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knappheit vor. Weiterhin ist überliefert, daß im Holzeinzugsgebiet für Dresden durch die Wirren der Hussitenkriege ein Holzmangel entstanden war und daß vor allem die Waldhege brach lag. 40 Diese Gründe haben auch die Töpfer zu Konse quenzen gezwungen; sie mußten von der energieaufwendigen Herstellungsmethode der rottonigen Irdenware abkommen. Der forcierte Bergbau förderte nebenher Roh stoffe zutage, die eine Glasurherstellung erst ermöglicht haben. Die Sekundärroh stoffe boten auch den Dresdener Töpfern zusätzlichen Anreiz, sich die neue Glasur technik zu eigen zu machen. 41 Es ist schon erwähnt worden, warum die Töpfereien in Altendresden zu Beginn des 15. Jh. ihren Standort wechseln mußten. Die Stadtbildung auf dem rechten Ufer zwang sicherlich zu einer Verlagerung der Produktionsstätten „ante muros“ - wohin, wissen wir allerdings nicht. In diesem Zusammenhang fällt bei einem genaueren Vergleich der jüngsten rottonigen Ware, vor allem der Gebrauchsformen wie Hen keltöpfe, Krüge und Schüsseln, mit den Nachfolgetypen der innenglasierten Keramik ein Hiatus in der Entwicklung der Formdetails auf. Keiner der an der rottonigen Irdenware speziell entwickelten Ränder wurde übernommen - kein Blockrand, kein Kompositrand und kein steiler Kragenrand. Nicht ein schlichter weitmundiger Topf (Typ 10) ist als Glasurware hergestellt worden. Die Verzierungsformen der Roll stempel und Kammwellen finden keine unmittelbare Fortsetzung auf der Glasur ware. Dagegen treten schlagartig Grapengefäße auf, Henkel und Tüllen zeigen eine andere Garniertechnik. Es fällt schwer, diesen technischen Umschwung ein und den selben Handwerkern zuzuschreiben. Wahrscheinlich liegt hier zugleich ein genera tiver Wechsel zugrunde, der - zumal in Kriegszeiten - auch den Wechsel der Her stellungstechnologie entscheidend gefördert und beschleunigt hat. Zugewanderte Handwerker, die z. B. die Technik der Grapengefäße beherrschten, und die durch Pflichtwanderung 42 und Berufserfahrung gereifte junge Töpfergeneration haben im frühen 15. Jh. die aufgezeigte Entwicklung der innenglasierten Hafnerware getra gen. Für die Gefäßtypen 18-26 von der Mitte des 15. bis zum 16. Jh. lassen sich zu sammenfassend folgende technologische Erkenntnisse gewinnen: Änderung der Tonzusammensetzung, Einführung von zweckentsprechenden Innenglasuren, Anpassung von Glasuren an die Tonsubstanzen, Abbrechen typischer Formdetails und Entwicklung neuer Keramiktypen beim Übergang von der rottonigen Irdenware zur Glasurware, Beibehalten der schweren Blockscheibe und des Oxidationsbrandes in Öfen vom Kasseler Typ, Technologiewechsel - Generationswechsel der Hersteller. 40 Historisch überlieferte kahle Berge in der Sächsischen Schweiz, Darstellung großer Kahlschlagflächen noch im 16. Jh. (UR-OEDER). 41 Zu den Verbindungen Dresden - Freiberg vgl. BUTTE 1967, 55 und 306. 42 In den Innungsreglements des 16. Jh. sind auch Pflichtwanderungen für die Gesellen festgclegt.