Volltext Seite (XML)
Papiermacher-Berufsgenossenschaft (Württemberg und Hohenzollern) r Auszug aus der Verhandlungsschrift über die am 2. Juni 1917 in Ulm abgehaltene 33. Sektionsversammlung Der Vorsitzende Kommerzienrat Dr. Adolf Scheufeien gedenkt des gewaltigen Völkerringens, das ungeachtet der hervorragenden Leistungen unserer Streitkräfte noch nicht zu dem gewünschten Ende habe geführt werden können. Der aus den Familien der Mit glieder und ihrer Arbeiter Gefallenen wird in ehrender Weise Er wähnung getan. Die in diesem Jahre fälligen Wahlen der Vorstands mitglieder und Vertreter zur Genossenschaftsversammlung sind auf Grund eines bundesratlichen Erlasses bis zu dem Jahre zu vertagen, das der Beendigung des Krieges folgt. Die früher Gewählten haben demzufolge solange in ihren Aemtern zu verbleiben. Bei eingehender Besprechung des Geschäftsberichts für das Jahr 1916 wird insbesondere auf die vorgekommenen 4 Todesfälle hin gewiesen. Der Vorsitzende legt den Anwesenden dringend ans Herz, für die Einhaltung der Unfallverhütungsvorschriften in ihrem Betriebe in nachdrücklichster Weise bemüht zu sein, da wegen noch immer andauernder Zugehörigkeit des technischen Aufsichtsbeamten zum Heere Ueberwachung der Betriebe durch diesen nicht erfolgen könne. Es sei nicht nur darauf zu achten, daß die vorgeschriebenen Schutz vorrichtungen angeschafft werden, es müsse auch strenge darauf gesehen werden, daß sie ordnungsmäßig angebracht seien. Gerade durch Nichtbenützung vorhandener Schutzvorrichtungen seien im Berichtsjahre mehrere Unfälle zu verzeichnen gewesen. Bei Bestellung von Maschinen möge man die Maschinenfabri kanten verpflichten, die in den Unfallverhütungsvorschriften be zeichneten Schutzvorrichtungen mitzuliefern. Die Mitglieder der Berufsgenossenschaft seien für die Durchführung der Unfallver hütungsvorschriften verantwortlich, wenn ein Mangel etwa nicht von dem technischen Aufsichtsbeamten beanstandet worden sei. Einige schwere Unfälle an den Einlaufstellen von Filztrccknern und Satinierwalzen wiesen auf die dringende Notwendigkeit hin, daß diese Einlaufstellen in vorschriftsmäßiger Weise sorgfältigst geschützt werden müssen. Bericht und Voranschlag wurden einstimmig genehmigt, und die bisherigen Mitglieder des Rechnungsprüfungsausschusses sowie ihre Ersatzmänner auch für das Jahr 1917 wiedergewählt. Der Geschäftsführer teilt mit, daß das Rücklagevermögen der sämtlichen Berufsgenossenschaften sich auf rund 300 Mill. M. belaufe und daß von diesem Vermögen bis einschließlich der fünften Kriegs anleihe seitens der Berufsgenossenschaften rund 200 Mill. M. für Kriegsanleihen gezeichnet worden seien. Weiter wird auf die in Nr. 39 der Papier-Zeitung abgedruckte Bekanntmachung des Genossenschaftsvorstandes vom 8. Mai 1917, betreffend die Beschäftigung weiblicher Arbeitskräfte an Papier- und Pappenmaschinen hingewiesen.Tz.ana -im Frachtersparnis des Verkäufers dsse Wir kaufen seit einem Menschenalter von der Papierfabrik X. die ihre Preise so eingerichtet hat, daß sie mit der Eisenbahn „fracht frei H.” lieferte. Das hat sie aber jetzt geändert, nachdem die Eisen bahn die Annahme der Güter nach Orten, die auf dem Wasserwege zu erreichen