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gestumpfte Griff(teil)kanten (Kühn 1979, S. 46; Lomborg 1973, S. 29). Dadurch erreichte man eine bessere Handhabbarkeit der sicher nur selten zusätzlich verklei deten Dolchgriffe. Retuschierung Die Bearbeitung der Flintdolche erfolgte durch eine beidseitige Flächenretuschie rung. E. Lomborg (1973, S. 29 f.) unterscheidet zwei verschiedene Techniken (Glatt retusche und Parallelretusche), wobei die Glattretusche am häufigsten auftritt. Als ausgesprochen lokal begrenztes, auf der jütischen Halbinsel entstandenes Phänomen wird die Parallelretusche angesehen. Sie tritt als „halbe“ oder „volle“ Parallel retusche in Erscheinung und findet sich in letzterer Ausführung nur an lanzettför migen Dolchen, als „halbe“ Parallelretusche auch an jüngeren Typen. Wie bereits H. J. Kühn (1979, S. 39) bemerkte, ist die Parallelretusche nicht un- bedingt als Phänomen ohne Beispiel in Europa (so Lomborg 1973, S. 40) zu se hen. Vielmehr scheint es bei einer genügend hoch entwickelten Flintbearbeitungs- technik zwangsläufig zu ihrer „Entdeckung“ gekommen zu sein, wie Grand-Pres- signy-Dolche aus den Niederlanden (Lanting/van der Waals 1976, Abb. 19), Ost- und Südwestfrankreich (Thevenot/Strahm et al. 1976, Abb. 18, 33; Gui- laine 1967, Taf. 19,7), der Westschweiz (Strahm 1973, Taf. 8,2; Ströbel 1937, Taf. 27,2) und dem Rheinland (Behrens 1927, Abb. 78,3) zeigen. Im übrigen ist eine der Parallelretusche vergleichbare Oberflächenbearbeitung schon an Blattspit zen des Solutreen zu beobachten (Müller-Karpe 1966, Taf. 122,8, 148,4) und be gegnet auch an Feuersteingeräten in Spanien (Garcia 1942, S. 165, Abb. oben rechts) und sogar Nordamerika (Wilson 1897, Abb. 83, 175). Die genannten Beispiele sind nach heutigem Verständnis früher einzuordnen als die nordischen Lanzettdolche. Sie zeigen, daß eine bestimmte Flintbearbeitungstechnik zu verschiedenen Zeiten in verschiedenen Regionen entstehen kann. Insofern ist neben der vollen auch die halbe Parallelretusche der dänischen Feuersteindolche durchaus als lokale Entwick lung zu verstehen und kann z. B. nicht, wie bei W. Pape (1978, S. 175, 186), als Be leg für die Beziehungen oder Kontakte zwischen neolithischen Kulturen und der Frühbronzezeit herangezogen werden. Ebensowenig muß man die Glockenbecher kultur als Vermittler dieser speziellen Bearbeitungstechnik bemühen (so Kühn 1979, S. 39). Die volle Parallelretusche, bei der die Abschlagnegative ohne Unterbrechung von der einen Kante des Dolches bis zur anderen durchlaufen, tritt an den hier zu be handelnden Dolchen nicht auf. Auch aus Schleswig-Holstein sind nur wenige so bear beitete Stücke bekannt, die als Import aus Nordjütland gewertet werden (Kühn 1979, S. 39). Dagegen ist die „halbe“ Parallelretusche sowohl an Dolchen des Typs I (Kat.-Nr. 96 - Abb. 38,7) als auch IV a bzw. III/IV (Kat.-Nr. 29, 277, 300 - Abb. 43,3, 46,7) nachweisbar. Bei wenigen Dolchen begegnet die der Parallelretusche ähnliche feine Glattretusche (Lomborg 1973, S. 29) (Kat.-Nr. 65, 88, 91, 103 - Abb. 37,9, 38,8,9, Taf. 4 f). Die insgesamt geringe Anzahl von Dolchen mit Pa-