Volltext Seite (XML)
Abb. 9. Teerproduktion in geschlossenen Gefäßsystemen (nach Hohenstein 1857, Abb. 112, 89). große Gefäße, auf die Deckel mit einer trichterförmigen Öffnung in der Mitte ka men, worauf auf das Ganze jeweils ein mit Birkenrinde und Fichtenholz gefüllter Topf gestülpt wurde. Dieses System erhielt eine Abdichtung mit Lehm. Umfassend hat sich A. Hohenstein (1857) mit der Teerherstellung in Rußland beschäftigt. Er beschreibt die Birkenteerherstellung in abgeschlossenen Gefäßsystemen (ebenda, S. 227) (Abb. 9). Daneben fanden auch ofenartige Anlagen Verwendung. Die Birkenrinde wurde im Frühsommer von etwa 30 bis 40 Jahre alten Birken gewonnen. Ältere Bäume eignen sich weniger gut, da sich die Rinde schlechter ab schälen läßt. Nach etwa einer Woche wurde die angetrocknete Rinde verwendet (ebenda, S. 21,227).23 Auch für Deutschland gibt es den Hinweis auf die Teersiederei nach dem oben beschriebenen Verfahren. 23 24 In den ehemals preußischen Gebieten der VR Polen ist die Birkenteerherstellung nach diesem Verfahren ebenfalls bis weit in die Neuzeit hinein bezeugt, wo sie Bauern als Nebenproduktion betrieben. Die Produktions anlagen bestanden aus zwei großen Tongefäßen mit aufeinanderpassender Mün dung. Der untere Topf wurde eingegraben und auf seine Mündung ein durch- lochter Teller oder ein Blechrost gelegt, auf den dann der zweite, mit Birkenrinde gefüllte Topf gestülpt wurde. Nach dem Verkleben der Töpfe mit Lehm und dem Zuschütten der Klebestelle konnte um den oberen Topf ein Feuer entfacht werden, das einige Stunden einwirken mußte. Die Ausbeute an sehr wässrigem Teer war gering (Bock 1783, S. 96 f.; Mager 1960, Bd. 1, S. 63). T eermeilergruben Unter den Fundstellen von Teergruben heben sich einige Anlagen ab, die auf Grund ihrer Befunde anders betrieben wurden als die Teergruben (vgl. Oettel 23 Auch W. I. Lenin verwies in seinem Werk „Die Kustarzählung im Gouvernement Penn“ (1961, S. 414) auf die Teerherstellung in der Grube, die vor allem von Kustaren in Kleinstbetrieben durchgeführt wurde. 24 Vgl. Schwedisches oeconomisches Wochenblatt 4. Teil. Greifswald 1765. 245