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gebirge in den Egerkessel und damit nach Westböhmen und in die Oberpfalz vermittelt. Die Bedeutung dieser Pforte wird verschieden beurteilt, je nachdem, ob man die aus sächsischer Sicht ungewöhnlichen Knovizer Einflüsse in der vogtländischen Jungbronzezeit direkt aus Böhmen oder aber vermittelt über Nordostbayern ableitet. Dementsprechend gilt sie als „einer der bedeutendsten Paßübergänge jener Zeit“ (Ritter 1977, S. I, Abb. 1), oder der fränkischen Ver bindung wird der Vorzug gegeben (vgl. Simon 1969, S. 280, Anm. 57). Um archäologische Hinweise auf diesen Gebirgsweg ist es nicht schlechter als bei jenem bestellt. Angebliche „Flachgräber“ der Bronzezeit vom Fuße des Kapellenberges bei Schönberg (I, S. 173) sowie zwei „möglicherweise vorge schichtliche“ Scherben unter dem mittelalterlichen Material von der Wallanlage auf dieser höchsten Erhebung des Vogtlandes 188 sind allerdings nicht (mehr?) nachweisbar und durchaus fragwürdig. Nach Norden schließen die Funde von Hohendorf und Raun an. Das Hohendorfer Walzenbeil (I, S. 133f., Abb. 5,7) bezeugt zusammen mit Holzkohleresten den zeitweiligen Aufenthalt in fast 680 m Höhe in der „Nähe des vorgeschichtlichen Nord-Südstraßenzuges“. 189 Neben Silexartefakten von zwei Stellen weist ein im Raunergrund östlich von Raun ent deckter Mahlstein (I, S. 143) auf die „außerordentliche Bedeutung von Siedlungs funden ... für die nähere Festlegung der Verbindungsstraße zum Egerland“ hin. 190 Diese müßte aus dem Ohrekessel kommend etwa über Hazlov das Gebirge erreicht, 191 dann auf dem langgestreckten Höhenrücken westlich des Kapellen berges über den Plattenberg (683 m ü. NN) und seinen nördlichen Abstieg ins Elstertal bei Adorf geführt, also 200 m Höhenunterschied überwunden haben (Plesl 1961, S. 90). Ein allerdings nicht verbürgtes „Walzenbeil“ von Bärenloh, Ot. von Bad Elster (I, Anm. 10), scheint auf eine zweite Route westlich der Quellbäche der Weißen Elster hinzuweisen, die das Gebirge nördlich von As wiederum auf einem kilometerlangen Riegel in etwas geringerer Höhe (kaum 650 m) über wand. Von Hranice, unmittelbar jenseits der Landesgrenze, liegen aus 500 m Entfernung zwei spitznackige Steinbeile, von einer anderen Stelle ein Hornstein gerät aus weniger als 600 m Höhe vor, und von Kräsnä bei As ist eine eiserne Lanzenspitze wohl aus spätrömischer Zeit überliefert (I, S. 130, 207). Auf sächsischer Seite muß eine solche Trasse jedenfalls dem oberen Elstertal bis nach 188 Vgl. Berthold/Näbe 1917, S. 165, 171; dazu den Briefwechsel mit Dr. G. Bierbaum in den OAD. 189 Brief von A. Haase an Dr. G. Bierbaum v. 30. 12. 1937 (OAD); Kfaiser] 1926. 190 Brief von Dr. G. Billig an J. Richter v. 22. 9. 1958 (OAD). Wie die in Erzrevieren südlich Mittweida und bei Berggießhübel gefundenen .Mahlsteine“ (Simon 1991c, mit Abb. 6d) könnte auch das leider verschollene Rauner Exemplar als Unterstein einer Erzmühle gedient haben. 191 Ein Grab- und ein Scherbenfund der Urnenfelderzeit (?) von Plesnä 3 km östlich von Bad Brambach liegen zwar etwas abseits, dürften aber ebenfalls mit diesem Übergang in Zusammenhang stehen (Plesl 1961, S. 161). Die irrtümliche Lokalisierung der Funde von Skalka „unmittelbar jenseits der Landesgrenze“ (I, S. 147, Anm. 152) beruht auf einer Verwechslung mit Skalnä.