Zur Frühgeschichte der Stadt Dresden und zur Herausbildung einer spätmittelalterlichen Keramikproduktion im sächsischen Elbgebiet aufgrund archäologischer Befunde
Titel
Zur Frühgeschichte der Stadt Dresden und zur Herausbildung einer spätmittelalterlichen Keramikproduktion im sächsischen Elbgebiet aufgrund archäologischer Befunde
lungsspuren waren so oberflächlich angelegt, daß sie jüngeren Bauvorhaben restlos zum Opfer gefallen sind. Die Marktfläche und der Bereich der jüngeren Alleeanlage im nördlichen Anschluß daran erwiesen sich als auffallend fundleer - vom Fried hofsanschnitt der alten Dreikönigskirche vor 1717 abgesehen. Anders war die Situation im östlichen Anschluß an den Markt, bei den Kloster gassen. Barockzeitliche Bebauungen (nach dem ausgedehnten Stadtbrand von 1685) griffen weit in den Bauuntergrund. Großräumige Unterkellerungen hinterließen ein total gestörtes Gelände, in dem es nicht gelingen konnte, Besiedlungsreste aus früh städtischer Zeit nachzuweisen. An drei Stellen innerhalb des Terrains Große Kloster gasse-Kleine Klostergasse-Markt konnten bescheidene Spuren älterer Besiedlun gen festgehalten werden: zweimal bronzezeitliche Siedlungsgruben und ein Rest einer Kellergrube aus dem ausgehenden 14. Jh. (Fundstelle 102). Oberirdische Bausub stanz aus der Zeit der frühen Besiedlung war nicht auffindbar; mehrfache Über bauungen hatten alles beseitigt. Es gelten hier dieselben Beobachtungen wie in Dresden-Altstadt: Die ältesten Bauten einer frühen Besiedlung hatten nur geringe Tiefenlage, keine Fundamentmauern und keine Unterkellerungen; solche Konstruk tionsdetails entstanden erst in jüngeren Zeiten nach entsprechenden städtischen bau technischen Erfahrungen. Unter Umständen vorhanden gewesene geringe Bauspuren in Oberflächennähe sind den intensiven Bauunternehmungen jüngerer Zeit vollkom men zum Opfer gefallen. Aus alten Abbildungen Altendresdens aus dem 16. und 17. Jh. 5 , also vor dem großen Brand von 1685, ist zu entnehmen, daß die Bebauung locker war. Ein- bis zweigeschossige Häuser erschienen als Norm, und nur in unmit telbarem Umkreis des Altendresdener Marktes machten die Gebäude einen repräsen tativeren Eindruck; sie waren dort massiver gebaut. Die Häuser der Seitengassen wiesen einfachere Bauweisen auf. Der rechtselbische Siedlungsteil hatte lange Zeit „vorstädtischen“ Charakter be halten, da die frühstädtische Bebauung in der Inneren Neustadt aus leichten, maxi mal zweigeschossigen Fachwerkhäusern bestand. Um wieviel einfacher muß man sich an dieser Stelle die vorstädtische Anlage vorstellen. 2.2. Siedlungsentwicklung bis zur Stadtwerdung um 1403 Unter Berücksichtigung der aus den archäologischen Befunden gewonnenen Erkennt nisse bzw. des Ausbleibens positiver früher Befunde ist die Entwicklung des rechts elbischen Siedlungsteiles von Dresden im Zeitraum vom späten 12. bis zum 16. Jh. etwa in folgenden Phasen denkbar 6 : 1. Phase: Am Fährzugang bildete sich in unbekannter vorstädtischer Zeit, aber während des Bestehens des Gaues Nisan, an dem vom Ufer ins Hinterland führen den Weg zwanglos eine Häuserzeile; der Weg führte nur nach Osten (Abb. 6). 7 5 HOGENBERG 1572; DILICH 1626-29; MERIAN 1650. 6 Es sind dabei alle hypothetischen Momente in der Argumentation von RICHTER (1900, 13) oder HOYER (1973, 51), die durch Bodenbefunde bisher keine Bestätigung erhalten konnten, ausgeklammert worden. 7 Diese nur im Zusammenhang mit dem Fährübergang existente Häuserzeile als selbständiges Dorf und speziell als das seit dem 11. Jh. bekannte Dorf oder „Tafelgut“ Nisana zu bezeichnen, erscheint dem Verfasser zu gewagt. Ein Tafel- gut, d. h. ein Wirtschaftshof, der für die anwesende Königsgefolgschaft eine Versorgungsbasis bilden sollte, hat wahr scheinlich nicht auf dem sandigen, unfruchtbaren rechtselbischen Boden gestanden. Der Siedlungsschwerpunkt des Gaues Nisan lag auf den fruchtbaren linkselbischen Böden, und in diesen Gefilden ist nach Ansicht des Verfassers auch ein „Tafelgut“ Nisana zu suchen, falls eine solche enger begrenzte Lokalität mit diesem Namen bei Dresden bestanden hat. 21