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Schweizer Vannwälder Schiller- Tell hat uns schon frühzeitig mit San Begriff LeS Bannwaldes bekanntgemacht, Kuch den der Schweizer die Kräfte der Natur in seinen Dienst nimmt, um den Unholden wider stehen zu können. Dios« „Naturschutzparke*, lange vor jeder Naturschutzbewegung, stellen gewöhn- lich entzückende Urwälder dar — dort, wo die Hchgier der neuen Zeit solche noch duldet. Die Formel für die Natürliche des Aelplers ist ja gewöhnlich die folgende: er läßt den Wald dort unberührt, wo die Transportkosten des Heraus schaffens beim Abholzen den üblichen Marktwert KS Holzes aufzehren würden. Im übrigen hat er, namentlich in der Schweiz, die Wälder so sehr gelichtet, daß dort nur mehr 10 Prozent des Lan des als Wald gelten. Trotzdem hat dort bis in die jüngste Zeit jedes Hochgebirgsdorf, ob dem ein langer Hang jäh anfsteigt, getrachtet, sich einen Schutzgürtel als Wald zu bewahren, und ergibt so rühmenswerte Beispiele, wie z. B. das Dors Andermatt im Urserentale, das durch die Sünden der Vorväter Mangel an Brennholz leidet, aber dennoch den Wald zu seinen Häupten in Bann legte und ihn mit der gemütlichen Schlauheit bäuerlicher Naturfreunde, di« einen schönen Baum am besten dadurch beschützen, daß sie ein Kruzifix oder Muttergottesbild daran heften, ausdrücklich der „heiligen Anna* weihten. Man hat über die Bannwälder ganz falsche Begriffe und glaubt, -atz die Gewalt der Stämme, die ins Nutschen gekommenen Lawinen aufhalten könne. Das ist natürlich vollkommen falsch: eine einmal rollende Lawine würde den stärksten Wald in einen wüsten Holz- und Trüm merhaufen verwandeln. DaS wirksamste am Vannwald sind vielmehr die Moose, die Legföh ren und Alpenrosengebüsche, die Heidelbeerstrüu- cher und die Wacholderüickicht«, das Unterholz, da- di« Bildung von Lawinen verhindert und deshalb, um auch wirklich seinen Zweck zu erfül len, in die ZwergsträuchcrwildniS bis hoch hin auf in di« Felsen übergehen muß, mit der sich jeder Berg von Natur ans umkleidet und gegen die die Almen, und Sennenwirtschaft einen er- titterten Kampf führt. Es sind im übrigen, durch die Erfahrung ge- witzigt, die Hochgebirgsdörfer und die wertvol len Weiden fast niemals so angelegt, daß sie durch Lawinen leiden, und deshalb hört man, an gesichts dessen, daß in einem einzigen Tal in jedem Lenz 60 bis 100 Lawinen in den gesamten Alpen also jährlich viele Tausend niedergehen, doch nur höchst selten von namhajren, dadurch hervorgerufenen Schäden. D. R. F. Wo heute Hochhäuser stehen... Einige Kuriositäteu aus dem alten Leipzig. Wie der einzeln« erst auf sein« Gewohn heit«» aufmerksam wird, wenn plötzlich ver änderte LebenSbedingungen es ihm unmöglich machen, sie beizubehalten, so werden etwa die Bürger «iner Stadt plötzlich auf das Bild ihrer Stadt wieder aufmerksam, wenn ins Lug« fallende Veränderungen an so repräsen tativer Stelle wie in Leipzig am Augustus- platz vor sich gehen. Di« Erinnerung — das ^8ie es war" — wird im Angesicht des Neuen deutlich. Di« Bilder, die wir hier wiedergeben, »ollen versuche», di« Erinnerung an ein« noch etwas ferner« lokale Vergangenheit zurttckzu- rufen, wie sie nur noch wenigen alten Leip- zigern aus eigener Erinnerung gegenwärtig sein kann. Wir richten den Blick bewußt nur auf die beiden Stellen des AugustuSplatzeS, die heute — durch zwei Hochhäuser überbetont — ihn zuerst auf sich ziehen. Aber auch in den zehnten Jahrhunderts sich ein n«ueS Forum — ein repräsentatives Zentrum — zu schaffen begann, bekam auch diese Platzwand «ine repräsentative Aufgabe. Hatte - man doch mit Ueberlegung und großem Aufwand die Baulichkeiten Les Staates — Post und Univer- sität — wie Lie der Stadt — Theater und Der Iohannisbrunnen stand einst links neben dem Museum. alt«» Ansichten Lieser beiden Bauplätze spiegelt sich die eigenartig« Entstehungsgeschichte des Augustusplatzes. Auf Ler ältesten Ansicht LeS Platzes des Krochschen Hochhauses ist Ler Stadtgraben noch Museum — hier versammelt, um damit diesem Stück „Promenade" das