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D)APIER-VERARBEITUNG ■ Buch Gewerbe ^3 Keine Beschlagnahme von Papier und Pappe! Soeben kommt uns ein Rundschreiben einer Kartonnagenfabrik zu Händen, worin solche ihren Abnehmern mitteilt, sie habe die Nach richt erhalten, die Regierung beabsichtige, die Vorräte in Pappen und Papier zu beschlagnahmen. Die Abnehmer werden dann in ihrem Interesse ersucht, Aufträge auf Abruf zu erteilen, die von der Kartonnagenfabrik sofort zugeschnitten würden, denn zugeschnittene Pappen und Papiere könnten nicht beschlagnahmt werden. Wir haben von einer beabsichtigten Beschlagnahme dieser Waren noch nichts gehört und bitten um Aufklärung. Wenn die Angabe nicht zuträfe, dann läge hier ein recht unlauterer Wettbewerb vor, abgesehen davon, daß man zurzeit nicht nötig hat, seine Ware auf solche Weise an den Mann zu bringen. Papierverarbeiter Wir haben nichts von der oben erwähnten angeblichen Absicht ■der Regierung gehört. Schriftleifung Teuerungszulagen und Kriegszuschläge der Berliner Buchbinder Bei den Leipziger Vereinbarungen mit den deutschen Buch bindereibesitzern, die über die Regelung der Teuerungszulagen für die Buchbindereien in Berlin, Leipzig und Stuttgart getroffen wurden, blieb die Frage des Berliner Sonderzuschlags örtlicher Regelung vor behalten. Diese hat jetzt stattgefunden. Früher war dieser Zuschlag in Prozenten festgesetzt. Jetzt sind es feste Wochenzuschläge zu ■den Wochensätzen der nach Verdiensten abgestuften Teuerungs zulagen. Sie betragen im allgemeinen 10 v. H. und sinken nur bei Verdiensten über 70 M. bis auf 6 v. H. Ueber die Teuerungszulagen der Buchbinder in den Berliner Buchdruckereien und Geschäftsbuchjabriken wurde mit Vertretern der Berliner Buchdruckereibesitzer, vorbehaltlich der Zustimmung des Vereins Berliner Buchdruckereibesitzer, folgendes vereinbart: Der Berliner Kriegszuschlag für Buchbindergehilfen, der außer der schon früher bewilligten Teuerungszulage bewilligt wird, soll Betragen: für Tischarbeiter bei einem Wochenlohn bis 32,50 M. Tür Verheiratete 5 M., für Ledige 3,50 M., bei höherem Wochenlohn bis zu 38,50 M. für Verheiratete 4 M., für Ledige 2,50 M. und bei einem darüber hinausgehenden Wochenlohn bis zu 40,50 M. für Verheiratete 3,50 M., für Ledige 2 M. Gehilfen mit höheren Löhnen, die aber einschließlich der früher bewilligten Teuerungszulage im Wochen verdienst, wenn verheiratet, unter 50 M. und, wenn ledig, unter 48,50 M. bleiben, erhalten als lokalen Kriegszuschlag soviel, daß sich ein Wochenverdienst von50M.für Verheiratete und ein solcher von 48,50 M. für Ledige ergibt. Für Spezialarbeiter (Presser, Hefter, Beschneider usw.) werden als Berliner Kriegszuschlag außer der früher bewilligten Teuerungszulage gezahlt: bei einem Wochenlohn bis zu 34 M. für Verheiratete 5 M., für Ledige 3,50 M., bei höheren Wochenlöhnen bis zu 40 M. für Verheiratete 4 M., für Ledige 2,50 M. und bei Löhnen darüber hinaus bis zu 42 M. für Verheiratete 3,50 M., für Ledige 2 M. Gehilfen (Spezialarbeiter) mit höheren Löhnen, die aber einschließlich der früher bewilligten Teuerungszulage im Wochenverdienst unter 51,50 M., wenn verheiratet, und unter 50 M., wenn ledig, bleiben, erhalten als Kriegszuschlag soviel, daß sich ein Wochenverdienst von 51,50 M. für Verheiratete und von 50 M. für Ledige ergibt. Der besondere Kriegszuschlag ist bei Leistung von Ueberstunden und Sonntagsarbeit auf den Stundenlohn zu verrechnen, die tarifliche Teuerungszulage dagegen nicht. Die Auszahlung des Berliner Kriegszuschlags erfolgt erstmalig in der I.ohnwoche vom 1. bis 8. Juli. Eine Versammlung der Berliner Buchbinderei-Arbeiter nahm diese Vereinbarungen an. (Nach „Vorwärts”.) Der Bund deutscher Buchbinderinnungen und selbständiger Buch binder Deutschlands hält am 1. August in Eisenach seinen Verbands tag ab. Dieser soll u. a. über einen Antrag beschließen, wonach für die Buchbinder der gleiche Rabatt, der den Buchhändlern gewährt wird, gefordert werden soll. pk. Ein Verband finnischer Papierverarbeiter wurde von Firmen in Tammerfors und Umgegend gebildet und als Vorstand die Fabrikanten Isak Julin, R. Haarla, J, Hellberg, E. Levander und Ing. A. Soli- tander gewählt. Man setzte ein Schiedsamt zur Schlichtung von Zwistigkeiten zwischen Mitgliedern und ihren Arbeitern ein. — Finlands Industrie leidet gegenwärtig sehr unter/Arbeiterunruhen und -ausständen, bg. 100 Jahre Farbenfabrik Am 1. Juli 1917 sind hundert Jahre