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J. Werner stellte fest, daß die gegossenen Gürtelbeschläge sehr nahe Analogien in den Kurgangräbern von Kudyrge im Altai sowie in dem in Ulugbek (Usbekistan) freigelegten Reitergrab finden. Desgleichen besitzen manche Ohrschmuckstücke Ent sprechungen im Gräberfeld von Kudyrge. 10 Mit Recht unterstreicht Werner die Be ziehungen, die zwischen den gegossenen Gürtelbeschlägen des 8. Jh. mit Greifen- Ranken-Verzierung aus dem mittleren Donauraum und ähnlichen Stücken aus Zen tralasien bestehen. 11 Die gegossenen Anhänger der Gürtelbeschläge besitzen eben falls nahe Analogien zu ähnlichen Anhängern der sogdischen Gürtel in Zentralasien. 12 Danach dürfte die östliche Herkunft der gegossenen Gürtelbeschläge im Gebiet der mittleren Donau keinem Zweifel mehr unterliegen. In Zentralasien wurden diese Gürtel von den verschiedenen Nomadenvölkern ge tragen, die das Westtürkische (Tiurkut-)Khaganat zusammensetzten. Sie wurden von erfahrenen Meistern in den sogdischen Städten hergestellt, über die die tiurkutischen Nomaden ihre Herrschaft ausübten, oder von Handwerkern, die im Dienste der No madenhäuptlinge standen und nach dem Geschmack und den Bedürfnissen dieser Häuptlinge und ihrer Untertanen arbeiteten. 13 Wie aus schriftlichen Unterlagen her vorgeht, waren diese Gürtel Abzeichen eines gewissen sozialen Ranges. 14 Im Zuge der Wanderung einiger Splittergruppen von Nomadenstämmen des Tiurkut-Kha- ganates nach Westen, in deren Troß sich auch Handwerker aus Sogda oder anderen Städten Zentralasiens befanden, gelangten diese Erzeugnisse bis in den Mittel donauraum, wo sie im 8. Jh. „in Mode kamen“ und bekanntlich für die sogenannte Periode des zweiten Awarenkhaganates charakteristisch waren. Außer den gegossenen Gürtelbeschlägen führten die Nomaden auch Teile von Zaumzeug mit sich, wie z. B. die verschiedenen Arten von Trensen mit geraden oder S-förmigen Querstangen, die manchmal zoomorphe Enden hatten, ferner Steigbügel mit geradem oder manchmal konkavem Steg. Seltener findet man Steigbügel, deren Sohle die Form zweier nebeneinander liegender nach oben gewölbter Halbkreise auf weist. Die Öse der Steigbügel ist meistens hoch und abgesetzt, doch kommen auch Exemplare vor, bei denen sie aus demselben Querstab wie der Steg gebildet ist. Im Unterschied zur vorhergegangenen Periode erschienen in der Blütezeit der gegosse- Europe-centrale. In: Balcanoslavica 1, 1972 (1974), S. 113-119; I. Erdelyi, L’art des Avares. Budapest 1966, S. 34. - Andere Forscher bestreiten dagegen die Einwanderung neuer Bevöl kerungen; vgl. Z. Cilinskä, Zur Frage des Zweiten awarischen Khaganats. In: Slovenskä Archeol. (= SIA) 15,2, 1967, S. 447-454, und die von ihr angeführte Literatur. 10 J. Werner, Zum Stand der Forschung über die archäologische Hinterlassenschaft der Awaren. In: Beitr. z. Südosteuropa-Forsch. Anläßlich d. I. Internat. Balkanologenkongr. in Sofia, 26. VIII. bis 1. IX. 1966. München, S. 307-315; ders., Zum Stand der Forschung über die archäologische Hinterlassenschaft der Awaren. In: Stud. zvesti Archeol. ustavu Slovenskej Akad. Vied (= St. zv.) 16, 1968, S. 279-286. 11 J. Werner 1966, S. 311-314; ders. 1968, S. 284. 12 V. I. Raspopova, Pojasnoj nabor Sogda v VII-VIII vv. In: Sovetskaja Archeol. (= SA) 4, 1965, S. 80, Abb. 2,3,8,9,16 u. bes. Abb. 4,3. 13 In Verbindung mit den Tauschbeziehungen zwischen den alttürkischen Nomaden und den sog dischen Städten vgl. V. I. Raspopova, Remeslo i domasnye promysli rannesrednevekovovo Sogda. In: SA 4, 1972, S. 152-156. 14 D. Csalläny, Der awarische Gürtel. In: Acta Arch. Hung. 14, 1962, S. 445.