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2. NAGELSCHNEIDER Im Zusammenhang mit der eisernen Spatenkopfnadel von Kotitz (s. S. 35) wurde der mit ihr gefundene Na gelschneider (Taf. 9,12) bereits erwähnt. Er besteht aus einem im Querschnitt rechteckigen Eisenstab, des sen oberes Ende breitgeschlagen und zu einer Öse eingerollt, dessen unteres Ende hingegen gespalten und in zwei spitze Zacken ausgeschmiedet worden ist. Ein Zacken ist abgebrochen. Das Stück besitzt auf einer Seite Brandpatina. Dadurch ist die Verzierung erhalten. Sie besteht aus drei breiten Abschnitten eng- stehender waagerechter Rippen. Der obere Zwischen raum ist leer, der untere mit einem stehenden Winkel gefüllt. Die Rückseite des Gerätes ist durch Korrosion verdorben. Sie war vermutlich in gleicher Weise ver ziert. Nagelschneider sind Bestandteile sogenannter Toi lettebestecke. Diese sind meist aus Bronze gegossen und besitzen tordierte Schäfte. Das gilt für Nagel schneider und Ohrlöffelchen fast ausnahmslos und trifft selbst für einen Teil der Pinzetten zu. Viel selte ner begegnen Geräte mit vierkantigem Schaft und solche aus Eisen — so in Bastheim, Kr. Mellrichstadt, Hügel 1, Grab 1, zusammen mit einem eisernen Hall stattschwert (vgl. G. Kossack 1970, S. 18, Taf. 4). Bei den ebenfalls eisernen Nagelschneidern von Götzen dorf, Kr. Sulzbach-Rosenfeld (W. Torbrügge 1979, Taf. 136,5,6), und Götzenhain, Kr. Offenbach (H. Po lenz 1974, Taf. 39,8), sind die oberen Enden ähnlich wie an unserem Stück breitgeschlagen und zur Öse eingerollt. In der Regel enden Nagelschneider jedoch in einem bei Bronze angegossenen oder bei Eisen angeschmiedeten Ring. Nagelschneider, Ohrlöffelchen und Pinzette, die im Regelfall gemeinsam an einem Ring getragen wurden, finden sich fast immer zusammen mit Hallstattschwer tern in gut ausgestatteten Männergräbern (S. Sievers 1984, S. 47 f.). Sie gelten als typisch für die Stufe Hallstatt C (G. Kossack 1959, S. 18; W. Torbrügge 1979, S. 191). Allerdings kommen einzelne Toilette geräte — zumindest am Nordrand ihres Verbreitungs gebietes — auch noch in Hallstatt-Dl-Zusammenhang vor (A. Schumacher 1972, S. 78; H. Polenz 1974, S. 161), so in Eichen, Kr. Hanau (H. Polenz 1974, S. 161, Taf. 40,10—16), und Babenhausen, Kr. Die burg (W. Jörns 1966, S. 126, Taf. 31,1—5), jeweils zusammen mit Schlangenfibeln. Noch jüngere Toilettebestecke sind dagegen sehr selten. So besaß der Tote von Eberdingen-Hochdorf, Kr. Ludwigsburg, der an der Wende von Hallstatt Dl zu Hallstatt D2 bestattet wurde, einen eisernen Nagel schneider (J. Biel 1985, S. 138, Abb. 157). Auch von der Heuneburg liegen Bruchstücke von meist eiser nen Toilettegeräten vor. In beiden Fällen weichen diese jedoch so stark von den älterhallstättischen Toi lettebestecken ab, daß sie von S. Sievers (1984, S. 47 f.) mit südalpinen Formen in Verbindung ge bracht werden. Von dem Kötitzer Nagelreiniger un terscheiden sich die Exemplare von der Heuneburg und von Hochdorf durch die Art der Ösenbildung und vor allem durch die kräftig profilierten Schäfte be trächtlich. Dagegen ist die Ähnlichkeit zu den älter hallstättischen Toilettegeräten, die, wie die hessischen Beispiele zeigen, noch die Stufe Hallstatt Dl erreichen können, so groß, daß man ohne die mitgefundene Nadel, für die hallstatt-D1-zeitliches Alter immerhin möglich ist, keine Bedenken tragen würde, den Kö titzer Nagelschneider dorthin einzuordnen. 3. HALSRINGE Aus Gröbern, Grab 1 und 2 (Taf. 6,19), Brockwitz, Grab 3 (Taf. 4,24), Kötitz, Grab 10 (Taf. 8,12), und Liebersee, Grab 12 (H. Kaufmann u. a. 1966, Abb. 10,5), liegen Bruchstücke von verbrannten rundstabi- gen Ringen vor, die nach Stärke (0,6—0,7 cm) und Krümmung (errechneter Durchmesser 12—16 cm) am ehesten zu Halsringen gehört haben. Ein weiteres Bruchstück, für das der Grabverband nicht überlie fert ist, stammt von der Zeithainer Windmühle. Alle sechs Ringe besitzen kreisrunden Querschnitt, wobei die Stärke an zwei nicht aneinander passenden, aber offensichtlich zum gleichen Ring gehörenden Bruchstücken von Gröbern, Grab 1, zwischen 0,5 und 0,65 cm schwankt. Der Ringrest von Gröbern, Grab 2, weist im Ringinnern eine unverschliffene Gußnaht auf. Sämtliche Ringreste sind glatt und unverziert und stammen aus der Ringmitte. In keinem Falle ist der erhalten gebliebene Rest so groß, daß Teile eines Verschlusses zwingend zu erwarten wären. Dagegen kann ausgeschlossen werden, daß es sich um die un verzierten Ringenden von ansonsten lordierten Hals ringen handelt. Die Billendorfer Kultur kennt neben verzierten Halsringen auch unverzierte rundstabige Halsringe mit Ösenverschluß (D.-W. Buck 1979, S. 140 f., Fundlisle 52 auf S. 201) oder mit glatt ab geschnittenen Enden. Außerdem kommen rundstabige unverzierte geschlossene Halsringe vor (K. Simon 1980 a, S. 20, Anm. 29). Merkmale, wie die -wech selnde Ringstärke an einem der Gröberner Ringe und die unverschliffene Gußnaht an dem anderen, könn ten für geschlossene Halsringe mit Gußzapfenansatz sprechen, die seit Hallstatt Dl für den westlichen Mit telgebirgsraum typisch sind (H. Polenz 1974, S. 156 ff.). Doch reichen beide Merkmale nicht aus, um darauf weitergehende Schlüsse aufzubauen. Unverzierte rundstabige Halsringe, geschlossen oder offen, begegnen seit der jüngeren Urnenfelder- zeit im gesamten Gebiet der Lausitzer Kultur (E. Sprockhoff 1956, S. 154 ff.) und sind in der älteren Hallstattzeit über die Billendorfer Kultur hinaus bis an Weichsel und Ostsee verbreitet (E. Sprockhoff 1956, Karte 30), fehlen aber auch nicht in der Haus-