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No. r i L83S Sächsische unterhaltendes Wochenblatt Ein fnr den Burger und Landmann. ! ' - - -- Redigirt unter Verantwortlichkeit des Verlegers C. Heinrich. Von diesem Blatte erscheint jeden-Freitag ein Bogen für den äußerst billigen Preis von 9 Pf. Auch wird jeden Monat eine feine Lithographie gratis beigegeben. Alle Postämter und Buchhandlungen nehmen, gegen viertel jährige Vorausbezahlung von 10 Gr., Bestellungen darauf an und können die geehrten auswärtigen Pränumeranten- das Blatt nach jedesmaligem Erscheinen daselbst kostenfrei entnehmen. — Einzelne Nummern kosten 1 Gr. Etwaige Beiträge, welche der Tendenz des Blattes entsprechen, werden unter der Adresse: „An die Redaktion der Sächs. Dorfz., Heinrichsche Buchdruckerei in Dresden," erbeten. Die Neise der Stephaniancr nach St.> Louis. (Fortsetzung.), Der zweite Weihnachtsfeiertag war für einen Her Passagiere, den Lakai Klemm, ein.unglückli- chcr Tag. In den Nachmittagsstunden war er nämlich im Begriff, sich aus dem^ Speisesaal in die Cajüte zu begeben, und indem er über eine Bank wegzuschreiten versuchte, trat er in eine erst kurz vorher geöffnete Luge und stürzte in den un tern Schiffsraum hinab. Eine ärztliche Untersu chung zeigte, daß der Unglückliche zwei Rippen gebrochen und den ärztlichen. Beistand nothwen dig bedürfe. Die Anwesenheit des v. Schnabel war daher sehr erwünscht. ?. Walther nahm Ge- ' legenheit, diesen traurigen Vorfall beim Abendge bete zum Gegenstände gemeinsamer Betrachtung zu machen. Sonntags, den 30. Decbr., entstand durch aber-' . maliges Heraufholen des Wassers aus dem un tern SchiWraume große Unordnung, und die lär menden Mattosen mußten manche Seitenbemer- kungen über Sabbathentheiligung rc. mit anhö- ren, wodurch sich diese natürlich von ihren Geschäf ten nicht abhalten ließen. Montags, den Sylvestergbend, wurden beim Abendgebet noch Jahresschluß-Betrachtungen vom k. Walther gehalten, und die Hoffnung, daß mit den ersten Tagen des neuen Jahres das heißer sehnte Land sich zeigen werde, stärkte die Gemü- ther der Auswanderer von Neuem. Noch lag ein dunkler Schleier über den verhängnißvollen Ereig nissen der künftigen Tage, und die mehrsten schwärm ten in süßen Traumen über die Glückseligkeit im neuen Kanaan, wo Milch und Honig fließen sollte, während sie jetzt am trocknen Schiffszwieback nag ten. Nachdem ziemlich alle Deckpassagiere die nächtliche Ruhe in ihren beschränkten Cojen ge sucht und das Verdeck nur von einigen Wenigen besucht war, versammelten sich die Führer der getreuen Schaar hinten an der Sommerkajüte. — Da saßen sie, ihren Herrn und Meister in der Mitte — die volle Scheibe des Mondes spiegelte sich ab in der dampfenden Punschbowle und das , gefüllte Glas ging aus einer Hand in die an dere; für sie war der Schluß des Jahres ein freu- ' diges Fest: daß neubeginnende sollte ja in der neuen Welt ihre Herrschaft begründen. Die Folge hat zur Genüge gelehrt, daß auch sie sich ver rechneten. Mittwochs, den 2. Januar, trat eine außeror dentliche Windstille , ein. Der Schiffszimmermann harpunirte an diesem Tage einen Delphin, ein Schauspiel, das von allen Passagieren mit Neu gierde betrachtet wurde. — Den 3. Jan. stellte sich ein heftiges Gewitter, mit Regen verbunden,, ein. — Den 4. endlich erblickte man von Feme die Insel Portorico, ohne jedoch die Gegenstände näher unterscheiden zu können. Um Mitternacht brach schon wieder ein Gewitter los, dies Mal von heftigem Sturme begleitet. Der Anblick eines Gewitters auf dem Meere ist wahrhaft großartig zu nennen, wenn auch die naheliegende Gefahr Manchen mit ängstlicher Furcht erfüllt, so erhebt doch dieses herrliche Naturschauspiel den Menschen zur Ehrfurcht gegen den Herrn der Erde und deS Meeres, auf dessen Geheiß die Fluthen sich be wegen. Nach beendigtem Gewitter trat eine völ lige Windstille ein, dle ruhigen Wogen kräuselten