Volltext Seite (XML)
macht sich erforderlich, da nur relativ wenige Fundstellen Pechverwendung erken nen lassen. Die Ursachen dafür dürften in den Erhaltungsbedingungen und im Forschungsstand zu suchen sein. Allgemein bezeugen einige schriftliche Quellen die Bedeutung des Pechhandels aus den großen Waldgebieten östlich der Elbe (Brandenburg, Lausitz, Polen) nach Westeuropa bzw. auch nach Westdeutschland. 8 Aus der Mark Brandenburg wurde im 13. Jh. Pech nach Hamburg verhandelt (Boschan 1907, S. 21 ff.), das dort für den Schiffbau Verwendung fand oder auch für England oder Flandern bestimmt war (Protz 1965 66, S. 152). Sein Transport erfolgte in Fässern (Boschan 1907, S. 79) und sicher auch in anderen Behältnissen. Entsprechend der großen Mengen des gehandelten Pechs ist auch mit einer großen Zahl von Teeröfen in Branden burg und in der Niederlausitz zu rechnen, was noch zu untersuchen sein wird. Der Handel mit Produkten der Waldwirtschaft ist auch für Polen bezeugt, wo im 14. Jh. Krakauer Kaufleute Pech und Holzasche bis nach Flandern verhandelt haben (Kaindl 1907, S. 316; Kuhn 1955, S. 178). Nach Westeuropa führte auch der Or densstaat Pech aus, dessen Bedeutung nicht zuletzt darin deutlich wird, daß 1410 englische Schiffe ein mit Teer und Pech beladenes Schiff des Ordens gekapert hat ten (Mager 1960, Bd. 1, S. 269). Auf Harzmärkte, die im 14. Jh. in der Gascogne abgehalten wurden, verweist W. Sandermann (1960, S. 6). Die wenigen hier ge nannten Beispiele für den Pechhandel im Mittelalter und in der frühen Neuzeit sind durch zahlreiche Nennungen von Pech in Zollrollen ergänzbar (vgl. Boschan 1907, S. 9 ff.). Die Lieferung großer Mengen von Teer und Pech nach Westeuropa war vorran gig für den Schiffbau erforderlich. Die Kalfaterung von Wasserfahrzeugen mit Teer oder Pech ist im frühen und hohen Mittelalter, aber auch in der Neuzeit belegt (Ra jewski 1970, S. 52; Slaski 1974, S. 116; Schuldt 1978, S. 73). In Ralswiek war z. B. das vierte Boot mit einer Masse aus teerdurchtränkter Schafwolle (Herrmann 1981, S. 150; vgl. Schuldt 1978, S. 73), ein slawisches Boot aus der Eckernförder Bucht bei Kiel mit teerdurchtränkten Rinderhaaren (Struve 1980, S. 173) abgedichtet worden. Diese beiden Beispiele, die sicher durch weitere ergänzt werden können, zeigen deutlich eine Art der Kalfaterung, wie sie seit der Einführung der Planken boote bis heute üblich ist. Die Nutzung von Teer und Pech als Dichtungsmittel ist auch in weiteren Berei chen der mittelalterlichen Wirtschaft gebräuchlich gewesen. Besonders die Bött cherei erforderte ein sauberes und wasserdichtes Klebemittel. Aus dem 13. Jh. stammende Holzdaubenschüsseln von Magdeburg (Nickel 1959, S. 146) und Span dau (Reinbacher 1960, S. 294) sind mit Pech abgedichtet. Eine Untersuchung der in verschiedenen Siedlungen geborgenen Dauben bzw. ganzen Daubengefäßen un terschiedlicher Zeitstellung erbrächte sicher eine große Zahl entsprechender Belege. 9 8 Die Einfuhr von Teer oder Pech aus den osteuropäischen Gebieten nach den westlichen Ländern des Kontinents erklärt sich aus dem steigenden Bedarf nach diesen Produkten und der dem ent gegenwirkenden Entwaldung durch den verstärkten Landesausbau. 9 Zur eindeutigen Analyse der Dichtungsmittel ist die Gewinnung von Proben vor der Konser vierung des Holzes notwendig, da sonst die Analyscnergcbnisse verfälscht werden.