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keramik im Auftrag für den markgräflichen Hof hergestellt worden, denn es ist ar chivalisch belegt, daß die Töpfer von Altendresden um diese Zeit Keramik als Zins an den Hof geliefert haben (vgl. S. 63). Die verschiedenen Stempelmuster scheinen auch die Meinung zu widerlegen, daß alle bisher gefundenen Stücke Produkte nur eines Handwerkers gewesen sind. Bemerkenswert ist weiterhin der geringe Anteil an glasierter Keramik (insgesamt 2,5 %). Die einheimischen Handwerker standen mit der Produktion von glasierter Keramik im späten 14. Jh. noch vollkommen am Anfang. Bei der Beurteilung der Fundzusammensetzung von Fundstelle 91 gehen wir von den gleichen Voraussetzungen aus wie bei Fundstelle 84. Insgesamt standen 204 Exemplare als erhalten oder im Bruch zur Auswertung zur Verfügung (Abb. 5). Bei einer angenommenen Ausschußquote von 20 % vertreten diese damit ca. 1000 Exemplare. Wie bei Grube 84 überwiegen qualitativ und quantitativ die Henkel töpfe mit 52,4 % der Gesamtmasse. Für 15 % aller Henkeltöpfe war ein Deckel vorgesehen. Interessant ist auch hier eine Analyse der aufgetretenen Randformen. Mit der Weiterentwicklung von bekannten und der Ausprägung neuer Randformen wird zeitlich eine jüngere Einstufung gegenüber Grube 84 begründet (vgl. S. 37 f.). Es handelt sich dabei um zwei Fortbildungen, die in Fundstelle 84 bereits an Einzel stücken erkennbar waren. Im Fundkomplex 91 stehen mengenmäßig die steilen Kra genränder, außen mit schmaler untergriffiger Leiste, an erster Stelle (Abb. 44). In dieser Ausführung sind die steilen Kragenränder an der rottonigen und oberfläch lich meist angesinterten Irdenware zu einem Standardrand für Dresdener Produktion geworden und schnell wiederzuerkennen, auch in auswärtigen Fundkomplexen (vgl. Pirna und Dohna; Abb. 48,17,18). Die steile äußere Randfläche wurde öfter, als in anderen Objekten beobachtet, mit einer eingerissenen, flach-sinusförmigen Wellen linie verziert (vgl. MECHELK 1970, Abb. 45,4). Es ist auch das Bestreben zu er kennen, den Rand etwas dicker zu arbeiten. Damit wollte der Töpfer der Neigung zu Spannungsrissen vom Rand aus entgegenwirken, wie der vorliegende Bruchanteil aber beweist, nur mit wechselndem Erfolg. Dem gleichen Zweck diente der Kompo- sitrand, der typologisch eindeutig belegbar aus dem steilen Kragenrand entwickelt und vorzugsweise an den schlichten weitmundigen Töpfen angebracht wurde (Abb. 44,10-17). Die Namengebung für die markante, profilierte Randvariante stammt von KÜAS (1966, 388) und soll hier auch für entsprechend gestaltete Rän der von Dresdener Töpfen übernommen werden, weil sie tatsächlich unverwechsel bare Profile darstellen. Die Dresdener Töpfer haben eine weitere Randausprägung entwickelt, deren Typengleichheit erst im Bruchmaterial von Fundstelle 91 augenfällig wurde. Früher bearbeitete Keramik wies solche Ränder auf, aber in feiner Ausprägung; sie wurden dort abgestrichene Randlippen genannt (MECHELK 1970, 117-119, Abb. 46-48). Unter den Funden der Grube 91 waren diese Ränder sehr zahlreich vertreten, in verschiedenen Größen und einer nicht mehr zu übersehenden Formeneinheit. Da sie im Querschnitt einen rechteckigen oder fast quadratischen Block aufweisen, wird für sie die Bezeichnung „Blockrand“ vorgeschlagen (Abb. 44,27-35). Aufgrund des zahlreichen Studienmaterials war es auch möglich, die Entstehung dieses Typs zu verfolgen. Abgestrichene Randlippen waren lediglich bei feinen Formen entwickelt 25