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UllM IHM KoWm-EnWaln AMSN Ta Nr. IW. Sonntag, drn Ä. Angnst 1V14 41. Jahrgang M«W«!SSSW «MS—SMW»N«««»WWM«S«»S«WMM»W«»M»W^MMWAMWS^MESS»MM>MMSI«SM'M«»^WESSSS»MS»SSSS«SSSW«»WW«SM««SS^^ Bekanntmachung. I. Alle im Besitze von kartographischen Instituten, Kartenverlagen und Buchhand lungen befindlichen militärisch brauchbaren Karten (s. Pkt. 4) des deutschen Gebietes werden ans Grund des Kriegsleistungsgesetzes 8 3,6 beschlagnahmt, ebenso die zu ihrer Herstellung dienenden Drucksteine, Platten usw. 2. Jedwede Kartenlieferung durch Kartenverlage und Wiederverkäufe an das Ausland, dessen Bestellungen meistens durch Mittelspersonen erfolgen werden, hat unbedingt zu unterbleiben. 3. Die Abteilung für Landesaufnahme in Dresden ist angewiesen worden, den Privat vertrieb der militärischen Kartenwerke vollständig einzustellen. 4. Als militärisch brauchbare Karten sind anzusehen: Sämtliche Kartenwerke mit ausgeführter Geländedarstellung, insbesondere diejenigen der deutschen Grenz- und Küstenge biete, sowie der Umgebung von Festungen. Ser kommandierende General des U st. K. S.) Armeekorps. Bekanntmachung. Auf Anordnung des Staatssekretärs des Neichs-Postamts. Beschränkungen des Poftverkehrs im Jnlnnde. Infolge Erklärung des Kriegszustandes werden von jetzt ab bis auf weiteres verschlossene Privatsendungen (verschlossene Briefe und Pakete) zur Postbeförderung nicht mehr angenommen 1. nach Elsaß-Lothringen, 2. nach den zum Regierungsbezirk Trier gehörigen Kreisen St. Wendel, Ottweiler, Saar brücken (Stadt), Saarbrücken (Land), Saarlouis, Merzig und Saarburg (Bz. Trier), 3. nach Orten im Fürstentum Birkenfeld, 4. nach den zum Befehlsbereiche der Festungen Straßburg (Elsaß und Neubreisach gehörigen badischen Postorten, das sind 8.) im Bereich der Festung Straßburg die Orte: Altenheim, Legelshurst, Scherzhelm (Amt Kehl), Appenweier, Leutcsheim, Schutterwald, Auenhcim (Amt Kehl), Lichtenau (Baden), Sundhcim (Baden), Bodersweier, Linx, Urloffcn, Diershelm, Marlen, Wagshurst, Dundenheim, Meißenheim (Boden), Willstätt (Amt Kehl), Ichenheim, Memprcchtshofcu <Amt Kehl), Kehl, Neufreistctt (Amt Kehl), Kork, Rheinbischofsheini, b. im Bereich der Festung Neubreisach die Orte : Windschläg; Achkarreu, Königschaffhauseu (Kaiscrstuhl), Obcrrimsingeu, Breisach, Krozingen Oberrotwcil, Bulkheim, Mengen (Baden), Opfingen, Gottenheim, Merdingen (Baden), Sasbach (Kaiserstuhl), Jechtingen, Ihringen, 5. nach der Rheinpfalz. Munzingen, Oberbergen (Kais, rstuhi), Schallstadt, Die durch die Briefkasten aufgelicfertcn, sowie die bei Veröffentlichung dieser Bekanntma chung bereits in der Beförderung begriffenen verschlossenen privaten Bciefsendungcn und Privat- paketc nach den vorbezeichneten Gebietsteilen und Orlen werden den Absendern zurückgegeben oder, wenn diese nicht bekannt sind, nach den Vorschrift en für unbestellbare Sendungen behandelt werden Sonntagsruhe zum Schützenfest. 1. Anläßlich des Neustädter Schützenfestes ist Sonntag, den 2. August 1914, der Betrieb des Handelsgewerbes und die Beschäftigung von Gehilfen Lehrlingen und Arbeitern in offenen Ver kaufsstellen zulässig: ») beim Handel mit Brot und weißen Bäckerwaren von 6—'/r9 Uhr vormittags und von Vz1—8 Uhr nachmittags; b) beim Handel mit Fleisch und Fleischwaren, Kolonial- und Materialwaren, Tabak und Zigarren, Butter, Sahne, Käse, Eier, Grün- und Delikateßwarea, sowie son stigen Eßwaren und Getränken, beim Kleinhandel mit Heizungs- und Belench- tungsmaterial von */z8 Uhr bis '^9 Uhr vormittags und von 11 Uhr vormittag« bis 8 Uhr nachmittags; o) beim Handel mit allen anderen Waren von 11 Uhr vormittags bis 8 Uhr nach mittags, mit Ausnahme des Milchhandels, der auch an diesem Tage von 6 bis ^9 Uhr vormittags, von '/z11 Uhr vormittags bis 12 Uhr mittags und von 6 bis 7 Uhr nachmittags zulässig ist. 2. Bezüglich der Sonntagsruhe auf dem Schützenplatz selbst bewendet es bei den Bestim mungeil, die den Veranstaltern eines Unternehmens eingehändigt worden sind. Hohenstein-Ernstthal, den 1. August 1914. Der Stadtrat. Sparkaffe Gersdorf. (Unter Garantie der Gemeinde.) Zinsfuß: 3V»"/«. Tägliche Verzinsung ab 1. 