Gesicht eines Platzes zu geben. Damals mußte auch das Idyll in der Südostecke verschwinden — -cm Teile, dem wir nun unser« Aufmerksamk«it zuweuden. Das „Weihnäpfcheu" am Eingang der JohanniSgasse. nicht auSgefüllt, dem Grimmaischen Tor ist eine feste Bastion vorgelagert, und den Häu sern an Lieser Stelle fällt keine repräsentative Aufgabe zu. Die zweite Ansicht zeigt das Vor- gelände des Hauses schön planiert, aber der Turm der Nikolaikirche beherrscht hier die Stadtsilhouette vollkommen. Erst als das Leipziger Bürgertum um die Mitte des neun FenseitS der Stadtmauern hatte Leipzig immer durch seine schönen Gärten und Gar tenhäuser geglänzt, und einer der entzückend sten Bauten dieser Art hatte sich aus dem acht zehnten Jahrhundert gerade an dieser Stelle erhalten, es ist das sogenannte „Weihnäpfchen*. Es stand ein Stück in den heutigen Platz ein gerückt zwischen Museum und „Niederläuüi- Meine Berge Die Berge sind mein Königreich, hier ist der Mensch dem Mensche» gleich, hier gibt es keine Klaffe«. Ich will nicht enre gold ne Schnur, ihr Mammonjäger sollt mich nur in meine Berge lasten. Ernst Knrt Exner. scher Lebensversicherung". In seinem Garten steht jetzt das Europahaus. Ties „Weihnäpf- chen" war ein wunderschöner barocker Bau — nur dem Gohliser Schlößchen in seiner Schönheit zu vergleichen. Vor diesem Garten- Haus stand Las überdeckte Häuschen des „Johannisbrunnen", der erst bei der Erweite- terung des Museums verschwand. Von ihm sagt der Spruch unter der Ansicht, die wir da von abbildcn: Von arm und reich verehrter Quell? (Gewährend schenkst du klar und hell, Einladend freundlich überbant, Gesundheit dem, der dir vertraut. Drum laß auch dir zu Ehren Leidende ost Gläser leeren. Mit Dank wird ans Erkenntlichkeit Dann Lob «nd Kranz dir froh geweiht. (Die Vorlagen der hier «-gebildeten An- sichten befinden sich im Stadtgeschichtlichen Museum zu Leipzig.) Lust - eine billige Medizin Durch Singe« z«r Gesundheit. — Tief atme«! Es ist erstaunlich, wie wenige der täglichsten Anforderungen seines Körpers der Mensch wirk- lich beherrscht. Wer kann schon richtig gehen, wer kaut sein Esten gründlich, wer versiebt «S, aus- ruhend zu sitzen, ja — wer kann richtig atmen? Wir atmen alle zu schnell und zu flüchtig. Armen ist eine ernsthafte, überaus wichtig« Angelegen heit, deren Vernachlässigung sich bitter rächt. Mattigkeit, ein benommener Kopf, schlechte Blutzirkulation gleich Armungsschler. Erkältun gen, Heiserkeit, Schnupfen gleich Atmungssehler. Und was tut man, wenn man schon nicht im Nu richtig atmen lernt? Man singt. Man singt aus voller Kehle, ganz gleich, ob falsch, ob richtig, und man wird dabei genötigt, sich in regelmäßi gen Zwischenräumen mit der guten billigen heil samen Lust vollzupumpcn. Dadurch verbessert sich unser Blut, dadurch werden alle Organe be lebt, dadurch verfliegt schlechte Laune, Benom menheit, Mattigkeit, Heiserkeit und Schnupfen. Jeder Bazillus wird siegreich bekämpft — der Mensch lebt auf und hat nur noch nötig, sich vor den Antilärmgosetzen zu schützen. Durch Singen zur Gesundheit, durch Lingen zur guten Laune! Also könnte man fragen: ist denn das Lied, daS ein Mensch in Gedanken an stimmt, ein Anzeichen dafür, daß sich hier der Körper selbst hilft, daß er leidet? Diese un freundliche Frage könnte von einem Pessimisten stammen. Aber sie hat eine gewisse Berechtigung. Der instinktsichere Mensch singt gern und laut, wenn er Gelegenheit Lazu hat, mit Vorliebe morgens im Badezimmer. Was man als eine in stinktive Vorbeugungsmaßnahme gegen alle die üblen Eindrücke werten kann, di« draußen im Laufe des Tages auf ihn warten . . . Dr. A. B. Das Gelände des heutigen Augujtusplatzes um 1810 Der Stadtgraben ist noch nicht auSgefüllt, das Vorwerk des Grimmaischen T"res steht noch. Rechts hinter dem Vorwerk der Platz des Krochschen Hochhauses. Der Auguftusplatz vor dem Umbau des Museums Das Weihnäpschen und der dazugehörige Garten sind abgerissen. DaS Hosmannsche Haus, an dessen Stelle das bekannte Europahaus trat, steht bereits.