Volltext Seite (XML)
M Sie MW VMasl Mll MSM Bangen Herzens stellen Millionen deutscher Volksgenossen täglich diese Frage. Schwer, „endlich schwer wird die Antwort daraus, „an das Durcheinander in unserer Wirtschaft, wenn die immer mehr fortschreitende Ver- ztung alles Wirtschaftens vor unserem Auge steht. Und es scheint saft man müsse als ehr licher Beobachter diese Frage verneinen. Denn nein sagen die vielen zerfallenen, leer stehenden vetriebsstätten der Industrie, des Handwerkes, des Gewerbes und der Landwirt schaft. Nein sagen die vielen, zahllosen, rut- »ürten. bankrotten Existenzen. Nein sagt die Licht geringer werdende ungeheure Zahl der Arbeitslosen. Nein, nein und nochmals nein, scheint die niederschmetternde Antwort auf un sere Frage zu sein. Zu sehr ist gegen die einsachsten Wirtschasts- «esehe verstoßen, zu ost ist das Vertrauen des deutschen Volkes mißbraucht worden, als daß irgend jemand auch nur dem geringsten Hoff nungsschimmer für die Zukunst glauben mag. Noch immer zahlt das deutsche Volk, noch immer läuft ein breiter Strom deutschen Ver mögens für unerhört hohe Zinsen leichtsinnig «^genommener und skrupellos verbrauchter -redite die in solchen Werten angelegt wor den sind, die infolge ihrer geringen Liquidität beim besten Willen jetzt kaum flüssig zu ma chen sind, in die Fremde. Nicht nnr die hohen Zinsen wollen beizählt lein, die Kredite selbst lausen ab, werden zurückverlangt. Dabei ist die deutsche Zahlungsbilanz schon feit Jahren von einer derartig dauerhaften Passivität, daß, um erfüllen zu können, das Vermögen aus dem Volke gepreßt wird, uns selbst von Kapital immer mehr entblößt. Täg lich wird bet uns das Geld knapper, der Um satz kleiner, die Arbeit weniger und die Not gröber. Die dauernd breiter werdenden Risse iu den Etats werden zugestvpft indem an an deren Stellen tiefe Wunden gerissen werden, iodem dem Volk mehr und mehr von dem ge nommen wird, womit es seine notwerrdtgsten Bedürfnisse decken will, der Staat aber, durch solches sein Verhalten sich immer mehr die eigenen Einnahmequellen verschüttet. Um die Etats zu balancieren, müssen Reick, Länder und Gemeinden dauernd neue Steuern erfin- -en, die alten bestehenden erhöhen. Und doch ist unseren Führern, genau wie jedem ande ren klar denkenden Menschen bekannt, -aß jede Aböhung -er Lasten Verminderung des B e r- oeögens der Betroffenen bedeutet, -aß solche Nrmögensschmälerung Rückgang des Umsatzes beißt, Rückgang des Umsatzes weniger Auf- trstge hereinbringt, geringere Arbeitsmöglich- keit zur F»lge hat und logisch auch eine Mindereinnahme des Staates nach sich steift. Trotz dieser Erkenntnis werden weitere Belastungen ersonnen, damit die Etats saniert, tie Auslandsschulden bezahlt und verzinst wer ben können, trotzdem jedem einleuchtet, daß bei weiterer Durchführung der bestehenden Metho den der Kreis der wirtschaftenden und verdie nenden Menschen in unserem Vaterland täglich imd stündlich enger und enger wird, trotzdem vielen bewußt ist, daß solches Verhalten alles wirtschaftliche Leben systematisch erdrosselt. Kann die deutsche Wirtschaft bet solch kurz sichtiger Führung wieder gefunden? Nein! da wir die Fehler kennen, die nnS immer näher dem Rande des Wirtschaftliche» Zu, sammenbruches zuführen, muß auch die Möglichkeit bestehen, diese Kehler zu besei, tigen oder wentgsteuü zu mildern. Es muß möglich sein und es ist auch möglich, dem deutschen Volke zu helfen. Voraussetzung ist, daß das ganze Volk und seine Führer ge- ichlossen unü einig den Willen zu erkennen