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tung lassen demgemäß von allem Anfang an Züge erkennen, die Chrieschwitz mit der in vieler Hinsicht eigenständigen westlichen Peripherie der sächsisch-lausitzi- sehen Gruppe verbinden. Nordwestböhmisches und nordostbayerisches Stilempfin den klingt hingegen erst in der jüngeren Materialschicht stärker an (Funde 2, 5, 6, 8, 14, 15). Der zweihenklige Eitopf (Abb. 2,4) und der weicher profilierte, schlichte Doppelkegel mit kurzem, steilem Oberteil (Abb. 4,1) wurden bereits mehrfach zitiert (Coblenz 1952, S. 46, 137, 144; Billig 1954, S. 43). Ferner ließen sich nen nen die leicht hängenden Gefäßschultern an Tassen und kleinen Amphoren (Abb. 1,3, 2,11, 3,1,3) und die andeutungsweise geblähten Zylinderhälse an Ter rinen und Amphoren (Abb. 2,5, 3,3,6), ferner die feine, weiche senkrechte Rillung (Abb. 3,3; vgl. auch 3,1) sowie der Wechsel von Zonenbuckeln und Fransengrup pen (Abb. 1,3, 4,6) (vgl. bei Bouzek/Koutecky/Neustupny 1966; Hennig 1970 u. a.). Allerdings finden sich dieselben Eigenheiten ebenso in der älteren Lausitzer Kultur Westsachsens und Ostthüringens, wo sie ebenfalls auf südöstliche Beein flussung zurückgeführt werden. Alle diese Merkmale verbinden also verschiedene Lokalgruppen an der westlichen und südwestlichen Peripherie des Lausitzer Kreises und kennzeichnen sie einmal mehr als „Randzone“ bzw. „Kontaktzone“ oder „Zwischengebiet“ zum südlichen Urnenfel derbereich (bes. Peschel 1969, S. 172 ff.; 1972, S. 224 ff., 240 ff.; 1978 a, S. 106; zuletzt Lappe 1985, S. 132 ff.). Die lange konträr diskutierte Frage, ob das Vogt ländische Gruppe „wohl eher an die Knovizer als an die Lausitzer Kultur anzu schließen sei (so z. B. Wilbertz 1973, S. 70), geht u. E. an den Gegebenheiten vor bei, die eben eine Zwischenstellung bezeugen und sich übergreifenden archäolo gischen Typisierungen entziehen. Je nach Blickrichtung der Bearbeiter wird die Sonderstellung der Vogtländischen Gruppe verschieden betont werden: Aus säch sischer Sicht tendiert sie „stark nach dem Obermaingebiet, nach Südostthüringen und Nordwestböhmen“ (so zuletzt Coblenz 1986 a, S. 99, 105); vom böhmisch bayerischen Standpunkt aus dominiert hingegen die „ursprünglich lokal modifi zierte Lausitzer Grundlage“ (so zuletzt Plesl 1986, S. 22). Auch von Thüringen her gesehen, verläuft die Entwicklung“ - abgesehen von gewissen Lokalbildun gen - genauso wie im engeren Bereich der Lausitzer Kultur in Sachsen“ (Lappe 1986 b,S. 53). Obwohl das Chrieschwitzer Zentralgrab mit Urne, Deckschale und einem Bei gefäß denkbar einfach ausgestattet war, sprechen die Anlage des Hügels, seine Be stattungsfolge und die Gefäßniederlagen dafür, es mit jenen oft reichen Männer gräbern unter Hügeln (oder auch nur aufwendigen Hügelmalen ohne Erstbestat tung) in Verbindung zu bringen, die entweder (forschungsbedingt?) als Einzelhü gel in Erscheinung treten oder den Ausgangspunkt für die weitere Belegung von Lausitzer Friedhöfen in Ostthüringen und Westsachsen gebildet haben. 97 Ein Ver- 97 Dorndorf, Kr. Rudolstadt, Einzelhügel (zuletzt Lappe 1982, S. 88; 1986 a, passim; Prüssing 1982, S. 79 f„ 82; Fröhlich 1983, S. 159 f.); Eichenberg, Kr. Jena, Stelle 29 (Lappe 1982, S. 31; 1986 a, passim - 1982 noch als „Ustrine“ gedeutet, das angeschmolzene Bronzeblechstück Taf. XXX,5, vielleicht Rest einer Helmwangenklappe); Großeutersdorf, Kr. Jena, bes. Grab 25 (Peschel 1972,