7.1914. Geschäftszeit: Montags bis Freitags 8—12 und 2—5 Uhr, Sonnabends 8—2 Uhr, im Rathause, Zimmer Nr. 3. (Haltestelle der Straßenbahn.) Uebcrtragungen von Guthaben bei anderen Kassen erfolgen kostenlos und ohne Zinsenver- lust. Buchgebühren werden nicht erhoben. Strengste Geheimhaltung. Rußlands Mobilisation. Zwei Welten. Roman von O. E l st e r. 2 Fortsetzung. sNnchdruck verboten.) 2. Kapitel. „Gnädiges Fräulein schienen ja ein sehr interessantes Gespräch mit Herrn von Breßnitz zu führen." Edith sah Herrn von Platen, der diese Worte iil feiner spöttischen Art nnd Weise sprach, mit erstaunt stolzem Blick an, erwi derte jedoch nichts, sondern schritt rasch weiter. „Verzeihen, gnädiges Fräulein," fuhr der lolle Kurt fort, „es war nur ein Scherz — ich habe gnädiges Fräulein lange vergeblich gesucht, bis man mir sagte, das; Sie in Be gleitung des Herrn von Breßnitz tiefer in den Park gegangen seien." „Und da haltet; Sie es für passend, uns nachzukommen?" „O, gnädiges Fräulein, mißverstehen gnä diges Fräulein mich nicht — der Tanz be ginnt wieder, und da wollte ich um die Ehre bitten ..." „Ich tanze nicht mehr," entgegnete Edith lnrz und schroff. Mißmutig zerrte Kurt au dem straff empor- gestuhten Schnurrbart. Er umwarb nun schon ''st mehreren Wochen die schöne Amerikanerin, aber alle seine Galanterien prallten an ihrem kühle;; Stolz wirkungslos ab. Er hatte cs sich nun einmal in den Kopf gesetzt, die stolze Schönheit zu bezwingen; noch nie war seine Eitelkeit so schwer gekränkt und gedemütigt worden, wie durch die fremde „Abeutcuerin", wie er sie innerlich grollend nannte. Dafür wollte er sich rächen, er war von seiner Un widerstehlichkeit so sehr überzeugt, daß er an seinem endlichen Siege nicht zweifelte. „Wodurch vcrdicue ich diese Mißhandlung, gnädiges Fräulein?" fragte er in leicht gereiz tem Tone. „Mißhandlung? Nennen Sie es Mißhand lung, wenn ich frei über mich, über meine Person, über mein Vergnügen verfüge? Ich mag nicht mehr tanzen — das sollte Ihnen genügen." „Herrn von Breßnitz würden Sie die Bitte nn; einen Tanz nicht abgeschlagen haben. . ." „Herr von Platen, jetzt werden Sie ver letzend!" „Verzeihung, Gnädigste. Ich wollte Sie nicht verletzen, aber können Sic nur verden ken, wenn ich es beklage, daß ich Ihre Gunst nicht zu erringen vermag? Was habe ich Ihnen getan, daß Sie mich so schroff zurück- weisen? Bei Gott, Miß Edith, wenn Sie mein Herz sehen könnten —" Edith lachte leise und spöttisch auf. „Sehen Sie — schon wieder dieses Lachen, welches mich schon damals in Baden-Baden so tief unglücklich gemacht hat!" „Ich glaub- kau;;;, daß Sie jemals un glücklich werden können." „Miß Edith, quälen Sie mich nicht! Wahr haftig, es ist diesmal mein heiliger Ernst, ob gleich ich gestehe, daß früher . . . aber das ist vorüber. Miß Edith, ich lasse Sie nicht zur Gesellschaft zurück, ehe Sie mich angchört uud nur geautwortet haben." „Nun gut," entgegnete Edith ruhig, iudem sie sich auf eine Bank niederließ, „so reden Sic — ich werde Ihnen antworten." „Darf ich offen sprechen, Miß Edith?" „Ich bitte darum." „Nun denn — ich liebe Sie — ich bitte Sie, mir zu gestatten, mich um Ihre Hand zu bewerben." „Das steht Ihnen frei; aber ich rate Ihnen, cs nicht zu tun, wenn Sie sich keiner Ent täuschung aussetzen wollen'. Ich will Ihnen ebenso offen antworten. Ich liebe Sie nicht und würde Ihre Bewerbung um meine Hand zurückwcisen." Sie blickte mit kühlem, stolzen Lächeln zu ihn; auf. Nicht der leiseste Hauch von Ver legenheit ruhte auf ihrem kalten, schönen, wie aus Marmor gemeißelten Antlitz, nicht ein Hauch jener süßen, ermutigenden Verschämt heit, welche sonst