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Topographisch fällt die Lage der genannten Grabstätten — bevorzugt auf oder an Kuppen, auf Hangabsätzen, anscheinend auch entlang alter Wege (Nr. 12) — nicht aus dem Rahmen der Erwartung. Ein Blick auf lagerstättenkundliche Karten lehrt indessen, daß die Platzwahl offensichtlich zugleich von der Nähe zu Erzausbissen bestimmt worden ist. Wiederholt sind sogar die Erzgänge selbst oder ihre unmittelbare Nachbarschaft besetzt (Nr. 7, 9, 11, 14, 15, 19—20, 24). Die Hügel zwischen Möschwitz und Voigtsgrün (Nr. 11, 24) markierten in Abständen von 200—450 m geradezu den Verlauf einer solchen Vererzung (Abb. 3,/,7). So kann es nicht verwundern, daß die Grabstätten auf dem Mösch- witzer Gunzen (Nr. 9) ihre Entdeckung bergmännischen Versuchen auf Eisenerz verdanken (Kaiser 1928, S. 32). Vor Ausgrabung der Chrieschwitzer Hügel an der Krähenleite (Nr. 12) wurden diese bezeichnenderweise als „Steinritschen oder Bergbaureste“ angesehen. 109 Gleichfalls sind die kleinen Röttiser Hügel (Nr. 19) zunächst als „Eisenschmelzen“ gedeutet worden. 110 Die Bestimmung der Hügel auf dem Langen Berg bei Chrieschwitz (Nr. 14) wird ebenfalls dadurch erschwert, „daß im gleichen Gelände mittelalterlicher Bergbau geschürft hat und auch dieser aufgeworfene Haldenreste hinterließ“. 111 Die Unterscheidung von Hügeln und Halden nach dem äußeren Befund bereitet indessen, zumal bei Kon sultation mit Montanhistorikern, normalerweise kaum Probleme (vgl. Taf. 15, oben und unten). Ein Verwechseln mit alten Spuren des Bergbaus und der Ver hüttung mag im Einzelfall unterlaufen; sie erklärt aber nicht den Gesamtbefund. Meist wurden die Toten auf nahe gelegenen exponierten Geländepunkten in Ent fernungen von wenigen hundert Metern bestattet, und nur dort, wo solche Stellen von Erzgängen durchzogen werden, fällt beides zusammen. Die vorstehende Liste erlaubt eine statistische Übersicht: Nicht weniger als 78% aller nachweislichen oder wahrscheinlichen Bestattungsplätze (n = 32) im sächsischen Vogtland (vgl. I, S. 172 f.) liegen in der Nachbarschaft bei Tage aus gehender Erzgänge, und nur für 22% läßt sich ein solcher Konnex (vorerst) nicht erkennen. Fast dasselbe Verhältnis ergibt sich bei Gegenüberstellung der Einzelanlagen, meist Hügel (n = min. 83) — 77 : 23%. Berücksichtigte man dazu den nachweisbaren Schwund in den heute noch reicher besetzten Gemarkungen Chrieschwitz, Möschwitz und Voigtsgrün um mindestens 36 Hügel (I, S. 171 f., Anm. 133) — zweifellos liegt die Gesamtzahl noch darüber 112 —, erhöhte sich der Anteil erzbezogener Grabstellen sogar auf 84%. Die Streuung der Gräber- 109 Grabungsbericht von A. Haase v. 1937 (OAD). 110 Jedoch sind es „bestimmt keine Eisenschmelzen“, weil „keine Holzkohle, keine Schlacke, nicht einmal Rötung“ nachweisbar sind (Brief von A. Haase an Dr. G. Bierbaum v. 14. 12. 1939 — OAD). In dem von Haase angegrabenen Hügel fand sich eine urgeschicht liche Scherbe (s. Anm. 91). 111 Begehungsbericht von G. Billig v. 23. 3. 1953 (OAD). 112 Unbekannt ist bzw. war bisher die Anzahl weiterer Grabanlagen in Drochaus (mehrere Hügel), Geilsdorf (einige Hügel), Möschwitz — „Gunzen“ (mehrere Flachgräber), Rößnitz (mehrere Gräber) und Taltitz — „Rosenholz“ („größere Hügelgräbergruppe“), die nur mit je einem Grab verrechnet wurden. Hinzu treten neuerdings die 15 Hügel im Geils- dorfer Pfarrholz (s. Anm. 113a).