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dische Handelsware“ und dienten ihm neben anderen Fundgegenständen als Zeu gen eines weitreichenden Produktenaustausches im Neolithikum. N. Äberg wertete die Griffdolche in seiner Arbeit über das nordische Kulturgebiet Mitteleuropas (1918, S. 22) als isolierte Streufunde. Die Datierung der Flintdolche erfolgte allgemein in das Neolithikum. Nur H. Jentsch (1888, S. 285) kam bei der Veröffentlichung des (allerdings nicht geschlossenen) Fundes von Groß Gastrose (vgl. Kat.-Nr. 12) zu der Einsicht, daß „derartige Gegenstände, wenn auch nur vereinzelt,... noch in einer späteren Periode in Gebrauch waren“. In der neueren Literatur fanden Feuer steindolche nur wenig Beachtung. Sie wurden in verschiedenen Aufsätzen und Mono graphien erwähnt, ohne daß auf dieses Thema näher eingegangen worden wäre. Stell vertretend seien hier Arbeiten von H. Behrens (1969, S. 93, Anm. 5; 1973, S. 149) und G. Wetzel (1966, S. 51 f.; 1969, S. 102 f.; 1979, S. 74) genannt. Definition und Abgrenzung gegen andere Formen Als Feuersteindolche werden hier, der nordischen Forschung folgend, sowohl For men mit abgesetztem Griff als auch beidseitig flächenretuschierte Flintblätter ohne besonders hervortretende schmale, abgerundete oder zugespitzte Griffpartie be zeichnet (Lomborg 1973, S. 26). Dabei soll der Begriff „Dolch“ nicht die Verwen dung der Geräte charakterisieren, sondern nur der Klassifizierung einer bestimmten Gruppe archäologischer Funde dienen. Der lanzettförmige Typ wird häufig als Lan zenspitze angesprochen. Jedoch machen sowohl die Art und Weise der Niederlegung in Gräbern (Lomborg 1973, S. 26, Anm. 86; Kühn 1979, S. 43; vgl. auch Kat.- Nr. 320, Abb. 18,2) als auch die selten erhaltene Schäftung (Cassau 1935) eine Ver wendung als dolchartiges Instrument wahrscheinlich. Für die Griffdolche liegt diese Annahme ohnehin auf der Hand. Bei der Materialaufnahme fanden bis auf eine Ausnahme (Kat.-Nr. 248) nur Dol che aus „nordischem“ Feuerstein Berücksichtigung. Vereinzelt in Thüringen auf tretende Bruchstücke dolchähnlicher Geräte als Plattensilex wurden nicht mit in die Untersuchungen einbezogen. Nach dem gegenwärtigen Forschungsstand gehören sie z. T. einer älteren Periode als die hier besprochenen Formen an (s. S. 64). Blattförmige Feuersteinspitzen, deren größte Breite nahe der gerundeten Basis liegt (Anhang 2; Abb. 48) werden ebenfalls nicht berücksichtigt. Es handelt sich da bei nicht um nachgearbeitete Lanzettdolche, wie das Stück von Dönstedt (Abb. 48,7) beweist. Am ehesten sind diese Geräte wohl zur Bewehrung von Speeren oder Lanzen verwendet worden. Über ihre Datierung kann keine Aussage getroffen wer den. Der Form nach ähnliche, aber größere Exemplare sind aus der Uckermark (Raddatz 1938, S. 11, Abb. 2) und Dänemark (Müller 1888, Taf. 9,757) bekannt. Schwierig ist die Unterscheidung von Dolchen und flächenretuschierten Feuer schlagsteinen. Letztere gehören zum Inventar von Männergräbern der Perioden I bis III der nordischen Bronzezeit. Vor allem die Typen A und C der Schlagsteine (Lomborg 1960, Abb. 5) können mit Dolchen verwechselt werden. Typ A der Feuer- 2 Sächs. Bodendenkmalpflege 33 17