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nung des Honigzehntes verdeutlicht nochmals den Verfall und die Überwindung der Burgwardorganisation. Eine Deutung des Reinhardsberges als slawischer Burgwall und der Ortsname Kamenz (dt. „am Stein“) führte bei der regionalen Geschichtsforschung zur Annahme, daß sich zwischen Eulenberg und Reinhardsberg etwa im Zusammenlauf von Schwarzer Elster und Langem Wasser ein slawisches Dorf befand (Scheibe 1905, S. 2; Uhlig 1925, S. 17 f.). Grundlage hierfür bildete u. a. die Haberkornsche Stadt chronik von 1589 (Stephan 1934, S. 13), die über drei Schenkhäuser berichtet, die Dreikretscham geheißen haben sollen. Auch in einer angeblichen frühen Wüstung Reinhardsdorf vermutete man ein sorbisches Dorf, dessen Flur im Zuge der Kolo nisation umgelegt wurde. 12 Bei der Betrachtung der Kamenzer Stadtflur werden eine Reihe sekundärer Veränderungen deutlich, wobei gewannartige Gelängeflur überwiegt und Blockflurteile kaum zu erkennen sind (vgl. dagegen Hist. Ortsver zeichnis 1957, S. 437). Auch aus der Flur des Spittels lassen sich keine eindeutigen Erkenntnisse über die Existenz eines altslawischen Dorfes ziehen. Die Flur war in verschiedenen Zeitabschnitten gleichfalls Veränderungen unterzogen, wobei die Gelängeflur die dominierende Rolle einnahm, nur im Bereich des Hospitals hebt sich ein Stück Gutsblockflur ab (StA Dresden Schrank V, Fach 60, Nr. 15a - Ka menzer Flur; Herzog 1986, Anm. 80). Die älteste Ansiedlung in Kamenz, eine Marktsiedlung, ist vorerst nur im Zu sammenhang mit dem Siedlungsbcginn, d. h. mit der kolonisatorischen Erschließung des Umlandes, anzunehmen. Entstehung und Entwicklung von Kamenz stehen so mit im engen Zusammenhang mit der ökonomischen Erschließung des Hinterlan des an der Wende vom 12./13. Jh. In dieser Phase spielten außerdem eine Reihe subjektiver Faktoren eine fördernde Rolle, die Entstehung der Burg, die günstige Lage zur via regia sowie verschiedene siedlungsgeographischc Faktoren. Mit dem Voranschreiten der Kolonisation und dem Aufbau einer Herrschaft übernahm der Markt innerhalb der Siedlung zugleich eine Nahmarktfunktion für das umliegende Land. Historisch-topographische Lage des älteren Stadtgebietes Kamenz zählt zu den Städten, für die jegliche Gründungsnachrichten fehlen. In der Ur kunde aus dem Jahre 1225 wird Kamenz zum ersten Mal als „oppidum“ erwähnt. 13 Zugleich weist die Urkunde Bernhard v. Vesta als Gründer der Stadt aus, aus ihr geht auch hervor, daß sein Sohn Bernhard II. die Stadt verlegt hat. Wesentlich für 12 Seit G. Uhlig (1925, S. 17 f.) wird südöstlich der heutigen Stadt am Fuße des Reinhardsberges diese Wüstung lokalisiert (vgl. Hist. Ortsverzeichnis 1957, S. 443; Eichler/Walther 1975, S. 251 f.). Bei Untersuchung vorhandener schriftlicher Quellen, Uhlig beruft sich auf eine urkundliche Erwäh nung von 1248, stößt man nur auf eine Urkunde von 1264 (CDL sup. I, Anhang 4; Huth 1970, S. 20 ff.), die ein „Meinhardisdorf" erwähnt, womit kein Beleg für Uhligs Position zu finden ist (vgl. Reif 1976). Ein Schreib- oder Lesefehler ist ausgeschlossen, allerdings bleibt die Lokalisation dieses Meinhardtsdorf zum jetzigen Zeitpunkt unsicher.