bei einen; jungen Mädchen die Liebeserklärung eines Mannes hervo.rruft, selbst wenn dieses den Mann nicht liebt. Miß Edith behandelte die ganze Ange legenheit als „Geschäft" — echt amerikanisch! In Kurts Herze;; wallte es zornig auf. „Ah, -nein Fräulein" — stieß er heftig hervor. „Habe ich Ihnen Ursache gegeben, mich zu beleidigen?" „Ich Sie beleidigen? Wie sollte ich dazu kommen?" fuhr sie ruhig fort. „Sie wollten mir Ihre Liebe erklären, das ist Ihr gutes Recht — ich warnte Sie, es zu tun, das ist nur edel von nur gehandelt," setzte sie lächelnd hinzu, „denn Sie hätten doch schon bemerken müssen, daß ich Sie nicht liebe, daß ich Ihrer Erklärung ausweichen wollte, um Ihnen eine Beschämung zu ersparen. Unsere Lebenswege, unsere Lebensanschauungen sind so grundver schieden, daß wir uns gegenseitig unglücklich machen würden. Ich könnte Ihnen nicht in Ihre Welt folgen uud Sie mir nicht in die meinige." „Weshalb nicht? Ich bin unabhängig — unabhängiger als Herr von Breßnitz —" Edith zuckte leicht zusammen, eine jähe Glut stieg in ihre Wangen. „Weshalb dieser Vergleich, Herr von Platen?" „Weil ich glaube, daß Sie Herrn von Breß nitz eine andere Antwort erteilt hätten." „Und wenn ich's täte?" „Dann will ich Ihnen einen Freundschafts dienst erweisen und Sic warnen," entgegnete Kurt spöttisch, „Herr von Breßnitz ist nicht frei; er ist so gut wie verlobt mit Fräulein von Warnstedt . . ." „Was kümmert es mich? Ich wünsche Herrn von Breßnitz Glück zu seiner Wahl. Fräulein von Warnstedt ist ein gutes, schönes Mädchen . . ." Sie wandte sich ab, die Stimme drohte ihr zu versagen. Mit einem ironischen Lächeln beobachtete sie Herr von Platen; er wußte, er hatte sie empfindlich getroffen. „So haben wir nichts mehr mit einander zu besprechen, mein gnädiges Fräulein?" Sic zuckte schweigend mit den Achseln. Kurt verbeugte sich mit spöttischer Höflich keit uud entfernte sich. Seine Begeisterung für die schöne Amerikanerin war mit einem Schlage verflogen. „Sie ist eine Abenteuerin," murmcllc er zwischen den Zähnen. „Pah, was liegt mir daran! Ich habe mich gründlich in ihr ge täuscht, aber vergessen werde ich es ihr nicht!" Edith blieb in Gedanken versunken auf der Bank sitzen. Der Abend war hereingebrochen, das Abendrot auf den Bergen erloschen, und düstere Schatten senkten sich auf die Erde nieder. Auf der Veranda und in dem Tanz saal flammten die bunten Laternen und war fei; schimmernde Reflexe auf die Bäume uud Büsche des Parkes. Die Musik schallte ge dämpft herüber, ab und zu hörte man auch ein fröhliches Lachen oder laute Stimmen, Gläserklirren und Hochrufen, das von dem Tusch der Musik begleitet wurde. Auf Ediths Antlitz lag ein bitterer Zug. Die spöttischen Worte Kurts hatten sie tief verletzt, ihr aber auch zu gleicher Zeit gezeigt, in welcher Täuschung sie befangen war, als sie geglaubt, den Mann, den sie liebte, für sich gewinnen zu können. Dort — in jenen; glänzend erleuchteten, lärmcrfülltcn Tauzsaal lag seine Welt, die ihn mit so engen, festen Banden gefesselt hielt, daß er ihre Worte von der freieren, schöneren, edleren Welt nicht ver stand, daß ihre Worte ihm wie ein Rätsel und ihre Freiheit wie eine Pflichtverletzung erschien. Wie klein, wie engherzig kam ihr diese, seine Welt vor! Aber konnte sie ihn nicht diesen engen Grenzen entführen? Konnte sie ihn nicht cm- porheben über den Dunstkreis, der über dieser engen, dumpfen Welt lagerte? Sie erhob sich, straff und stolz richtete sich ihre schlanke, kräftige Gestalt empor, und in ihren Augen blitzte es auf. Leutnant von Breßnitz hatte sie zur Qua drille engagiert, sie wollte den Tanz nicht versäumen. Rasch schritt sie dem Ballsaal zu. Es war gerade eine längere Pause; plau dernd und lachend schritten die Paare durch den Saal, oder die Herren und Damen stan den in Gruppen in lebhafter Unterhaltung umher. (Fortsetzung folgt). 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