geburtstag seines thatenreichrn Leben» und die Feier seiner gesegneten 25 jährigen Regierung begehen ließ. Die treue Stadt Freiberg steht in unwandelbarer Gesinnung zu Ihm und seinem Hause, und die städtischen Kollegien werden eine besondere Ehre darein zu setzen haben, das Kömg-Albert- Museum, das noch späten Geschlechtern und Tagen die Kunde von dem Glücke und dem Segen der Regierung König Albert» sichtbar zutragen soll, würdig feines Namens, seines An lasses und seiner Zweckbestimmung erstehen zu lassen. Daß die fürsorgende Hand der StaatSregierung unserer Stadt erhalten und zugewendet blieb, dasür brachte auch das letzte Jahr zahlreiche Beweise. Hervorheben möchte ich namenklich die Für sorge sur unsere älteste ehrwürdige Bergbauindustrir, von der leider, entgegen unseren sehnlichsten Wünschen, immer noch nicht der auf ihr lastende Preisdruck des Weltmarktes genommen wurde, und die Bereitstellung weiterer sehr erheblicher Mittel zum 11m- und Ausbau unseres Bahnhofes. Die wichtigen Bahnhofs- erweiterungsbautey konnte» dementsprechend rüstigen Fortgang nehmen. Seine Exzellenz Herr Staatsminister von Metzsch und Herr Geheimer Rath vr. Bodel schenkten unserer Stadt die Ehre ihres Besuchs und überzeugten sich vornehmlich von dem Stande der Deutschen Gerberschult, der mit ihr verbundenen Lehrgerberei und der Deutschen Versuchsanstalt sür Lederindustrie und von der aufstcigenden Entwickelung dieser Anstalten. Die Versuchs anstalt hat ja erst Mitte 1898 ihr neues wohlgelungeneS Heim bezogen, aber es darf bereits heute mit Befriedigung ausgesprochen werden, daß die Deutsche Versuchsanstalt für Lederindustrie sich schon jetzt in der denkbar günstigsten Weise entwickelt und die Erwartungen und Hoffnungen, die ihre Freunde an ihre Be gründung knqpften, bereits übertroffen hat. Nach meiner vollen lleberzeugung werden und müssen überhaupt die hier zu Nutz und Frommen der deutschen Gerberindustrie entstandenen, auf Lem