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Angesichts der Funktion und Qualität des Großdraxdorfer Nabensteckers ist ein direkter oder indirekter Zusammenhang mit der Höhensiedlung auf dem Eselsberg vermutet worden (Radig 1947, S. 12; Grünert 1957, Kat. S. 195). Ähnliche Lage beziehungen von Funden spätlatenezeitlicher Achsnägel zu Oppida deutete H. Po lenz (1974, S. 400) dahingehend, „daß sich auf diesem Platz Personen von Geltung aufgehalten haben müssen, deren zweirädrige Wagen mit zum Teil kunstvoll verzier ten Bronzebeschlägen . .. versehen waren“. In unserem Falle allerdings „fehlen ein wandfrei beglaubigte Fundumstände“ (Billig et al. 1957, S. 9), vorerst vor allem archäologische Spuren vom Berg aus der Zeit des Steckers. Immerhin darf auf einen im Siedlungsbereich („auf der Ebene zwischen dem Dachshügel und der Teufels kanzel“) gefundenen Armring „von geschlagenem Golddrahte“ aufmerksam gemacht werden, der „die Stärke und Breite eines starken Fingers“ besessen haben soll und „auf der einen Seite mit Blumenflechterei“ verziert war (Beltz 1853/55, S. 5 f.). Bereits 1847 von spielenden Kindern entdeckt, ist der hervorragende Fund leider bald darauf schon der Zerstörung anheimgefallen. Der Ring wurde bisher - gewiß nicht zu Recht - zu den bronzezeitlichen Zeugnissen gezählt (Auerbach 1930, S. 182; 1936 b, S. 26; Radig 1947, S. 8). Angesichts seiner Massivität und seines partiel len Dekors, der offenbar aus vegetabilischen, miteinander verflochtenen Motiven bestand, hat es sich womöglich um ein keltisches, dann wohl im entwickelten Wal dalgesheimstil verziertes Schmuckstück gehandelt, das die Bedeutung der Örtlich keit ungemein hervorheben würde. Freilich muß es bei Vermutungen bleiben. In die (ältere bis mittlere) Latenezeit werden traditionell auch die beiden 1859 aufgedeckten Hügel wie auch der (die) Hügel von 1826 (mit jüngerbronzezeitlichen Gefäßresten) im Hegeholz bei Hohenleuben gesetzt. Innerhalb eines Steinkranzes ergaben sie in einer Steinsetzung („Steinherd“) außer „viel Asche und Kohlen“ (Auerbach 1930, S. 188) gestörte „Menschengerippe“, daneben „Urnen, alle aber so zertrümmert, daß nur eine einzige wieder zusammengesetzt werden konnte“, fer ner „metallene Armringe, künstlich gearbeitete Kleiderhaften, ein Amulet von Knochen, ein anderes von Eisen, und auch ein Waffenstück, eine eiserne Lanze“. In einem Grab fand sich „ein kleiner, an beiden Seiten offener, mit Reifen verzierter goldener Ring“ ([Schmidt/Alberti] 1828, S. 21 f.). Leider ist davon wiederum nichts erhalten geblieben. Der Gesamtbefund erinnert in der Tat stark an die keltischen Körperbestattungen im benachbarten Orlaland. Frühgeschichtliches Alter kommt hingegen kaum in Betracht. Ältere (jüngerbronzezeitliche) Siedlungs- oder Gräber spuren werden damit nicht ausgeschlossen. H. Kaufmann (1987, S. 18, Anm. 22, Abb. 2) macht neuerdings wieder auf einen Altfund aufmerksam, der ebenso aus diesem Zeitraum stammen könnte: das leider gleichfalls nicht mehr greifbare „Unterteil eines dünnwandigen Gefäßes aus gro bem Ton, an der Innenseite Drehspuren“, von Göttengrün, Kr. Schleiz, das K. H. Marschalleck (1932, S. 340) seinerzeit als „Latene oder slawisch“ (jedenfalls als vor mittelalterlich) angesehen hat. Die abseitige Lage des Fundortes im Frankenwald findet ihre Erklärung vielleicht in einer süd-nördlichen Verkehrsader, auf die auch andere Funde hinweisen (Simon 1989, Abb. 4).