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seine Ursache auch in einer Verfeinerung der Eßgewohnheiten der städtischen Be völkerung haben. Wahrscheinlich wurden die Keramikhersteller durch Forderungen der Verbraucher dazu bewegt, Qualitäten und auch Formen ihrer Produkte in dieser Richtung zu ändern. Betrachtet man die Entwicklung der Dresdener Keramik vom späten 13. Jh. an in technologischer Hinsicht, so muß festgestellt werden, daß die Töpfer die Irden ware in wachsendem Maße fester und damit im Gebrauchswert stabiler herstellten, und zwar durch eine bessere Auswahl und Zubereitung der Rohstoffe (Tone und Magerungsmittel) sowie eine stetige Erhöhung der Brenntemperaturen bis auf ca. 1000 °C am Ende des 14. Jh. Die hohen Temperaturen konnten nur durch entschei dende Verbesserungen der Ofenkonstruktionen erreicht werden (vgl. S. 97 f.). Ge fäße mit den für die rottonige Irdenware typischen oberflächlichen und innerstruk turellen Verschmelzungen sind im abgekühlten Zustand nach dem Brand großen Ma- tcrialspannungen ausgesetzt (SALMANG/SCHOLZE 1968, 279; HAASE 1968, 156 ff.). Diese äußern sich bereits in Spannungsrissen während der Abkühlphase im Brennofen und bilden einen Grund für hohe Ausschußquoten. Sie sind darüber hin aus Ursache für eine ungenügende Temperaturwechselbeständigkeit bei Koch- und Wärme Vorgängen in der Hauswirtschaft. Alle diese Mängel sind auf die prinzipielle Eigenschaft der keramischen Substanz zurückzuführen, ein schlechter Wärmeleiter zu sein. Es gibt heutzutage eine Form der Prüfung der Tcmpcraturwechselbeständigkelt, der feuerfestes Material unterzogen wird. Sie basiert auf der Erkenntnis, daß die Zerstörung keramischer Körper durch Spannungen verursacht wird, die sich infolge der thermischen Ausdehnung der den Körper aufbauenden Teilchen im Zusammen hang mit dem Temperaturgefälle im Innern des Körpers ausbilden (HEUSCHKEL/ MUCHE 1972, 204). Am gesamten keramischen Material Dresdens aus dem 14. Jh. ist ablesbar, daß der Übergang zur technisch progressiven Glasurkeramik sehr zö gernd vor sich gegangen ist. Das mag daran liegen, daß sich Töpfereien auf die Pro duktion von roter Irdenware sehr spezialisiert hatten - dabei auch auf Großformen von Töpfen und Krügen - und daß der Anteil der Glasurkeramik bewußt niedrig gehalten wurde. Diesen Anschein erweckt auch der Inhalt der Grube 91 von Alten dresden. Die Töpfereien haben ihre Produktionsprogramme sicherlich nur mit beträcht lichen Zeitverschiebungen umgestellt, und es ist anzunehmen, daß die einzelnen Werk stätten in dem Ringen zwischen Tradition und Fortschritt unterschiedlich reagierten. Wie spät datierte Fundkomplexe im Stadtkern von Dresden zeigen, haben sich spezielle Formen in rottoniger Irdenware auch lange gehalten, beispielsweise Deckel und große Schüsseln zeitgleich mit glasierter Ware bis ins 16. Jh. 3.2. Datierung der Fundkomplexe 84 und 91 Die Fundkomplexe 84 und 91 bargen zwar beide umfangreiche Reste rottoniger Irdenware. Ihre differenzierte Zusammensetzung, auch in Formendctails, veranlaßt jedoch eine unterschiedliche Zeiteinstufung.