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BILLENDORFER GRAB EINES REITERKRIEGERS VON BAUTZEN Von Klaus Simon und Thomas Gerlach Die geschichtsträchtige Bautzener Landschaft ist außerordentlich reich an Fund stellen der Bronze- und frühen Eisenzeit — eine Binsenweisheit, die sich auch innerhalb des Weichbildes der Stadt vielfach bestätigt. Die wichtigsten Bestattungs plätze sind seit langem bekannt und in der Regel ausgebeutet oder zerstört (Frenzel 1926, S. 67 ff.). Doch gelangen auch in jüngerer Zeit immer wieder Neufunde, die das Bild von der Besiedlung in der ersten Hälfte des letzten vorchristlichen Jahrtausends modifizieren. Vor allem Siedlungsspuren konnten im Zuge der Altstadtsanierung verdichtet werden (zuletzt Gerlach/Wilhelm 1992, S. 57). Zu den seit alters bekannten Gräberfeldern innerhalb der heutigen Stadt gehört die Fundstelle auf dem „Schützenplatz“, die aus der Literatur auch als „Reinhardts Feld“, „Schießberg“, „Platz des Friedens“ bekannt ist (Herbach 1938, S. 4). 1 Auf dem der Altstadt nördlich benachbarten Sporn gelegen und durch einen tiefen Einschnitt von dieser getrennt, hebt sich der Fundplatz schon lagemäßig von anderen ab. Südlich, west- und nordwestlich begrenzen den Sporn die Steilhänge einer großen Spree schleife. Der Anschluß an die Hochfläche wird von einer leichten Kuppe gebildet, auf deren Süd- und Westseite sich das Gräberfeld ursprünglich erstreckt haben mag. Erste Funde sind bereits 1832 bezeugt (Coblenz 1956, Anm. 19). In erheblichem Umfang kamen Gräber aber erst 1880/81 zutage, „als sich der Besitzer des Kupferhammers, Rudolf Reinhardt, in seinem Grundstück auf dem Schießberg am Nordrand der Stadt ein Wohnhaus bauen ließ“ (Herbach 1938, S. 4; vgl. Reinhardt 1880; 1881). Eine kleinere wissenschaftlich ausgerichtete Grabung führte erstmals 1902 der im Jahr zuvor gegründete Zweigverein Bautzen der Gesellschaft für Anthropologie und Urgeschichte der Oberlausitz durch. Umfangreiche Untersuchungen fanden 1934 bis 1936 (Herbach 1938) sowie 1956 bis 1961 (Oberhofer 1960; Kaufmann et al. 1967, S. 552 f.) statt. Zwischenzeitlich wurden immer wieder Einzelfunde geborgen, und auch nach den Grabungen in den fünfziger Jahren ist der Friedhof nicht zur Ruhe gekommen. So wurden bei Schachtungen für den Neu- bzw. Ausbau der Sorbischen Oberschule auf seinem Gelände 1972 sowie zuletzt 1984/85 erneut etliche Gräber angeschnitten. 2 Eine 1 Fundplatz 16 der Ortsakte Bautzen im Archiv urgeschichtlicher Funde aus Sachsen (Landesamt für Archäologie Sachsen). Mbl. 54 (4852), N 5,7/0 20,2 cm. 2 Eine erste Übersicht über Fundjahre und Gräberzahlen bietet Anm. 84.