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Vor diesem Hintergrund wird deutlich, daß der größere Teil der hier vorgelegten Dolchgräber Keramik der älteren Aunjetitzer Entwicklungsphasen enthält, jedoch Formen der ältesten Stufe nicht vertreten sind. Die Bauchtasse (Abb. 16,7) aus Grab 23 von Nohra ähnelt zwar in der Gestaltung den frühen Tassen (Uraunjetitz im Sinne von Billig 1977, S. 69 f.) von Großdeuben, Kr. Leipzig (Billig 1958, S. 63 f., Abb. 30), und Riesa-Gröba I (ebenda, S. 46, Abb. 22,4), ist aber aufgrund der Hen kelstellung deutlich von ihnen zu trennen. Auch die beiden anderen Tassen aus Grab 23 (Abb. 16,2, 17,2) weisen mit ihrer Tendenz zur doppelkonischen Profilie rung auf eine spätere Zeitstellung hin. Grab 21 kann wegen der Langlebigkeit der bauchigen Tasse (vgl. Billig 1977, S. 60) nicht genauer datiert werden. Die Zuwei sung in die Stufe Frühaunjetitz im Sinne von G. Billig (1977, S. 68) ist aber sicher zutreffend, wie überhaupt der gesamte nördliche Bereich des Nohraer Friedhofes (Gräber 20-25) vom genannten Autor als charakteristisch für Frühaunjetitz ange sehen wird (ebenda, S. 66 ff.; Grab 23 ist allerdings nicht als gefäßreich im Sinne von Billig zu werten!). Das Dolchgrab von Eischleben kann aufgrund der beigege benen Tassen zwanglos neben Nohra, Grab 23, gestellt werden. Für das Gefäß aus dem Scebachcr Grab (Abb. 18,7) finden sich in Thüringen einige Parallelen (Neumann 1929 b, Taf. 11,7,9,11,12; Schmidt-Thielbeer 1955, Taf. 18,1a). Tassen mit gleicher Art der Verzierung kennzeichnen in Böhmen die Phase Ib der Aunjetitzer Kultur nach I. Pleinerovä (1966, Abb. 6,1, 23,4, 27,6; 1967, S. 27) bzw. V. Mouchas Altaunjetitzer Stufe (Moucha 1963, S. 12, Abb. 2,3,11,13, 7,1,2,4, 11,75,22, 12,3,7, 19,22,23). Damit liegt auch für dieses Grab eine Datierung in Frühaunjetitz (nach Billig) nahe. Der Wahlitzer Fundkomplex gehört zu den Grabanlagen mit Blocksteinverwen dung, die den stratigraphischen Befunden zufolge eine zweite Belegungsphase des Friedhofes repräsentieren. T. Voigt (1970, S. 156) faßt derartige Gräber in seiner Stufe AK II zusammen und parallelisiert sie mit der Mittelaunjetitzer bzw. vor klassischen Phase nach V. Moucha (1963, S. 158). Somit ist für den Fund von Wah litz der gleiche relativchronologische Ansatz wie für die anderen o. g. Dolchgräber gegeben. Auf den Grabfund aus der Hungerbachsiedlung in Erfurt soll nicht näher einge gangen werden, da das Material nicht begutachtet werden konnte. Das Fragment des Kruges (Abb. 23,7) spricht nicht gegen die schon für die anderen Gräber gewon nene Datierung. Jüngerer Zeitstellung scheint das Grab von Neubrandsleben zu sein, dessen Tasse (Abb. 19,7) zu den „erweichten Nebenformen“ in G. Neumanns Entwicklungsreihe zählt (1929 b, Taf. 2,3). Folgen wir H. E. Mandera (1953, S. 187, 201, 203), sind derartige Tassen zeitlich neben die klassische Tasse zu stellen. Nach Ansicht von G. Billig (1977, S. 61) können sie auch schon kurz vor den klassischen Tassen auf treten, so daß unser Grab noch in die jüngere Phase des älteren Entwicklungsab schnittes der Aunjetitzer Kultur (Frühaunjetitz) gehören würde. Der jüngste Fundkomplex in der Reihe der Dolchgräber (vorausgesetzt, es handelt sich um einen geschlossenen Fund) liegt aus Kemmlitz vor. Die charakteri-