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Cabrera will noch immer nichts von einem Ver trage wissen. - . — Die spanische Regierung hat den Cortes eine Vorlage gemacht, wonach dem Obergeneral Espartero Nationalgüter bis zu dem jährlichen Ertrag von 1 Mill. Realen überlassen werden sol len; dabei soll es ihm frei stehen, sich die Güter nach Belieben auszusuchen. — Frankreich. Die Anhänger des Herrn Thiers, welche die Intervention in Spanien stets verlangt haben, bemühen sich jetzt, der Regierung gegenüber, welche ihre zeither befolgte friedliche Politik laut preist ss. Nr. 36), alle die Nachtheile hervor^uheben, welche die Unthätigkeit der Regie rung ln .dieser Angelegenheit für Frankreich haben kann. „Da Spanien", sagen sie, „jetzt erfahren hat, daß es ohne uns auskommen kann, so steht zu fürchten, daß dieses Land unsere Freundschaft nicht mehr als unentbehrlich betrachten lerne, und nunmehr, wenn die Rede auf die Verheirathung der jungen Königin kommt- unsere Interessen nicht hinreichend dabet in Erwägung ziehe. Man muß nicht vergessen, daß das salische Gesetz in Spanien eine Bürgschaft für Frankreich war, daß niemals ein uns feindlicher Prinz den Thron dieses Lan des besteigen werde. Diese Bürgschaft ist nicht mehr vorhanden. Allerdings ist Ähnlichkeit der Institutionen an die Stelle des Familienvertrags getreten; aber die Übereinstimmung zweier Char ten begründet noch nicht die Gemeinschaft zweier Nationalsachen,, und jedenfalls war es Sache der mächtigem Nation, der schwächer« zu Hülse zu kom men. Jene erstgenannte Rücksicht ist nicht die alleinige; es kommen noch Handelsverträge und politische Verträge in Betracht, und hierbei würde uns Spanien in dem Maße größere Vortheile ge währt haben, in welchem wir ihm größere Dienste geleistet hätten. England wird die seinigen schon geltend zu machen suchen." Ganz Unrecht mö gen sie eben nicht haben: denn Frankreich hat bei der ganzen Sache zu wenig gethan, um ein be sonderes Verdienst deshalb in Anspruch nehmen zu können. Der Umstand, daß sich Don Karlos mnerhalb seiner Grenzen befindet, ist weiter von keiner Bedeutung: denn dieser Fürst ist ohne allen Einfluß auf die Entscheidung seiner Zukunft, er ist zu tief gesunken, um mehr als ein Gegenstand des Mitleids zu seyn. — Die Gemüthsstlmmung dieses Prätendenten soll eine ganz eigenthümliche seyn, indem er sich nicht bloß über Maroto's Ver- rath, sondern auch über sein Verlassenseyn von Denen beklagt, welche ihn einst am lebhaftesten aufmunterten. Don Karlos ist nun weiter nichts, als ein abgenutztes Werkzeug, das die Parthei, in deren Interesse es handelte, und durch deren Unterstützung es vegerirte, in den Winkel gewor fen hat. — Auch in Eu, Beaumont und Alenyon haben ähnliche Unruhen stattgefunden, wie in Mans (s. Nr. 36) und die Behörden der ersteren Stadt haben sich eben nicht energisch gegen die Ruhe störer geheizt. Die Behörden von Mans sind von der Regierung ihrer Aemter entsetzt worden. — Den Franzosen ist der Ausdruck des Kai sers von Rußland, welchen er in seinem Tages befehl von Borodino (s. Nr. 30) gebrauchte, und wodurch er die französischen Krieger von 1812 als „sreche Eindringlinge" bezeichnet, gar gewal tig in die Nase gefahren; — aber die Franzosen las sen es an dergleichen Ausdrücken über die Russen zuweilen auch nicht fehlen. Schweiz. Die Staatsmaschine des Can- tons Zürich ist wieder in vollem Gange; freilich in der einseitigen Richtung, die ihr der Stoß vom 6. Septbr. gegeben hat. Man hatte sie nur ge waltsam gehemmt, um in aller Eile die alten Näder auf die Seite zu werfen und neue einzu setzen. Die ganze Revolution war eine Personal revolution und die neuen Häupter haben die schwie rige Aufgabe, das unnütz vergossene Blut wieder auszusöhnen. — Bis jetzt hat das Glaubensco- mite- das ganze Verfahren der neuen Regierung mit vieler Umsicht zu führen gewußt; die Wahlen sind sämmtlich von dieser Partei geleitet worden. Es läßt sich jedoch erwarten, daß die Regierung, sobald sie nur irgend einige Festigkeit gewonnen, sich dieser Vormundschaft entledigen werde; sie ist dies ihrer eigenen Sicherheit schuldig: denn der überhandnehmende Einfluß dieses fanatischen Comitös brachte sie am Ende selbst einer Reaction nahe. — - . Rußland. Nachrichten zufolge, welche die Allgemeine Zeitung aus Bessarabien enthält, hieß es in Odessa, daß die Expedition nach der tscherkessischen Küste durch eine am 1. Sept, von Sepastopol dorthin abgesendete Fregatte eiligst zu rückgerufen worden. Da es ganz ungewöhnlich ist, den Krieg in Tscherkessien so stütz und noch bei so guter Jahreszeit zu beendigen, so vermu- thete man allgemein, es sey dies geschehen, um eintretenden Falls schnellstens über die ganze Flotte und eine imposante Landmacht verfügen zu kön nen, zumal Befehl gegeben worden, alle noch irgend disponibeln Schiffe eilig in Stand zu setzen. Indessen könne es nicht fehlen, daß unter diesen Schiffen sich manche befinden, deren Holz halb verfault ist, wie man dies auch in englischen und französischen Häfen häufig bei lange abgetakelt gewesenen Schiffen bemerkte. Ueberdies sey die Mannschaft ungeübt. Deutschland. Berlin. Man hört jetzt, daß das längst gehoffte neue, Gesetz hinsichtlich der Beschränkung der unbedingten Gewerbefreiheit, mit Berücksichtigung der von den verschiedenen Landständen gemachten Anträge, mit Nächstem er scheinen werde, nachdem dessen vollständiger Ent wurf dem Staatsrathe nochmals zur Berathung vorgelegt seyn wird. In der Lausitz und den an dern neu hinzugekommenen Landestheilen der preus sischen Monarchie, in denen die Gewerbefreiheit noch nicht eingeführt worden ist, sehnt man sich sehr nach einer Maßregel, die wenigstens in etwas