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Eine Möglichkeit der Untersuchung ist die Aussonderung von Holzfasern aus der Probensubstanz und ihre Bestimmung unter dem Mikroskop. Einige Analysen dieser Art hat seinerzeit E. Schwarze in Halle durchgeführt. Zur Methode hat sich E. Schwarze (Schoknecht/Schwarze 1967) selbst geäußert. Für die kaiserzeitliche Harzsubstanz aus einer Urne von Lanz, Kr. Ludwigslust, kam er zu dem Ergebnis, daß es sich um ein Produkt aus Nadelholz handelt (Keiling 1962, S. 26). Bei den älterslawischen Proben aus Dambeck, Priborn und Schwennenz gab er Laubholz, Birke und Nadelholz als Ausgangspunkt an (Schoknecht/Schwarze 1967). Diese Methode hat einen Unsicherheitsfaktor, der nicht immer ausgeschlossen werden kann. Da alle Holzfasern, die in der Probe sind, als Rohstoffe in Frage kommen, kön nen auch ein abgesplittertes Stück Brennholz oder Wurzelfasern analysiert werden. Bei der Gewinnung von Proben selbst wurde mehrfach die starke Durchwurzelung der meist sehr porösen Pechkrusten beobachtet. Sicher kann ein erfahrener Bota niker bereits vor der Bearbeitung der Probe sekundäre Wurzelfasern ausscheiden, aber die im Material enthaltenen Fasern werden alle erfaßt. Weiterhin ist zu sa gen, daß diese Untersuchungen relativ aufwendig sind. Es gibt einige Harzprodukte, die mit unterschiedlichen chemischen Untersuchungs methoden bestimmt wurden. Die exemplarische Untersuchung eines Stückes Urnen harz vom spätlatenezeitlichen Gräberfeld Großromstedt ergab die Nutzung von Laubholz, wahrscheinlich Birke (Eichhorn 1927, S. 235 f.). Bei der Analyse des Harz restes aus einer latenezeitlichen Urne aus Bad Nauheim kam W. v. Stokar (1935) zu dem Ergebnis, daß es sich wahrscheinlich um subtropisches Harz aus Kleinasien handelt. Umfassend hat sich mit der chemischen Untersuchung von Harzprodukten R.-D. Bleck beschäftigt. Anhand von Pechproben aus Ruppersdorf (vgl. Barthel 1967) hat er umfassend die Untersuchungsmethodik vorgestellt (Bleck 1967). Da bei konnte zunächst ausgeschlossen werden, daß es sich um Teer handelt. Harz war schon durch das Aussehen weitgehend ausgeschlossen. Eine genaue Bestimmung der Holzart ließ die Untersuchung nicht zu, es konnte aber Laubholz ausgeschlossen werden. Auch für die Reste der Kalfatermasse von Boot 4 aus Ralswiek kam er zu dem Ergebnis, daß es sich um Teer aus Nadelholz handelt (Herrmann 1981, S. 150). Zur Genauigkeit und zur Eindeutigkeit solcher Aussagen können wir uns nicht äußern, da dazu chemische Spezialkenntnisse erforderlich sind. Erste Vorschläge für die Anwendung der Infrarotspektralanalyse bei der Unter suchung urgeschichtlicher Harze gab W. Sandermann (1965). Auf ihn baute F. Sau ter (1967) auf, der hallstattzeitliche Keramiküberzüge analysierte. In beiden Bei trägen wurde die Möglichkeit herausgearbeitet, daß diese Untersuchungsmethode anwendbar ist, um die verwendete Holzart zu bestimmen. Beide kamen zu dem Er gebnis, daß die bearbeiteten Proben aus Birkenteer hergestellt worden waren. Auf dieser Grundlage wurde auch im Rahmen der Bearbeitung der Pechsiederei von Wermsdorf (Oettel 1983) die Entscheidung zugunsten dieser Untersuchungsmethode getroffen. Die Anfertigung der Spektren erfolgte durch K.-H. Rentrop. 40 40 Herm Dr. K.-H. Rentrop, Sektion Chemie der Bergakademie Freiberg, ist für die Untersuchung der Pechproben und für wichtige fachliche Hinweise zur Untersuchungsmethodik zu danken.