ge ben, sich selbst zu Helsen. Besserung zu schaffen, daß auch die kleinsten als gut erkannten Maß nahmen energtschst durchgesührt werden. Zu starr hat sich untere bisherige Führung in den Gedanken verbissen, -aß Deutschland erfüllen muß. daß es durch Versailler Vertrag und Yourchplan verpflichtet ist. Ist denn der andere Teil dieser Verträge seinen aufqc- nommenen Verpflichtungen nachgekommen, nämlich: Uns die Möglichkeit zum Erfüllen zu geben? O nein, diesem Versprechen ist noch keiner nachgekommen. Stundungen können uns nichts nützen, solange die Zahlungsbilanz des Deutschen Reiches passiv verbleibt. Die bestehenden Zollmauern, von denjenigen gegen nnS ausgebaut, die sich verpflichteten, unserer Wirtschaft die Möglichkeit zu geben, durch aktive Zahlungsbilanz die Schulden zu bezah len, zerstörten auch die geringste Aussicht durch Ueberschuß des Exportes, bei uns wenigstens eine ausgeglichene Zahlungsbilanz zu errei chen. Deutschland muß seine Zahlungen in Gold und Devisen vornehmen, muß laut Boungplan seine Währung goldge-eckt halten. Aber eS hat keine Möglichkeiten, die abwandern, den Unterlagen seiner Währung durch Ueberschuß aus der Zahlungsbilanz aus» zufülle«. Die Folge ist, daß unser gesamter gedeckter Geldbestand von Woche zu Woche, von Tag zu Tag mehr zusammenschmtlzt. Um seine Wäh rung zu halten, muß das Reich, wegen der sonst zu dünn werdenden Golddecke, Zahlungs mittel aus dem Verkehr ziehen. Immer weniger werdendes Geld und die ewig in Tätigkeit sich befindende Steuer schraube rücken das Gespenst -eS drohenden Zusammenbruches immer näher. Die künstlich gehaltene Währung, die Unmöglichkeit, daß neues Geld sich bilden kann, bringt sinkende Preise, sinkende Gehälter und Löhne, vermin derten Unrfatz. weniger Einnahmen, aber re lativ sich steigernde Lasten, relativ größere öffentliche und private Schulden. Es ist schön und gut, wenn Lie Währung stabil isi. aber es ist vom Uebel, wenn dieselbe dem Staat we sentlicher ist, denn seine lebendige Wirtschaft. Nickt zuerst als Sckützer und Stützer -es Gel des hat die Staatshoheit zu wirken, sondern zu allererst als Beschützer der ihm anvertrau ten Menschen. Deutschland ist bis jetzt ohne großen Widerspruch im Fronjoche gegangen, nat den anderen seine Tore offen halten müs se», rvckhren- deren viel gesündere und lei- stungssähigere Volkswirtschaften zu ihre«,, eigenen Vorteile aue möglichen, nur erdenk lichen Kampsmaßnahmen gegen das ungeschützte Deutschland durchführen konnten. Wenn das so weiter fort geht, dann kann die deutsche Wirtschaft nicht wieder gesunden. Wenn wir solchem Handel weiter nur untätig zuschauen, sind wir nicht wert, zu den führenden Völkern der Erde zu gehören. Was aber soll geschehen, damit Abhilfe ge schaffen werden kann? WaS sollen wir unter nehmen, damit die bestehenden Verhältnisse ge ändert werden? Die erste Voraussetzung zu einer Arn-e» rung der Zustände ist, daß das ganze deutsche Volk geschlossen zusammeusteht. Daß alle sich einig sind, daß Vertrauen be steht vom Volk zu der Negierung. Dann müssen wir ofsen und ohne Ziererei den Gegnern heute erklären, daß wir nicht mehr zahlen können, daß uns aber auch Ltun Lungen und Aufschübe nichts Helsen können. Eine Möglichkeit, die Kredite, die wir ausge nommen haben, zu zahlen, besteht nur dann, wenn das Ausland uns die Abzahlung der selben in Waren gestattet. Tic Zinssätze, die wir jetzt für diese Kredite bezahlen, gehen bis zu 13 Prozent. Das ist vollkommener Wahn sinn. Heute kann kein Betrieb einen Zinsen bienst in