sind, verweigert. Wir haben uns dagegen nicht gewehrt, müssen aber nun wenigstens 4—5 Wochen warten, bis wir die Sen dungen von X erhalten, die Reise dauert also wenigstens 3—4 Wochen länger als sonst, dabei rechnet die Fabrik dieselben Preise wie bei Bahnverladung. Wir haben dagegen gewünscht, daß man uns den Unterschied zwischen Bahn- und Wasserfracht gutschreiben möge, aber darauf will sich die Fabrik nicht einlassen. Wir glauben ein Recht zu haben, diesen Unterschied vergütet zu erhalten, weil die Fabrik bei der Berechnung unserer Preise Bahnverladung zugrunde gelegt, also den dafür in Frage kommenden Frachtsatz in den Preisen berechnet hat. Sie haben wohl die Güte, uns darüber Ihre Ansicht mitzuteilen. Großhandlung Die Frage, ob der Verkäufer die von ihm erzielte Frachtersparnis für sich behalten, dem Käufer überweisen oder mit ihm teilen soll, ist streitig. Nach strengem Recht genügt die Fabrik ihrer Pflicht, wenn sie frachtfrei Bahn liefert, ohne Rücksicht auf Verbilligung der Fracht. Der Billigkeit würde es aber vielleicht entsprechen, wenn sie eine infolge höherer Gewalt erzielte Frachtersparnis, welcher eine verspätete Ankauft der Ware, also ein Nachteil des Käufers gegenübersteht, dem Käufer ganz oder zum Teil zukommen ließe. Offenbar um Streitigkeiten, die aus solchen Anlässen entstehen können, vorzubeugen, heißt es in § 20 der Geschäftsbedingungen für Papier, festgesetzt vom Verein Deutscher Papierfabrikanten am 17. Juli 1915: „Frachtersparnis wird nicht vergütet”. Die meisten Verkäufe der Papierfabriken kommen auf Grund dieser Bedingungen zustande. Nach alledem dürfte die Forderung der Großhandlung der Rechtsgrundlage entbehren. (Londoner Papiermarkt iVser * • Ip 1 B London, 4. Mai Der Unterseeboot-Krieg hat bedeutenden Rückgang der Einfuhr von Papierrohstoffen zur Folge gehabt. Man erfährt dies erst jetzt in vollem Umfange, da die statistischen Mitteilungen einige Monate später als sonst herausgegeben werden. Auch fehlen darin die bisher stets angegebenen Herkunfts- und Bestimmungsländer mit den von dort kommenden Mengen. Wahrscheinlich geschah dies, um dem feindlichen Ausland keinen Einblick in die Handelsbeziehungen zu geben. Im Februar war die Einfuhr von Papierhalbstoffen um 83 v. H. geringer als im gleichen Monat des Vorjahres, im März um 76 v. H. Die Espartoausfuhr ging sogar um 96 v. H. zurück. Im ersten Vierteljahr 1917 fiel die Gesamtmenge an Papier-Roh- und Halbstoffen von 209 000 Tonnen im Vorjahr auf 89 000 Tonnen, dabei war im Januar der uneingeschränkte U-Boot-Krieg noch nicht im Gange. Dieser Rückgang der Rohstoff-Einfuhr macht Ein schränkung der Papiererzeugung und Stillegung von Papierfabriken unvermeidlich, was weiteres Steigen der Papierpreise zur Folge hat. Zeitungspapier, das vor dem Kriege 1 d. das Pfund kostete, kostet jetzt 4% d. Geglättetes holzfreies Schreibpapier kostet bei Anferti gungen 9 d., Großhändler geben es von Vorräten etwas billiger ab. Fettdichtes Papier erbringt 1 s 2 d und mehr für echte Ware, während englische nachgemachte Ware in kleinen Mengen zu 8 d zu haben ist» Echt Pergamentpapier kostet 1 s 6 d, ist aber so selten, daß man es fast gar nicht mehr zu sehen bekommt. Bessere