verflossen seit Beginn der fabrikmäßigen Herstellung von Buchdruckfarben auf dem euro päischen Festlande. Die Engländer hatten früher damit begonnen, wir holten aber auf diesem Gebiete wie auf manchem anderen das Versäumte nicht nur nach, sondern haben die Engländer und die Franzosen überflügelt. Heute steht Deutschland in der Druckfarben herstellung an erster Stelle. Die erste fabrikmäßige Herstellung auf unserm Festland er folgte anfangs Juni 1817 durch Johann Ernst Holste in Celle. Ein Zufall hatte ihn darauf gebracht, den Ruß seines Gevatters, eines Bäckermeisters Holste, zu untersuchen. Da er nach Beratung mit lern Buchdrucker Pick in Celle die Ueberzeugung gewann, daß der Stoff für Buchdruckfarbe sehr geeignet sei, ging er an die Errichtung einer Anlage, die er schnell erweiterte. Von Anfang an bestrebt, nur gute Rohstoffe zu benutzen und sorgfältigst zu verarbeiten, erzielte Johann Ernst Holste immer Besseres und konnte die Vorurteile der Buchdrucker gegen andere als selbsterzeugte Farben besiegen. Holste verband sich 1831 mit den Bankleuten Gebrüder Carl und Christian Hostmann in Celle, und vergrößerte die Erzeugung so, daß er bald seine Erzeugnisse an sämtlichen großen Druckplätzen Deutschlands und an erste Firmen in Frankreich und England, wie auch nach anderen Ländern absetzen konnte. 1857 trat Georg Host mann, der Sohn von Chr. Hostmann, an die Stelle seines Vaters, der 1872 starb, und 1876 trat der Enkel des Begründers der Fabrikation, der Kaufmann Heinrich Holste, in die Leitung des Geschäfts ein. Jetzt regte sich das Bedürfnis nach bunten Farben im Buchdruck wie im Verlage und ungesäumt richteten sich die Celler Bahnbrecher für die großzügige Herstellung ein, für die sie in Klein-Hehlen bei Celle 1895 ein Grundstück von 50 000 qm erworben hatten, 1897 trat Georg Hostmanns Sohn, Dr. Georg Hostmann, als Teilhaber und Leiter der Buntfarbenfabrik ein, die der Firma denselben Ruf verschaffte, den die schwarzen in hohem Maße erlangt hatten. 1902 setzten sich Georg Hostmann sen. und Heinrich Holste zur Ruhe, und alle Rechte an beiden Fabriken gingen an den Fabrikbesitzer Heinrich Steinberg in Berlin über, der als Druckfarben-Fabrikant und Inhaber eines Fachgeschäfts .vielseitige Erfahrungen und Kenntnisse mitbrachte und seine Farbenfabrik mit der der Firma Chr. Hostmann verschmolz. Zu den Herren Dr. Georg" Hostmann und Heinrich Steinberg trat als dritter Teilhaber und Leiter der im In- und Auslande zum ge wiegten Geschäftsmann herangereifte Sohn des Letzteren, Herr Ernst Steinberg. Die Bugra hat der Welt gezeigt, was Deutschland im Buchgewerbe leistet; was sie in der Druckfarbenfabrikation bedeu tet, ist u. a. durch die Sonderausstellung des Chr. Hostmann-Stein- berg’schen Pavillons vorbildlich veranschaulicht worden. Herr Dr. Hostmann leistet dem Vaterlande als Offizier seit Kriegsbeginn Dienste und trägt das Eiserne Kreuz Erster Klasse; auf den Schultern des Herrn Ernst Steinberg ruht seitdem die Gesamtleitung der Fabri ken, die für Farbenerzeugung und auch Waffenherstellung in vollem Betriebe steht. Möge auch im zweiten Jahrhundert hier Segen der Mühe Preis sein. Dabei hat die Herstellung schwarzer und bunter Farben seit dem Kriege sehr unter Mangel an Rohstoffen und Chemikalien zu leiden. Bruch^beijVerladung in Papiersäcken Zu Nr. 50 S. 1022 Es ist äußerst schwierig, Richtlinien für die Haltbarkeit von Papiersäcken festzusetzen, und selbst wenn diese gefunden würden, wären sie für den Hersteller kaum von großem Nutzen, weil man für die Haltbarkeit des besten Papiersackes keine Gewähr leisten kann, wenn dieser unsachgemäß behandelt wird. Erfahrungsgemäß haben die Angestellten der Betriebe, welche heut noch ausschließlich Jutesäcke verwenden, gegen die Einführung von Papiersäcken ein Vorurteil, weil die Füllung der Papiersäcke weit unbequemer und zeitraubender ist, auch vorsichtiger geschehen .muß, als die Füllung von Jutesäcken. Ist ein Papiersack der Ware und Menge, mit der er gefüllt werden soll, angepaßt, so beruht der größte Teil des vorkommenden Bruches auf Unachtsamkeit. Wenn der Sackhersteller dem Abnehmer — für sagen wir — 5 v. H. Bruch aufkäme, so würde dieses Zugeständnis die Achtsamkeit der Arbeiter nicht erhöhen, sondern das Gegenteil bewirken. Für den Sackhersteller wird es daher ratsam bleiben, dem Abnehmer gegenüber keinerlei Gewähr zu übernehmen, zumal zur Verwendung von Papiersäcken auch ein gewisser guter Wille ge hört. B. R.