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Scherben aus der jüngsten slawischen Periode gefunden“ (Feyerabend 1911, S. 122). Die spätesten Funde slawischen Charakters aus dem Vogtland datieren erst in das Ende des 11. und vor allem in das 12. Jh.; sie gehören „also bereits in die Zeit der deutschen Besetzung des Landes bzw. kurz davor“ (Richter 1985, S. 25). Von den Keramikkomplexen aus Plauen, Plauen-Kleinfriesen und Plauen-Reusa (zuletzt Corpus 1985, S. 270 f„ Abb. 144/1-3; Oettel 1989, S. 279, Abb. 27-28) werden die beiden letztgenannten als „Überreste von Pech- und Schmierenbrenne reien“ gedeutet (Richter 1956, bes. S. 87; zuletzt 1985, S. 25; 1986, S. 132).224 Damit wird die Neuerschließung von Waldgebieten selbst im Zentrum des nachmali gen Siedlungslandes faßbar. 225 Die im Gelände des ehemaligen Komturhofes in der Plauener Altstadt in Schwemmschichten der Syra geborgenen Altsachen jener Zeit - eine größere und mehrere kleine jungslawische Randscherben 226 , übrigens „eben falls pechverkrustet“ (Richter 1985, S. 25), ferner ein Bronzesporn, ein Wellenrand hufeisen und zwei Schlittknochen - werden auf den 1122 erwähnten „vicus Plawe“, die Keimzelle der heutigen Stadt, bezogen (Billig 1954, S. 66, 70, Abb. 40, 42). Bestimmte Eigenheiten der Kleinfriesener Tonware sind zunächst „als böhmi scher Einfluß“ gedeutet worden (Richter 1956, S. 87), aber auch „Anklänge der Kohrener Gruppe .. . sind unverkennbar“ (Oettel 1989, S. 268). Die spätslawi schen Gefäßreste des Vogtlandes gelten indessen „im Vergleich zu den Materialien der Nachbarlandschaften durchaus als eigenständig .... Die Glimmermagerung dieser Tonware könnte für eine Herkunft der Siedler aus dem thüringischen Raum sprechen ... .“ (Vogt 1979, S. 166 f.; zuletzt 1987, S. 187) So lassen die spärlichen Funde insgesamt wohl „noch keine Aussage über damals sicher vorhandene sied lungsmäßige Beziehungen zwischen dem Vogtland und dem Egerland sowie Ober franken zu, auch nicht über Wanderrichtungen der Slawen“ (Richter 1985, S. 26 f.). Den vergleichsweise wenigen archäologischen Nachweisen steht im Vogtland be kanntlich eine ganze Anzahl slawischer Orts-, Flur- und Flußnamen gegenüber (Eichler 1967; Hellfritzsch/Eichler 1985). Auch sind in diesem Zusammenhang die zu 1122 erwähnten vier Smurden von Chrieschwitz Zu nennen (u. a. Billig 1963, S. 355), so daß an der mittelalterlichen Erschließung des Vogtlandes Siedler sla wischer Zunge wohl einen größeren Anteil hatten, als das Fundbild vermuten läßt (Billig 1954, S. 66 ff., Kt. 3). Die zum Abstecken des slawischen Siedlungsraumes früher mit herangezogenen Flurformen (ebenda, S. 68, Kt. 5) sind in dieser Hin sicht hingegen nur bedingt auswertbar, denn Blockfluren sind zwar historisch alt, jedoch nicht ethnisch gebunden (Kötzschke 1940, S. 7; zuletzt Richter 1985, S. 26). Die genannten Belege für eine slawische Besiedlung im Vogtland werden ge- 224 Allerdings hat auch die 1983 erfolgte Nachuntersuchung von G. Oettel (1989, S. 265 f., Anm. 37) keinerlei Überreste einer Produktionsstätte zutage gefördert. 225 Die weit gebirgswärts vorgeschoben im Kreise Auerbach angeschnittenen Überreste einer „Eisen schmelze“ von Schönau (Ot. von Trieb), angeblich aus dem „12. Jh.“ (Coblenz 1954 b, S. 472; Corpus 1985, S. 269), gehören nach drei kleinen atypischen Scherben etwa des 13./14.—18. Jh. (Vm 331—333/55) in weit jüngere Zusammenhänge. 226 Vm Plauen, S.: 474-475/70, ein Oberteilbruchstück o. Nr. (im Corpus 1985, S. 271, nicht er faßt). 14 Sachs. Bodendenkmalpflege 33 209