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Coblenz 1952, S. 144). Dem ist nichts wesentliches hinzuzufügen, zumal einer wei teren Differenzierung auch im Süden innere Grenzen gesetzt sind. 105 106 Typische Keramikformen bilden bekanntlich gerundete Doppelkegel, teils mit geschweiftem Oberteil, wenig gegliederte zweihenklige Eitöpfe, schlanke Ampho ren mit mehr oder weniger deutlich geblähtem Kegelhals, Terrinen bzw. Tassen und Becher mit abgeknicktem Trichterhals sowie große Vorratsgefäße, deren Zylin derhals durch eine Tupfenleiste abgesetzt und deren Rand waagerecht ausgelegt ist. Die teilweise kaum merkliche Sackung der Schultern und Blähung bzw. Schwei fung der Hälse sowie die weiche Absetzung der Gefäßglieder verleihen der Ton- wäre eleganten Schwung, den typische Lausitzer Keramik vermissen läßt. An Ver zierungen begegnen - nicht allzu oft - umriefte Buckel, an kleineren Formaten auch Rillenbandmuster. Besseren Gefäßen hat gelegentlich Graphitanstrich metallischen Glanz verliehen; andere Feinkeramik wurde außen bis zur Mündung mit z.T. finger verstrichenem Schlicker versehen - neben Doppelkegeln und Eitöpfen z. B. auch Tassen und Schalen. Die grundsätzlichen Übereinstimmungen mit der keramischen Entwicklung in Nordwestböhmen und Oberfranken erlauben breite Parallelisierungen mit den Kno- vizer Phasen IV-VI, vor allem der „klassischen Phase“ V, sowie mit dem jüngeren Teil der fränkischen Mittelstufe (Bouzek/Koutecky/Neustupny 1966, S. 90; Hen nig 1972, S. 37). Ähnlichkeiten bestehen auch zur Lausitzer Entwicklung südlich des Erzgebirges. Sie gestatten eine Gleichsetzung mit den dortigen Stufen II c und III a.106 Die Verknüpfung mit der Lausitzer Jungbronzezeit in Sachsen beruht dem gegenüber lediglich auf Einzelstücken, die zudem eher für die westliche „Kontakt zone“ typisch sind, zu der ja das Vogtland zählt. Eine weitergehende zeitliche Untergliederung des Fundstoffes gelingt nur in Ansätzen und bleibt im einzelnen wi dersprüchlich. Sie scheitert nicht nur an der geringen Anzahl und fraglichen Geschlos senheit der typenreicheren Fundkomplexe von Dobeneck und Taltitz. Sie findet gewiß auch in der geringen Dynamik der Keramikentwicklung selbst ihre Grenze. Altertümlich wirken vor allem einige Amphoren mit niedrigem Kegelhals (Coblenz 1954 a, Abb. 6,7, 9,3, 11,4; HS 19), unter den Vorratsgefäßen ein Rest mit ausgelegtem, getupftem Rand (NA 7) und wenige mit Randzipfeln (Abb. 12,6; NA 18). Eine Datierung vor HA2 ist indes nirgends zwingend und wird durch die Begleitfunde ausgeschlossen. Die - gemessen an Knovizer Maßstäben - insgesamt geringe Blähung und Schweifung der Amphorenhälse gibt ebenfalls kein chronologisches Kriterium ab; eher kennzeichnet sie die in dieser Hinsicht konservative Lausitzer Grundlage im „Zwischengebiet“ (Peschel 1972, S. 231). Das „barocke“ Etagengefäß von Dobeneck (Abb. 14,5 - vgl. Bouzek 1958, S. 564, Abb. 218 D) bildet durchaus die Ausnahme. Immerhin scheint sich der Knovizer Entwicklungs trend in abgemilderter Form auch in unserem Material widerzuspiegeln (vgl. etwa Abb. 14,4, mit 15,7, und die zugehörigen Funde). Tassen und Becher unterlagen einem entsprechend verzögerten Stil wandel. So sind die elegant geschweiften Trichterrandtassen mit gesacktem Körper (Abb. 14,6, 15,2-3; NA 127), deren Dreikanthenkel (Abb. 14,6; NA 2) böhmischen Einfluß verraten (v. Brunn 1954 a, S. 61; Peschel 1972, S. 232 ff.), nicht unbedingt als sehr alt anzusehen (Simon 1989; z. B. Hennig 1970, Taf. 10,70, 20,28). Becher mit ähnlichem Pofil (Abb. 7,5-8, 13,70, 15,6,8) finden ebenso junge 105 Zuletzt etwa Eberschweiler/Riethmann/Ruoff 1987, S. 88. Vgl. nur Keramik von HA2-Habitus mit HBl-Bronzen. 106 Freundliche Bestätigung durch Doz. Dr. J. Bouzek, Prag.