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VOR- UND FRÜHGESCHICHTLICHE KARPOLOGISCHE KULTURPFLANZENRESTE AUS SACHSEN Von Tilo Nötzold, Berlin Für die vorliegende Arbeit hat das Landesmuseum für Vorgeschichte zu Dresden ausgesiebtes Material zur Verfügung gestellt. Dafür und auch für die Möglichkeit der Publikation gilt dem Direktor des Museums, Herrn Prof. Dr. sc. W. Coblenz, der Dank des Autors. Herrn Dr. K.-D. Jäger, Berlin, sei für wertvolle Hinweise ge dankt. Da einerseits bei den Grabungen das meiste Material gesiebt wurde und anderer seits von einigen Fundstellen nur kleine Proben zur Bearbeitung gelangten, ist es nicht möglich, quantitative Aussagen über das Gewicht zu treffen. Die karpologi- sehen Reste wurden ausgelesen, bestimmt und, sofern ausreichende Mengen vorhan den waren, die prozentuale Verteilung der einzelnen Arten innerhalb des Fundgutes festgestellt. In den letzten Jahren wurden derartig viele Kulturpflanzenreste ver schiedenen Alters, Erhaltungszustandes und taxonomischer Zugehörigkeit beschrie ben, daß sich, sofern die Reste relativ gut erhalten sind, eine ziemlich sichere Bestim mung des gefundenen Materials durchführen läßt. Dazu gehört bei Getreidekörnern eine Angabe der Variationsbreite der Länge, Breite und Höhe (woraus sich der In dex Länge: Höhe von selbst ergibt) zur sicheren taxonomischen Bestimmung. Bedenk lich erscheint es dagegen dem Bearbeiter, daraus weitere Schlüsse auf die Ökologie, Fazies oder gar den Ertrag zu ziehen, wie es zuweilen praktiziert wird. Die Veränderungen, die ein karpologischer Rest durch die Inkohlung (Reduk tion) oder auch gelegentlich durch Verkohlung (Oxidation) erfährt, sind so beträcht lich und vom Alter des Materials abhängig, daß Größenangaben nicht ohne weiteres auf Proben unterschiedlicher Herkunft und Alters übertragbar sind. Besonders schwie rig wird es aber, wenn womöglich beide Prozesse eine Rolle gespielt haben. Ein nach Hitzeeinwirkung nur angekohlter karpologischer Rest unterliegt ohne Zweifel in Jahrtausenden noch einem Inkohlungs- oder Fossilisationsprozeß. Inkohlung und Verkohlung sind auf jeden Fall mit mehr oder weniger erheblichen Veränderungen der Größenverhältnisse verbunden, wobei Inkohlung normalerweise eine Verklei nerung bewirkt, die Verkohlung jedoch häufig mit einer Veränderung der Proportio nen verbunden ist. Als viel wichtiger wird es erachtet, tiefenscharfe Fotografien, in ausreichender Vergrößerung und möglichst solche morphologisch wichtiger Teile, zu geben.