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eher Motivation) herrühren oder aber vielleicht doch von einer regulären Besied lung zeugen. Die verhältnismäßig schlecht gebrannten Gefäßreste wären dann - im Gegensatz zur bronze- und eisenzeitlichen Keramik - inzwischen freilich völlig der Zerstörung anheimgefallen, eingetiefte Objekte (Gruben, Gräber) überhaupt noch nicht erkannt, oder es hätte sie überhaupt nicht gegeben, wie ja in mobileren Gesell schaften vorrangig Behälter aus Holz, Leder u. ä. verwendet worden sein könnten (Bouzek 1969, S. 27 ff.; zuletzt 1987, S. 182). Alle diese Erklärungsversuche be friedigen indessen wenig. Einige durch A. Haase entdeckte Konzentrationen von Silexartefakten und Holzkohlespuren liefern zumindest Anhaltspunkte für eine plau siblere Deutung. Wie dem auch sei, exemplarisch verdeutlicht dieser Befund, daß eine Besiedlung nicht jederzeit und überall gleichermaßen archäologisch faßbar sein muß. Damit stellt sich die Frage, wie der wiederholte Wechsel relativ gut belegter metallzeitli cher Fundhorizonte mit Abschnitten ohne jegliche archäologische Spuren im Vogt land interpretiert werden könnte. Paul Reinecke (1956, S. 389 f.) suchte für den Ausfall ganzer Perioden eine „Erklärung in den Bodenverhältnissen und nicht in zeitweiliger Siedelungsleere"; selbst die länger als ein Jahrtausend währende Lücke zwischen den ältereisenzeitlichen und den frühmittlalterlichen Zeugnissen glaubte er auf diese Weise überbrücken zu können. Darin vermag ich ihm ebensowenig zu folgen wie üblichen Pauschalurteilen, nach denen „eine ausgesprochen dichte und durchgehende Besiedlung angenommen werden muß . .. von der Bronzezeit bis zur Stufe Latene A“ (so Coblenz 1953, S. 122). Zyklische Änderungen in der Wirt schafts- und Lebensweise, im Bestattungsbrauch bzw. in der Sachkultur (zeitweise leichter gebaute Behausungen, keine Vorratsgruben, unscheinbare Gräber, verzö gerter Kulturwandcl u. ä.) oder auch periodisch wechselnde Erhaltungsbedingungen, welche Besiedlungsabbrüche nur vortäuschten, sind jedenfalls wenig wahrscheinlich. Vor allem spricht die nachweisbare Besiedlungskonstanz in den nächstgelegenen Altsiedelgebieten, an deren kultureller Entwicklung das Vogtland in vollem Um fang teilhatte, gegen derartige Begründungen. Da die archäologischen Hinterlas senschaften, wie im folgenden zu zeigen sein wird, durchweg in bemerkenswert eng umrissene .Horizonte' fallen, erscheint auch für die Zwischenzeiten ein an sich ge fährlicher Schluß e silentio möglich: Wie in den benachbarten Siedlungsinseln im ökologischen Grenzbereich der Mittelgebirge spricht der Fundausfall für deren zeitweiliges Wüstwerden oder doch ein starkes Ausdünnnen der Besiedlung. Als dessen Ursache müssen letztlich ungünstige säkulare Klimaschwankungen gelten. Paläo- und Mesolithikum Als älteste „zweifelsfreie“ Zeugnisse des Menschen im oberen Elstertal galten lange die sog. Glockenschaber - Diaphysenabschnitte großer Röhrenknochen mit schein bar durch Gebrauch geglätteten Bruchrändern - sowie weitere „mutwillig zerschla gene“ Tierknochen, die zwischen 1890 und 1936 verschiedentlich in den Kalkstein-