Volltext Seite (XML)
überregionalen Verkehrs (Verkehrsbedürfnis, Wegebahnen). Im vorstehenden ersten Teil werden, ausgehend von forschungsgeschichtlichen und quellenkritischen Erwä gungen, zunächst die derzeit verfügbaren Funde und Befunde gesichtet, soweit not wendig zum erstenmal oder in erweiterter bzw. abweichender Form vorgelegt und nach herkömmlichen Gesichtspunkten der archäologischen Systematik befragt. Im Vordergrund stehen dabei die Verhältnisse im sächsischen Vogtland (bes. Fluß gebiet der oberen Weißen Elster), während die fundärmeren thüringischen und bayerischen Anteile mehr ergänzend herangezogen werden. Die eigentliche kultur geschichtliche Interpretation nach den oben genannten Kriterien soll im nächsten Band dieser Jahresschrift erfolgen. Die bisher erzielten Ergebnisse lassen sich wie folgt zusammenfassen: 1. Das von der älteren Forschergeneration (W. Coblenz, G. Billig u. a.) entwor fene Bild der vogtländischen Urgeschichte hat sich in den wesentlichen Zügen bestätigt. Selbstverständlich muß es in mancherlei Einzelheiten ergänzt und korrigiert werden. Durch eine Aufnahme aller erreichbaren Sachzeugen und Archivalien unter Einbeziehen der wenigen Neufunde und bei Berücksichtigen entsprechender Studien für die Nachbargebiete konnte die an sich sehr schmale Quellenbasis nicht unwesentlich verbreitert und erstmals auf ein im statisti schen Sinne aussagefähiges Niveau gehoben werden. 2. Ohne feinchronologisches Bemühen überschätzen zu wollen, zeigt sich, daß im Vogtland ebenso wie in den ökologisch vergleichbaren Siedlungsinseln der gebirgigen Nachbarschaft nur ganz bestimmte Zeitabschnitte - .Horizonte“ - archäologisch zeichnen, während die dazwischenliegenden Phasen, in den Alt siedelräumen gut belegt, völlig ausfallen. Wir führen diesen Wechsel auf einen periodischen Wandel der Besiedlungsintensität, letztlich auf säkulare Klima schwankungen zurück. Selbst kurzfristige Unterbrechungen oder nur Störungen der Entwicklung, die sich ansonsten dem archäologischen Nachweis fast entzie hen (wie innerhalb der Urnenfelderzeit), werden angesichts dieser Regelhaftig- keit glaubwürdiger. Dem steht - ausdrücklich oder stillschweigend vorausge setzt - derzeit noch die Annahme einer gleichbleibenden Besiedlung über Jahr hunderte (HA-LA) gegenüber. 3. Die kulturelle ,Doppelgesichtigkeit‘ der archäologischen Hinterlassenschaften - für die Jungbronze- und Früheisenzeit seit langem erkannt - läßt sich von An fang an (schon für das Neolithikum) und für alle vertretenen Phasen nachwei- ken. Als typische ,Paßlandschaft“ im Zuge des zentraleuropäischen Mittelgebirgs gürtels hat das 1 Vogtland jederzeit kulturelle (d. h. stilistische, politische, eth nische usw.) Bindungen sowohl an den nordwestböhmisch-nordostbayerischen als auch an den thüringisch-sächsischen Raum besessen. Das erschwert einerseits ein eindeutiges Zuordnen zu größeren kulturellen Gruppierungen, ermöglicht andererseits zahlreiche chronologische Vergleiche. 4. Paläo- und Mesolithikum sind im Vogtland bisher kaum sicher belegt. Das wird - zumindest, was die klimagünstigen Perioden betrifft - gewiß auch auf Forschungslücken beruhen. Für die allein häufiger vertretenen Felsgeräte von