Volltext Seite (XML)
fibel mit Achterschleife aus rundem Bronzedraht be reitet keine Schwierigkeiten. Brillenfibeln begegnen in Thessalien bereits im 10. Jh., finden sich in den übrigen Gebieten vorwiegend in Hallstatt B 3 und Hallstatt C, kommen aber auch noch in jüngerem Zu sammenhang vor (G. Kossack 1959, S. 40). Mag man bei der Brillenfibel aus „Deutschenbora“, Kr. Meißen, noch im Zweifel sein, so kann als sicher gelten, daß die Kahnfibeln mit den Fundortangaben „Ronneburg“, Kr. Gera, „Markranstädt“, Kr. Leip zig, und „Zehren“, Kr. Meißen, nicht aus dem Arbeits gebiet stammen und untergeschoben sind. 40 Im Landesmuseum für Vorgeschichte Dresden be findet sich aus der ehemaligen Sammlung Fiedler eine Kahnfibel mit der Fundortangabe Ronneburg (Taf. 57,10). Die Fibel besitzt einen kräftigen, gegossenen, in der Aufsicht rautenförmigen Bügel, einseitige Spi rale und langen, U-förmigen Nadelhaller. Der Bügel ist mit senkrechten und waagerechten Rillengruppen verziert. Während Bügelverzierung und einseitige Spirale durchaus an mitteleuropäische Kahnfibeln er innern, sind der schwere gegossene Bügel und der lange, U-förmige Nadelhalter hier ungebräuchlich. Sämtliche mitteleuropäischen Kahnfibeln, auch die we nigen schlesischen Exemplare mit Armbrustkonstruk tion (Z. Durcewski 1939—1948. Taf. 95,12; Z. Bu kowski u. a. 1979, Taf. 35,1.2) besitzen Fußknöpfe (vgl. auch G. Mansfeld 1973, S. 19 ff.). Nach G. Mansfeld (1973, S. 23, Anm. 40) ist der schwere ge gossene Bügel typisch für Fibeln des Ostalpenrau- mes. 41 Die mitteleuropäischen Kahnfibeln sind getrie ben, beziehungsweise gegossen und nachgehämmert. Die inzwischen verschollene Kahnfibel von Mark ranstädt, Kr. Leipzig (Taf. 57,11), wurde laut Auf kaufbericht des Grassimuseums Leipzig im Jahre 1914 beim Bau einer Gartenlaube zusammen mit einer nordischen Plattenfibel und einem Aunjetitzer Beil, also offensichtlich schon sekundär vermischt, ausgegraben. Die Zusammengehörigkeit als Depot ist bereits von W. A. v. Brunn (1959, S. 10) bezweifelt worden. Es handelt sich um eine verhältnismäßig große Fibel mit hohlem, im Querschnitt halbkreisför migem Bügel, einseitiger Spirale und langem, U-för migem Nadelhalter. Der Bügel ist mit Gruppen von Horizontalrippen an Kopf- und Fußende verziert. Auf der Bügelmitte lassen sich noch Reste einer Zick- zackverzierung erkennen. Auch diese Fibel kann nur 40 Auch für die Kahnfibel von Kotzen. Kr. Rathenow, abge bildet bei F. Horst 1971, Abb. 1 a, zweifelte bereits R. Beltz 1914, S. 803, die Richtigkeit des Fundortes an. Sie dürfte mit Sicherheit nicht aus Brandenburg stammen, sondern aus dem Ostalpenraum oder aus Italien ver schleppt worden sein. Wieweit das auch für die fünf wei teren Kahnfibeln aus Brandenburg zutrifft (ders. 1971, Anm. 4), vermag ich nicht zu beurteilen. Zu bemerken ist, daß sie auch in den Fibellisten von G. Mansfeld 1973 feh len. Für die Kahnfibel von Milow, Kr. Perleberg, rechnet II. Keiling (1969, S. 44) mit einer Fundortfälschung. 41 G. Kossack 1959, Karte auf Taf. 155 D; J. Paulik u. a. 1962 bildet auf Abb. 23 derartige Fibeln aus der Slowakei ab. aus dem Ostalpenraum oder aus Oberitalien nach Sachsen geraten sein. Parallelen finden sich unter an derem im Gräberfeld von Hallstatt (K. Kromer 1959, Taf. 7,18; Taf. 181,30). Die letzte „sächsische“ Kahnfibel befindet sich mit der Fundortangabe Zehren, Kr. Meißen, in der Leip ziger Universitätssammlung (Taf. 57,12). Beim Brand des Institutsgebäudes im letzten Weltkrieg ist die Fi bel angeschmolzen und beschädigt worden. Das ver hältnismäßig große Stück besteht nur noch aus dem hohlen, leicht geknickten und in der Aufsicht rauten förmigen Bügel. Spirale und Nadel fehlen, ebenso die Nadelrast. An ihrem Ansatz sind zwei kleine Löcher erhalten, von denen das eine heute ausgebrochen ist. In ihnen lassen sich Spuren von Eisenrost erkennen. Wahrscheinlich war die Nadelrast beim Gebrauch ab gebrochen, und man hat die Fibel wieder gebrauchs- fähig zu machen versucht, indem man an dem noch erhaltenen Stumpf mit Hilfe von zwei Eisennieten eine neue Halterung anbrachte. Bei der Lagerung im Boden werden die Eisenniete durchgerostet und der angesetzte Teil verloren gegangen sein. Erhalten blie ben die Nietlöcher und die Rostspuren. Abgesehen von der Spirale, scheint der Ansatz der Nadelrast eine besondere Schwachstelle in der Fibelkonstruktion ge wesen zu sein. Man vergleiche beschädigte Fibeln, zum Beispiel aus Abraham, Slowakei (K. Kilian 1975, Taf. 13, besonders die Fibel Nr. 4), die an etwa der gleichen Stelle wie unsere Fibel zerbrochen sind. Der Vergleich mit diesen Stücken lehrt, daß auch die Zeh- rener Fibel ihre Parallelen im Ostalpenraum hat und wahrscheinlich von dort stammt. Darauf deutet auch die Verzierung mit Rillengruppen und reihenweise angeordneten Kreisaugen. 10. TRINKHORNBESCHLAG Der bronzene Trinkhornbeschlag von Hahnefeld (Taf. 71,11) ist von W. Coblenz in der Festschrift für Ri chard Pittioni (1976 a, S. 349 ff.) ausführlich be schrieben worden. Er wurde 1832 in der damals neu eingerichteten Lehmgrube auf dem Krähenberg, auch ..der Ratzen“ genannt, „nicht eben sehr tief in dem Lehme“ „unter einem zentnerschweren Steinblock“ (C. v. Zehmen 1843, S. 105 ff.) in einer „heidnischen Grabstätte“ gefunden (K. Preusker 1844, S. 138 f.). 42 42 Etwa 150 m nördlich des ehemaligen Herrenhauses befin det sich am sogenannten Kirschberg eine alte Lehmgrube. Bei der von K. Preusker (1844, S. 46, S. 138 f.) ..Krähen berg“, von G. Klemm (1835, S. 71) „der Ratzen“ genann ten Anhöhe handelt es sich um Höhe 132,8 des Meßtisch blattes Stauchitz (4745). Sie liegt etwa 350 m nordnord östlich vom ehemaligen Gut. Hier wurden 1832 nach K. Preusker (1844, S. 138 f.) „menschliche Gerippen (mit dem Kopfe nach Abend)“ aufgedeckt, die sich „zufällig an einer heidnischen Grabstätte“, dein zuvor erwähnten Urnengrab mit dem Trinkhornbeschlag, befanden. „Man