Packpapiere kosten 6 % d und mehr. Während die Vorräte an Kopierpapier und gestriche nem Papier allmählich zur Neige gehen, schwanken die Preise dafür täglich. Pappe wird immer seltener, und Waren, die früher in Papp schachteln oder in Kisten verschickt wurden, werden jetzt vielfach in Tüten verpackt. Der Mangel an Pappen hat auch zur Folge, daß die englischen Verleger, ankündigen, sie würden die Bücher, da es sowohl an Pappen wie auch an Büchbinderleinen fehlt, nur in Papier umschlag geheftet liefern. Um dem Mangel an Packpapier abzuhelfen, wird den Altpapier- Sortieranstalten empfohlen, aus dem alten Packpapier die nicht eingerissenen Bogen auszusondern und dem Handel wieder zugänglich zu machen! (Nach „Paper Trade Review”, London) Papierstoffmarkt Stockholm, 13. Juni Holzschliff. Nach trockenem Schliff bleibt die Nachfrage für sofortige Lieferung gut, die Preise fest, fob Göteborg 210-—220 Kr., fob Ostsee 170 Kr. für die engl. Tonne. — Wegen der hohen Schiffs- Frachtsätze wollen eine Reihe Fabriken die Herstellung dieser Sorte für einige Zeit möglichst verringern. Zellstoff. Die Fabriken bereiten sich auf Zwangseinschränkung vor, teils aus Mangel an Hilisstoffen für die Fabrikation, teils infolge der von dem staatlichen Feuerungsausschuß jetzt vorbereiteten großen Brennholzfällung. Man rechnet damit, daß sich die Wirkungen dieses riesigen Holzeinschlags über die Jahre 1918 und 1919 hinaus erstrecken werden, da der Staat auf alle für Waldabholzung geeignete Arbeitskraft Beschlag legen wird, um seinen Feuerungsbedarf zu sichern. Die Waldarbeiter, welche im kommenden Herbst und Winter für Privatbetriebe verfügbar bleiben, dürften darum an Zahl zu gering werden, um genügend Zellstoffholz-Mengen einzuschlagen. -—■ Die Preise für Sulfit- und Sulfatstoff sind fest und unverändert. („,Affärsvärlden") bg. Kristiania, 16. Juni Die Marktlage für Zellstoff und Holzschliff hat sich nur sehr wenig geändert. Der Markt ist ruhig, hauptsächlich, weil die Eng länder nur wenig Erlaubnisscheine für die Einfuhr erhalten. London, 4. Mai Es herrscht starke Nachfrage für sofort lieferbare Ware, jedoch wird das Geschäft durch die kurze Dauer der Einfuhrerlaubnisse sehr gehindert. Die Schiffsfrachten bleiben hoch, und die Seeversiche rung springt in die Höhe, was, wenn man noch die Kursverluste berücksichtigt, den Handel nahezu lahmlegt. Einige Schiffe gelangen durch die Kriegsgefahrzone hindurch. Bleichfähiger Sulfitstoff aus Norwegen erzielt 600 Kr., starkfaseriger Sulfitstoff 575 Kr. die engl. Tonne, dazu kommt die Agentenprovision. Holzschliff. Die Fracht für Holzschliff kostet mindestens 150 Kr. die Tonne. Dazu kommen die Versicherungen und andere Schwierig keiten. Infolgedessen ist es unmöglich, Cif-Preise anzugeben. Es fehlt an Schiffsraum, wodurch die Unterhandlungen fast unmöglich werden. Bleibt dieser Zustand der Dinge bestehen, so werden manche Papierfabriken schließen müssen. Esparto. Die Vorräte nehmen rasch ab. Die Dampfer, die diesen Monat erwartet wurden, blieben aus. Fracht- und Versicherungs sätze sind ungemein hoch, und Beschränkungen in bezug auf die Verladung und Entladung erhöhen die auf dem Markt herrschende TInordnune.