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auf dem Löbauer Berg letztmals erwähnt (Coblenz 1966, Abb. 26). Wir deuten es als Einzeldeponierung. Der Griffteil fehlt völlig. Es ist gewaltsam zerbrochen, wobei das obere erhaltene Stück S-förmig verbogen wurde. Die Klinge von linsenförmigem Querschnitt zeigt keine herausgearbeitete oder besonders abge grenzte Mittelrippe und verbreitert sich im Unterteil. Das obere Reststück ist nach dem nicht mehr vorhandenen Heftansatz zu beiden Seiten gekerbt. An geblich „aus dem Elbtal in Sachsen“, ohne nähere Angabe, stammt ein voll ständiges Griffzungenschwert mit schmaler geschlitzter Zunge, was früher als märkisches Kennzeichen herausgestellt wurde (nach Sprockhoff „Wolkower Typus“), und zwei Nietlöchern am Heftabschluß vor der stark abgesetzten Schneide. Vom Original (?) im Römischen-Germanischen Zentralmuseum in Mainz besaß das Landesmuseum Dresden einen Abguß (Abb. 20). Das Stück ist offensichtlich unbeschädigt in den Fluß gelangt und erst bei der Bergung zer brochen, wie die zusammenpassenden Enden beider Teile vermuten lassen. Es handelt sich um einen sehr alten Fund, der bereits Mitte des vorigen Jahrhunderts von dem bekannten Kulturwissenschaftler und Sammler Gustav Klemm (1802 bis 1867) vermerkt worden ist. Nach einem Auszug aus dem Katalog des Bri tischen Museums ist dort unterm Dezember 1868 unter Nr. 285 aus „Sachsen“ eine in zwei Stücke zerbrochene Schwertklinge skizziert und eingetragen. Sie stammte aus dem Teil der Sammlung Gustav Klemm, die von dessen Erben ein Jahr nach seinem Tode nach London verkauft wurde 18 , da die Bemühungen um Veräußerungen an den sächsischen Staat ohne Erfolg waren, man hier auch damals schon „kein Interesse“ an den Zeugen vaterländischer Kulturgeschichte zeigte und sich sogar gutachterlich und zusätzlich mehrfach schriftlich äußerte (Franz 1939, S. 113). 19 Sehr wahrscheinlich handelt es sich bei dem Londoner und Mainzer Exemplar sowie dessen Gipsabguß um das gleiche Stück und bei der Angabe auf dem Zeichenblatt im Archiv urgeschichtlicher Funde aus Sachsen um einen Fehler bei der Besitzerangabe. 20 21 Für den jetzigen Verbleib ist zunächst lediglich das Britische Museum nachgewiesen. Ein Schwertgriff von Möriger Typ „aus Sachsen“ stammt ebenfalls aus der Sammlung Klemm und kam mit dieser 1868 unter der Nr. 286 in das Britische Museum. Nach den Ortsakten des Landesmuseums für Vorgeschichte Dresdens müßte noch auf ein weiteres Griffzungenschwert aus der Sammlung Klemm verwiesen 18 Für 160 Pfund Sterling für einen Teil der Sammlung Klemm mit 582 Einzelstücken. Die gesamte Sammlung umfaßte letztlich ca. 1800 Objekte. 19 Die ersten Angebote Klemms an den sächsischen Staat erfolgten 1840 und beliefen sich auf 1200 Taler. Verhandlungen mit Wien blieben ebenfalls erfolglos. Ankaufswünsche der Universität Moskau lehnte Klemm aus vaterländischen Gründen ab. 20 Das Zeichenblatt Deichmüllers stammt von 1924 und trägt den Vermerk: „gez. nach einem Gypsabguß in der staatl. prähist. Sammlung Dresden“. 21 British Museum, A guide to the antiquaries of the bronze age in the department of British and mediaeval antiquities, 2. Aufl., London 1920, S. 140, mit Hinweis auf Ähnlichkeit zu Abb. 131.