dieser Höhe erfüllen, will er nicht unweigerlich pleite mache. Tribute sind mehr uls genug gezahlt worden und müssen unbe dingt gestrichen werden. Sind wir uns mit dem Ausland im reinen dann ist die viel größere Sorge, wie wir den Binnenmarkt wieder normal gestalten. Die Not des Binnenlandes ist entstanden durch die schon angeführte Abgabe deutscher Devisen, durch das immer mehr Zuiammenickrumpfen des vorhandenen Geldbestandes. Hier also beim Geld liegt die Lösung. Deutschland braucht neues Geld! Geld ist der Transporteur im Wirtschafts leben, der Vermittler von Käufer und Waren. Gibt es zu viel Transportmöglichkeiten, dann schlagen sich dieselben um die Waren, der Wert derselben steigt, Geld wird an Wert geringer, eS herrscht Inflation. Sind zu wenig solche Transportmittel vorhanden, dann kann die Ware nicht zum Abnehmer gebracht werden. Der Preis für das Transportmittel steigt und steigt, der der Ware sinkt und sinkt und trotz dem kann nicht genügend befördert werden. Aus der einen Seite sitzt Ler Produzent und erstickt fast in seinen Waren. Ihm gegenüber sitzt der Abnehmer und lechzt nach den uner reichbaren Gütern. Der Staat, der wirkliches Interesse an der Wirtschaft seines Landes hat, muß immer darum bemüht sein, weder ein Ueberangebot an Waren, noch ein solches an Zahlungsmitteln innerhalb seiner Grenzen zu zulassen. Er muß dafür Sorge tragen, daß immer soviel Zahlungsmittel zur Verfügung stehen als zum normalen, gesunden Austausch von Gütern notwendig sind. Da Geld durch Neubildung absatzfähiger Waren entsteht, kann der Staat durch Kreditgewährung Neubildung anregen und durch Kreditverweigerung ab lehnen. Nm einen reibungslosen Güteraustausch in DenUcklan-s zu ermöglichen, benötigen wir r bis 7 Milliorbe« NeichSmnrE «ub haben davon fast zwei Milliarden zu w«i- zur V-rsügu»-. > ES ist demnach die erste Ausgabe, dieses seh- lende Geld der Wirtschaft zuzuletten, aber da bei müßte dafür Sorge getragen werden, daß es nicht wie aus einem zerlöcherten Tops wie der in die Fremde hinauslausen kann. ES muß dafür gesorgt werden, daß die Zahlungs bilanz wenigstens wieder pari steht. Daß dies möglich ist, liegt nur an Ler Disziplin und Selbstzucht des deutschen Volkes. Wenn uns Las Ausland nicht helfen will, daß wir leben können, dann muß unser Stolz uns wenigstens, gebieten, nicht der anderen Waren, Moden und. Bäder zu bevorzugen, das Ausland durch un sere passive Resistenz spüren zu lassen, daß wir Zölle auszurtchten verstehen, die man uns nicht verbieten kann, daß unser fester gemein- iomer Wille zur Gesundung sie zwingt, uns anders als bisher zu behandeln. Wenn andere ängstlich vor solchen legalen Kampfmitteln zurückschrecken, so sei ihnen gesagt: Nnr der Staat, nnr das Volk haben ei«« Lebensberechtignng, die in gesundem . Egoismus für sick einzustehen den Mut haben. Nur zu der Staatsfüsirung kann ein Volk Vertrauen haben, von der es weiß, daß sie ihm Lebensraum und Lcbensmöglichketten geben will und kann. Ist Deutschland außenpolitisch ehrlich, be kennt. daß es nicht mehr zahlen kann, hat das innere Land durch Neuschaffung von Geld und Kredit mehr Luft zum Wirtschaften, zum Le ben, dann ist es weiter die Aufgabe des Staates, die bestehenden Steuern und Be lastungen allmählich zu verringern, zu er mäßigen. Werden die steuerlichen Belastungen gerin ger erhält die Wirtschaft neuen Kredit, neues Geld, dann werden die Selbstkosten herunter- geben, es kann sich einmal Kapital bilden, aber es können auch die Warenpreise gesenkt werden, ohne baß diele