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heute, so daß ihre Flußauen besiedelt werden konn ten. In der Eibaue wurden in der jüngeren Urnen felderzeit der Kessel von Mehderitzsch und der Kes selberg bei Elsnig als Befestigungen angelegt. Beide blieben auch in der Hallstattzeit besiedelt. Die Elbe folgt im Arbeitsgebiet einer im Präkam brium entstandenen Senke (vom Jeschken im Jesch- kengebirge in der CSSR südlich von Zittau bis Tor gau) zwischen der Lausitzer Granitplatte im Osten und dem Elbtalschiefergebirge im Westen (H. Pre scher 1960, S. 114 ff.). Das Erzgebirge ist, wie die meisten deutschen Mittelgebirge, während der Varis- kischen Faltung im Oberkarbon entstanden und im Perm wieder abgetragen worden. Erst im jüngeren Tertiär (Oligozän bis ältestes Pliozän) wurde die Erz gebirgsscholle erneut gegenüber dem Egergraben um etwa 1000 m angehoben. Da die Elbe ihre alte Lauf richtung beibehielt, mußte sie sich etwa 300 m tief in den Untergrund eingraben. Dabei hat sie in unter- schiedlicher Höhe über dem heutigen Flußspiegel sie ben Schotterterrassen ausgebildet (H. Richter 1970, Abb. 36, S. 164), von denen die beiden letzten, die saaleeiszeitliche, sogenannte Heidesandterrasse, die 25 bis 55 m, und die weichseleiszeitliche, sogenannte Niederterrasse, die 8 bis 10 m über dem derzeitigen Flußspiegel liegt, für die vorgeschichtliche Besiedlung Bedeutung haben. Entsprechende Terrassenbildungen finden sich an allen Nebenflüssen der Elbe, sofern sie nicht, wie die Mulde, während der Eiszeiten ihr Bett geändert haben. Bis zur Saalevereisung floß die Zwik- kauer Mulde von Grimma aus westwärts, um sich bei Leipzig mit Pleiße, Weißer Elster und Saale zu ver einigen, während Freiberger Mulde und Zschopau vereint über Döbeln nach Riesa, beziehungsweise auch nach Torgau flossen, wobei sie streckenweise die späteren Flußbetten von Jahna und Döllnitz benutz ten (L. Eissmann 1975, Abb. 47 a, S. 200; S. 53 ff., S. 120 ff.). Deshalb verfügen diese beiden Flüßchen über eine im Verhältnis zu ihrer heutigen Wasserfüh rung ungewöhnliche breite Talaue. Zwei weitere Ereignisse aus der geologischen Ver gangenheit sind für die Besiedlung des Elbtales von Bedeutung. Während der Elstervereisung wurde die Talwanne der Elbe zwischen Riesa und Torgau bis zu 150 m tief vom Gletscher ausgeschürft und später beim Abschmelzen des Eises mit Lockermaterial ver- füllt (L. Eissmann 1975, S. 90 f.). Dadurch konnte sich die Elbe in den folgenden Kaltzeiten rascher ein tiefen als ihre Nebenflüsse. Diese kommen im Ar beitsgebiet entweder aus dem Osterzgebirge oder aus dem Elbtalschiefergebirge, weniger von der Lausitzer Granitplatte, die ihrerseits von der Großen und der Kleinen Röder zur Schwarzen Elster entwässert wird. Ihnen allen ist gemeinsam, daß sie im Gegensatz zur Elbe harte und widerstandsfähige Gesteine abzutra gen haben. Sie konnten deshalb bei der Eintiefung ihrer Flußbetten mit ihrem Vorfluter, der Elbe, nicht Schritt halten. Die Folge war eine verstärkte Erosion im Unterlauf, die talaufwärts verhältnismäßig rasch wieder abnahm. Deshalb haben alle diese Bäche und kleinen Flüsse ein charakteristisches Längsprofil, bei dem auf ein steiles Gefälle im Oberlauf ein mäßiges Gefälle im Mittellauf folgt, das jeweils in etwa glei cher relativer Höhe über der Elbe mit einem deut lichen Knick in den steilen Unterlauf übergeht (F. Präger 1970, S. 282 f.). Dieser sogenannte Gefälle knick ist für die vorgeschichtliche Besiedlung der Tal aue deshalb so wichtig, weil die Flüsse an dieser Stelle beginnen, das Material, das sie im Oberlauf abgetra gen haben, am Unterlauf wieder abzusetzen. Sie schieben sich dabei, je nach Wasserführung und Schuttbelastung, mit einem größeren oder kleineren Schuttkegel gegen die Talaue der Elbe vor. Diese Schuttkegel enden in der Regel mit einer deutlichen Stufe in der Flußaue und sind normalerweise hoch wasserfrei. Sie waren — ebenso wie die Niederterras sen — zu allen Zeiten bevorzugte Siedclplätze. Auf ihnen konzentriert sich auch heute — trotz der inzwi schen erfolgten Bedeichung — die Besiedlung in der Eibaue. Ebenfalls am Beginn der Elstervereisung hat sich der Nordflügel der Dresdner Elbtalweitung entlang der sogenannten Lausitzer Störung um mindestens 40 m gehoben. Der Südflügel war schon am Ende des Pliozän entlang der sogenannten Wendisdicarsdorfer Störung gehoben worden. 3 Dadurch wurde der Elbe der Weg nach Norden über Dresden-Klotzsche in Richtung Bautzen versperrt, und sie wurde nach Nordwesten in Richtung Meißen — Torgau abgelenkt. Es bildete sich zwischen dem Austritt der Elbe aus dem Elbsandsteingebirge bei Pirna und ihrem Durch bruch durch das Spaargebirge bei Meißen eine zwi schen 2 und 5 km breite, nahezu 40 km lange Tal wanne, die es an Klimagunst fast mit dem Oberrhein graben aufnehmen kann (J. H. Schultze 1955, S. 291 ff., Landschaft 256). Sie wird von Dresden fluß aufwärts von den 130 bis 150 m über den Fluß auf ragenden Sleilhängen der Lausitzer Granitplatte nach Nordosten begrenzt. Von der inneren Stadt ab wärts bis zum Spaargebirge schiebt sich zwischen Lau sitzer Granitplatte und Flußaue etwa in halber Höhe (50—60 m über dem Flußspiegel) die saaleeiszeit liche, sogenannte Heidesandterrasse, die wiederum mit einem Steilhang zur weichseleiszeitlichen Nieder terrasse (7—12 m über dem Flußspiegel) abfällt. Durch die Randhöhen der Lausitzer Granitplatte wer den die kalten Nordwinde ferngehalten, und es ent steht, verstärkt durch Föhnbildungen des nahen Erz gebirges, ein Wärmegebiet (mittlere Temperatur 9,2 °), das im Winter oft auch dann schneefrei ist, wenn auf der Lausitzer Granitplatte im Nordosten oder am Erzgebirgsabfall im Südwesten der Stadt eine geschlossene Schneedecke liegt (mittlere Januar temperatur — 0,5 bis — 0,5 °). Als altes Weinbauge biet — hier wirkt sich zusätzlich die starke Sonnen- 3 Vgl. Werte unserer Heimat 42, 1984, S. 4; desgl. 21, 1973, S. 198.