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mik farblich unterschiedlich braun bis hellgelb erscheint, sind der Glasur bewußt keine färbenden Substanzen zugesetzt worden. Für das Entstehen einer braunen, honigbraunen bis gelben Glasurfarbe genügte bei den hell brennenden Tonen allein deren natürlicher Eisenoxidgehalt. An der Scherbenoberfläche verbanden sich die Eisenoxide mit der Glasur und bewirkten die Färbung je nach Konzentration der ersteren. Beim Zusetzen von Metallsalzen zum Glasurfluß färbte sich dagegen die gesamte Glasurmasse. Eisenoxidbeimengungen bewirkten eine Einfärbung von braun bis gelbbraun, Kupferoxid von grün und Manganoxid von intensiv dunkelbraun. Andere Farbstoffe sind von den Dresdener Töpfern im 15. bis 16. Jh. nicht ver wendet worden. Der Töpfereiabfall von Fundstelle 64 aus Dresden-Altstadt beweist, daß die Töp fer auch die technische Fertigkeit beherrschten, Glasuren auf einen leicht vorgebrann ten Scherben aufzutragen, um ihn dann ein zweites Mal zu brennen. Es ist zwar möglich und wurde bei Einführung der Glasurtechnik auch in Dresden gehandhabt, daß die Glasur in Form einer wäßrigen Aufschwemmung feingemahlener Substanzen auf den rohen geformten, aber gut getrockneten Scherben aufgebracht wurde. Diese Technik hatte jedoch zwei Nachteile: Erstens sind luftgetrocknete Scherben sehr bruchanfällig, und jedes zusätzliche Hantieren förderte eine hohe Bruchquote. Zwei tens zieht die Glasuraufschwemmung in den rohen Scherben weit ein, löst ihn zum Teil auf und verhindert eine klare Farbbildung, einen hohen Glanz und eine ge schlossene glatte Scherbenoberfläche. Es war in jedem Fall vorteilhafter - und das haben die Töpfer schon kurz nach Einführen der neuen Technologie erkannt -, einen unglasierten Scherben vorzubrennen (Schrühbrand), danach die Glasur aufzutragen und nach guter Trocknung einen zweiten Brand folgen zu lassen (Glattbrand) (Taf. 69). Diese Technologie birgt insofern einen formalen Widerspruch in sich, als man sie progressiv nennt, obwohl die Keramik zweimal gebrannt werden mußte. Entschei dend war jedoch die Qualitätsforderung der Verbraucher. Außerdem lagen die Brenntemperaturen bei der hellen Keramik im Vergleich zur rottonigen Irdenware wesentlich niedriger. Damit war auch der Brennstoffverbrauch relativ gering. Dies gilt besonders für den Schrühbrand. Zum abschließenden Glattbrand benötigte man ebenfalls nur Temperaturen unter 1000 °C. In den Öfen vom Kasseler Typ mit ihren unterschiedlichen Temperaturzonen konnten Schrühware und Glattware während eines Brandes fertiggestellt werden: Die Schrühware wurde in die Zone der ge ringen Temperaturentwicklung gesetzt (unten und hinten am Rauchabzug), und die Glattware wurde in die Zone höherer Temperaturen plaziert (oben und vorn am Ständer). Insgesamt war die Fehlbrandquote bei weitem nicht so hoch wie bei der rottonigen Irdenware. Die Tonsubstanz - fein und reichlich gemagert - zeigte bei Brenntemperaturen von 900-1000 °C keinerlei Neigung zur Sinterung. Die Span nungen im Inneren des Scherbens waren insgesamt geringer, damit auch der Anteil der Fehlbrandware mit Spannungsrissen. Diese Fakten zusammengenommen, lassen die Technologie der Glasurware als die progressive erscheinen. Zwei Umstände mögen maßgeblich dazu beigetragen haben, die Einführung der Glasurtechnik zu beschleunigen. Im 15. Jh. lag infolge eines lang anhaltenden Raub baus an Holz für die Städte, den Bergbau und das Hüttenwesen eine echte Holz- 55