Senknnasmaßnakme aus Ko sten von Lobu und Gehalt geht. Die Kaufkraft würde gehoben, weil dock die einzelnen bei sinkendem Preis dasselbe Geld «um Kauf zur Verfügung haben. Mehrkauf bedeutet mehr Umsatz neue Aulträge, mebr Arbeitsmöglich- keit. Mebr Aufträge, mehr Arbeit, mehr Um satz werden auch dem Staat zugute kommen. Mebr Umsatz bedeutet Mehreinnah««, mehr Arbeit EnUalln-q für Wohlfahrt und Kassen. Kann die deutsche Wirtschaft wieder gefun den? Ja! Sie kann es! Aber wir dürfen nicht nur in treuer Verbundenheit den Willen haben, uns und unterer Wirtschaft zur Besse rung zu verhelfen sondern zum guten Willen muß sich die energische Tat gesellen. Aktine Zahlungsbilanz, verringerte Stener- und andere Lasten, Schaffung des zum ordent lichen Warenaustausch nötigen Geldes werden uns allen wieder das geben was wir beute am dringendsten benötigen: Arbeit! Arbeit und die Möglichkeit, wieder etwas zu verdienen! Können wir das erlangen, dann wird lang sam zwar, aber stetig das deutsche Wirtschafts leben gesunden zum Wohle mm- Volk «Ä NUNN riSKKllTikn E bl v ».oircrocn-a scscn rkvrr Vie immer feische Lualitätszlyavette Wertvolle Kutscheme Prächtige Anifovmdiläev e immer feische üuaMtsMavette Llandarlen im Nebel Roman von Herbert B- Fredersdorf. Copyright by: Carl Duncker Verlag, Berlin W. 62. 41. Fortsetzung „Jawohl, Exzellenz." „Einzeln, Schwärmen üben, immer zwei Kerle zusam men drillen, bis sie wie Zwillinge zusammcuhängen, ab« löten lassen beim Feuern. Sie werden alles Nötige gestellt bekommen. Ick geh« jetzt nach Königsberg, werde dort eine Weile bleU c müssen. Sie setzen sich in Marienwerder fest, werde Sie bei den dortigen Behörden avisieren, in Ordnung, mein Sohn?" Friedrich strahlt, stammelt nur: „Ja, jawohl?" „Ich weiß nicht, ob Sie sich was aus Orden machen, eingegeben hab' ich Sie. Ob Sie einen bekommen, weiß man nie. die Herren in Berlin haben oft merkwürdige Vorstellungen von Courage. Na — wird vielleicht doch werden, leben Sie wohl, mein Junge, wir sehen uns in diesem Jahr nicht zum letzten Male!" Er drückt Friedrich die Hand, umarmt Eva, stapft hin aus. Friedrick versucht munter, das verletzte Bein ein we nig anzuheben: „Es geht schon, Eva, paß auf, fetzt wird es doppelt schnell gehen." Der Adjutant Macdonalds, der dem König die uner hörte Handlungsweise des Generals von Yorck melden soll, reist doppelt so schnell wie Major Thiele, kann alle Erleich terungen der Kaiserlichen Kurierpost benutzen, wechselt alle paar Stunden die Pferde — kommt lange vor Thiele in Berlin an. Am Abend des 4. Januar rasselt die Post in Berlin ein. Der französische Adjutant begibt sich sofort zum Mar- schall Angereau, bei dem der Siaaiskanzler und Graf St. Marjan zum Abendessen sind. Hardenberg nimmt die Nachricht entgegen, überfliegt den Brief Macdonalds, die Schreiben Borck, und Massenbachs an den Marschall, ent schuldigt sich sofort und begibt sich zum König, der vor wenigen Stunden in Berlin anaekommen ist. Friedrich Wilhelm liest die Hiobspost, wie Hardenberg sie nennt, ist zuerst ruhig, fahrt danu, als er den ganzen Umfang der Ereignisse zu üoersehen beginnt, empor: „Der Schlag könnte einen rühren — der General ist wahnsinnig? Sofort, Hardenberg, fertigen Sie sofort den Befehl aus: Borck ist seines Kommandos enthoben, abge setzt, wird arretiert bis zum Spruch des Kriegsgerichts! Befehl übernimmt bis auf weiteres Kleist. Mein Flügel« adjutant Natzmer soll die Befehle sofort nach Lstpreuß.