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üttlM!Ml Dohrikiil EmWiln Aptigtt Lafleblstt. Nr. 142 Sonntag, de« 22 Juni 1N18 4V Jahrgang Jes Kaisers Sank. Der Reichsanzeiger publizierte den Dank des Kaisers ftir die dein Monarchen zu seinem Regierungsjubiläum zuteil gewordenen Glück wünsche. Einleitend sagt darin der Kaiser: In dem an ernsten und frohen vaterländi schen Gedenktagen so reichen Jahre ist mir ein besonders glücklicher Tag beschicken ge wesen: der Tag, an welchem ich vor 25 Jal- ren auf den Thron meiner Väter berufen wurde. In Gesundheit habe ich ihn mit Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin, meiner Gemahlin, im Kreise unserer Kinder und Kin deskinder freudig begeben können. Ich danke Gott, daß ich mit Befriedigung zurückblicken darf auf die vergangenen 25 Jahre ernsten Schaffens, auf die großen Errungenschaften, welche sie dem Vaterlande auf allen Gebieten des geistigen, sozialen und wirtschaftlichen Le bens gebracht haben, auf die beispiellose Zu nahme an Volkskraft und Nationalvermögen. Das auf dem Fundament der Einigkeit der deutschen Stämme und ibrer Fürsten von Kai ser Wilhelm dem Großen errichtete Deutsche .Haus ist nach innen und außen weiter aus- gebaut zu einem geschützten und freundlichen Aufenthalt für seine Bewohner. Daß dies un ter den befruchtenden Strahlen der Friedens sonne geschehen ist, deren Kraft jedes am .Horizont auftauchende Gewölk siegreich zer streute, macht mich besonders glücklich. Ein Herzenswunsch ist mir damit in Erfüllung ge gangen. Der Erlaß gedenkt der treuen Liebe und Anhänglichkeit, die dem Kaiser zu seinem Ehrentage zum Ausdruck gebracht wurde, sowie der nationalen Feier des Tages in Stadt und Land. Er gibt der Genugtuung des Kaisers über die Stiftungen zur Linderung von Krank beit und Not, besonders aber zu Förderung der christlichen Mission in den Kolonien sowie zur Unterstützung von Veteranen Ausdruck. Ich werde auch ferner, so schließt der Mon arch, für das Wohlergehen des deutschen Viß kes gern meine volle Kraß ein'etzen, so lang? Gott der Herr sie mir erhält. Er aber wo^e mein Wirken und Streben mit seinem Segen begleiten und das teure Vaterland allezeit in seine gnädige Obhut nehmen. Ser Herzog von Braunschweig. In der ganzen deutschen Preße faß iß die soeben veröffentlichte Erklärung des Schwieger sobnes des Kaisers, des Prinzen Ernst Anamt von Braunschweig und Lüneburg, an den Reichskanzler, daß sein Vater, der Herzog von Cumberland. seine Rechte auf das Herzogtum Braunschweig auf seinen Sobn übertragen, die ser letztere als preußischer Offizier dem Kaiser Treue und Gehorsam eidlich gelobt und ver- svrochen hat, nichts zu tun und nichts zu un- terstüben, was daran' gerichtet ist, den derzeiß- gen Besitzstand Preußens zu verändern, als ausreichend bezeichnet worden, um die Hinder nisse aus dem Weae zu räumen, die der Wie derbelebung des Braunschweiger Herzogitbroncs entgegenstanden. Der Bundesrat des Deutschen Reiches wird seine früheren Beschlüße wegen der we^ische» Erbfolge in Braunschweig auf Antrag Preußens außbeben, und dann kann die Braunschweiger Regierung die Thronbesteigung des kaiserlichen Eidams proßamieren. Da ßir das erst seit kurzer Zeit vermähße Prinzenpaar in Ratbenow der Garnison der Ziethen-Hu saren, eins Villa gemietet iß, wird sich immer hin der Einzug in Braunschweig hinausschic- ben Nach dem bisherigen Gebrauch, daß ein deutscher Landesherr einen entivrechenden mßi- tmr'cken Rang haben muß, würde der Vrinz Ernst Angust bei der Annahme des Titels eines Herzoas von Braunschweig von seinem kaiserlichen Schwiegervater zum Generalmaior ernannt werden. Und dieser Ernennung dürfte dock ein praktischer Dienst beim Regiment vvr- angchen. Der Herzog von Cumberland hat einen aus drücklichen Verzicht auf seine braunschweigischen Rechte ausgesprochen. Der war nötig, weil er am Ist. OKober 1884, dem Tage des Hin- schei.dcns des letzten braunschweigischen Herzogs Wilhelm, durch Patent von dem Herzogtum Besitz ergriffen und dessen Regierung befohlen baße, sich mit ibm in Verbindung zu setzen. Das braunschweigische Ministerium ließ diesen Anspruch unbeachtet, setzte den in der Tbron- folge-Ordnung bereits vorgesehenen Regent schaftsrat ein, dem 