Abb. 6. Zauschwitz, Lkr. Borna. Zustand von kleinen Hand- und Fußknochen aus Qu 18 (/), Qu 23/24 (2), Qu 13 (3 und 4), Qu 20 {5-7}. 1 : 2. Regionen anzuführen, die erst in den letzten Jahrzehnten veröffentlicht oder unter neuen Aspekten diskutiert wurden. Diese neuen Gesichtspunkte betreffen vor allem eine größere Zurückhaltung gegenüber raschen Vermutungen einer Anthropophagie. So hat Marschall für ein auf dem Boden eines Hausgrundrisses aus der Baalberger Kultur bei Wansleben am See aufgefundenes Schädelfragment erwogen, ob es in den Bereich der Siedlungsbestattungen oder in den des Kanni balismus gehöre (Marschall 1987, S. 170). Auch bei der Behandlung der Baal berger Gräber von Wallwitz wird von Paul und Stolle auf die Problematik der Teilbestattungen aufmerksam gemacht (Paul/Stolle 1987, S. 174). Geographisch und inhaltlich weiter entfernt scheint der Nachweis von Schnittspuren auf einem mißgebildeten Humerus aus Corconne in Frankreich zu liegen, von denen Le Mort und Duday (1987) berichten. Es handelt sich um ein Kollektivgrab (48 Indi viduen) aus dem Übergang vom Mittel- zum Endneolithikum, nicht um eine Abfall- bzw. Opfergrube. Der beschriebene extrem kurze, einen abgeplatteten Schaft und deformierten Gelenkkopf aufweisende Humerus ist der einzige Knochen unter den zahlreichen Skelettresten, der Schnittspuren trägt. Die Ver fasser deuten das als Beispiel einer „prähistorischen Autopsie“! Es handelt sich also nicht um Spuren einer Anthropophagie. Jedoch sollte dieser Fund hier als Hinweis darauf erwähnt werden, daß solche durch körperliche Besonderheiten „gezeichnete“ Individuen besondere Aufmerksamkeit erregten und evtl, auch für rituelle Handlungen ausgewählt wurden. Der Lausitzer Kultur werden „Traces of cannibalism" von einem Fundort bei Gzin (Bezirk Chelmno) in Polen zugeordnet (Chudziakowa 1975). Aus der Vela- ticer Kultur (Ende der Bronzezeit, Br D, oder Anfang der Hallstattzeit, Ha A) wurden von Jelinek (1978, S. 264) Schlagspuren auf einem Humerus von Blucina in Mähren beschrieben. Ebenso weist die späte Hallstattzeit im Fundort Mistel feld, Ldkr. Lichtenfeld, in Oberfranken, noch Spuren einer Zerlegung auf (sehr deutliche Schnittspuren auf dem distalen Humerusende und der Tibia bei Indi viduen aus einer hallstattzeitlichen Grube: Abels 1977). Auf Anthropophagie wird aus dem gemeinsamen Auftreten mit Tierknochen geschlossen. Die Funde aus den Zauschwitzer Gruben stehen also weder für die Jungstein zeit noch für die frühen Metallzeiten isoliert. Im Gegenteil verdichtet sich das