-n bringen!" Hardenberg versucht matte Einwendungen, der König ist aufgesprungen: „Es geht nicht um unsere Empfindungen, es gebt um mein Wort. Alle die Nachrichten, auf die Borck Bezug nimmt, sind unzuverlässig: noch lebt Napoleon, noch sind wir seine Alliierten. Lassen Sie die Ordres sofort aus- fertigen und legen Sie sie mir vor! Kein Wort mehr, Borck ist ein erledigter Mann!" Am nächsten Morgen erst kommt Thiele an. wird zu seiner Ueberraschung schroff behandelt, aber sogleich vorge lassen. findet den König in zorniger Aufregung. Er legt seine Schreiben vor. der König läßt ihn in Haltung stehen, bis er die langen Berichte gelesen hat, ist dann weniger ungnädig: Daß der Yorck mir meine Truppen erhalten wollte, ist >a gut und ichön, aber daß er diese infame Konvention abschließt, daß er. ein Ofsizier, es wagt, sich politisch zu be tätigen und die Regierung meiner wehrlosen Provinz Preußen kompromittiert, das verzeihe ich ihm nicht! Rei ten Eie zurück. Mein Adfutant bringt die erforderlichen Befehle direkt nach Preußen!" * Der Kapitän Legrand steht in seinem Quartier in El bing vor dem Spiegel und sieht in das halbblinde Glas: Da bin ich — Uniform, Säbel. Pistole im Gürtel. Rot Blau und goldene Tressen — sieht gut aus — aut ? Löcher- lich — ich habe es lange nicht bemerkt — habe mich nicht gedrückt — wie? Sein Blick trifft auf die Orden an seiner Brust: Nein. Anerkennung — vorbei! Ich kann nicht mehr: bin ich feige, weil ich geben will? Bin ich mutlos, weil ich dies alles zu hassen und -u verachten beginne? Wenn ich ein Preuße wäre, dächte ich nicht an das. was ich nun tun werde. Kampf für die Freiheit seiner Heimat — ja — Kampf für sinnlose Eroberungen — nein. nein, nein! Er wendet sich ab, geht zu einem Stuhl, auf txm Zivil kleider liegen, beginnt, sich rasch umzuziehen. Eine Viertelstunde später steht an Stelle des orden blitzenden französischen Offiziers ein schlanker Jüngling vor dem Spiegel, sieht sich an. nickt unmerklich, ein kurzer Blick streift die Uniform zur Seite. Er geht noch einmal zu seinem Degen, zieht ihn halb aus der Scheide, schüttelt den Kopf, nimmt dann die Pistole an sich — sie ist geladen — für alle, auch für den äußersten Fall. Aber da ist der Spiegel, dem man nicht entgehen kann, da steht einer im Spiegel, steht still darin, die Pistole in der Hand, siebt sich an. sieht an sich vorbei — hinter sich, da steht ein Stuhl — Kleider darauf — was ist das. ein Stuhl mit bunten Kleidern, nicht wahr? Nein, da liegt mehr, auf dem Stuhl va liegt deine Ver gangenheit, Legrand, dort liegt alles, was du bis zu die sem Augenblick wärest, vertratest, vorstelltest. Du willst weg, mein Sohn? Gut und ichön, sebr gut und ichön. Gefällt dir nicht mehr? Ekel vor dem Hand werk? Kann man verstehen, immer verstehen. Nur jetzt nicht, in diesem Augenblick nicht! Hättest gehen müssen, als Napoleon nach Rußland auf brach. Hättest dich fortmacken sollen, als der Korse auf dem Sieaeszug war. unüberwindlich — mächtig. Herr Europas. Aber jetzt — desertieren? Jetzt, wo die Waage sich neigt, wo Frankreich vor dem Neuen, vielleicht Furcht, barsten steht? Sieh dich nur an. Iünglina in Bürgerkleidern. Pistole in der Hand — Selbstmord? So billig'? Nein — gut — weglaufen? So teuer? Man kann die Freiheit nich* er- kaufen, indem man die Ehre verfallen läßt. Man kann nicht das Leben erkaufen, indem man alles leugnet, all--«-- verleugnet, was man erlebt hat. O In rasender Hast zieht sich Legrand nochmals um. steht wieder in der alten Uniform da. st-ckt die Pistole gelassen ein, umklammert den Griff de» Degens: Fortsetzung folgt).