1885 der Prinz Albrecht von Preußen als Regent folgte. Nach des letzteren Tode leitet bekanntlich der Herzog Johann Albrecht von Mecklenburg das Herzogs tum, der mit der Thronbesteigung, des Prin zen Ernst August aus seiner Würde scheidet. Außer dem Herzog von Cumbarland hatte 1884 auch der hochbetagte Herzog von Cam bridge, der Vetter der Königin Viktoria von England und Oberbefehlshaber der englischen Armee, Ansprüche auf Braunschweig erhoben. Dieselben sind aber nirgends für ernst genom men. Der in der englischen Hauptstadt popu läre „Herzog mit dem Regenschirm", wie er an der Themse genannt wurde, weil man den fast stets in bürgerlicher Kleidung erscheinenden Herzog-Feldmam chall niemals ohne dies nütz liche Instrument sah, hatte auch wohl selbst seine Thronforderung nur als einen papiernen Zwischenfall betrachtet. Jedenfalls kann aus diesem Intermezzo vor zwanzig Jahren keine Wiederholung desselben in Zukunft erwartet werden. Das herzogliche Haus Cumberland ruht nächst dem Herzog heute auf den beiden. Augen seines einzigen Sohnes. Was dieser und die Vertretung des Herzogtums Braunschweig ein mal für die Zukunft beschließen sollten, das ist maßgebend, und niemand hat etwas hinein- zureben. Weder aus der englischen Kömgs- samilic noch sonst woher! Die gleiche Frage lag bei der Thronfolge im Herzogtum Sach- sen-Koburg-Gotha vor, dessen Herzog Karl Eduard ein Sohn des früh verstorbenen Her zogs von Albany, jüngsten Bruders Königs Eduard VIl. von England ist, und sie ist da- ma!s erschöpfend erledigt worden, wie es er- horderlicheißalls nun auch in Braunschweig ge schehen wird. Von dem einstigen Königreich Hannover ist in der jetzt veröffentlichten Erklärung nicht di rekt gesprochen. Aber der Herzog von Cum- bocland schließt selbstverständlich in seinen braunschweigischen Verzicht auch den auf Han nover ein, und vor allem betont sein einziger Erbe, der dem deutschen Kaiser und König von Preußen den Treueid aslobt Hut. daß er nichts tun und nichts unterstützen werde, was sich ocgcn den Besitzstand des Königreiches Preußen richtet. Und die Braunschweiger wer den, was jedenfalls sich nicht als nötig erwei sen wird, schon darauf sehen, daß von ihrem junaen Herzog die eigenen Landesinteressen ae- wabrt werden. Die Erledigung dieser braunschweigischen Thronfolge hat bei aller Beachtung der fürst lichen Erbrechte doch bewiesen, daß in der ersten Reibe die nationalen Interessen kommen. Die Türstenversammlung aus Anlaß des Kai- scrjubiläums in Berlin hat auch bewiesen, daß die Zeiten vorüber sind, in denen man an ge wißen Auslandsstellcn daran denken konnte, an iraend einen« deutschen How Einflüße durch Intimen zu gewinnen, die anderen Zielen als der Wohlfahrt des Reiches dienten. Dvnastiscbe Interessen, die sich nickst den nationalen Jnter- eßen anpaßcn können oder gar mit ibnen in Widerspruch stehen, gibt es bei uns nicht mehr. Sie neue Kriegsgefahr "am Balkan. Bulgarien und Serbien stehen auf den« Sprunge, über einander Herzufaillen und sich ge hörig zu zerzausen: nur möchte keiner von bei den den Anfang machen, und jeder möchte die Schuld an dem Kriege dem andern zuwälzen. Die Grenzgeplänkel mehren sich und es herrscht kost« Zweifel, daß Bulgarien alle Kriegsvorbe- reitunaen getrosten hat. Etwas anderes ist es mit der Kriegsbegeisterung der Trupven: die läßt viel zu wünschen übrig, und in dem durch die monatelanaen Wirren wirtschaßlich ruinier ten Vosts der Bulgaren wie der Serben herrscht brennende Friedensßhusncht. Gleichwohl gilt der Krieg als unvermeidlich. Kleine Wahnsinnstat eines Tobsüchtigen in einer Bremer Schnle. Ungeheures Aufsehen erregt die Tat eines zweifellos irrsinnigen Schnlamtskandidatcn Schmidt in Bremen Er drang in eine katholische Mädchenschule ein, betrat eine Klasse und feuerte blindlings einen Revolver in die Kinderschar ab. Drei Schülerinnen sanken tot zu Boden, zehn wäre«« verletzt, drei von ihnen so schwer, daß sie kaum mit dem Leben davonkommen dürsten. Gellendes Geschrei tönte aus der Klasse, Lehrer stürzten herbei. Der Verrückte feuerte auch auf sie, und ein Lehrer erhielt einen lebensgefährlichen Schuß in den Unterleib. Die Szene wurde immer grauenhafter, den«« der Irre stieß ein tierisches Geschrei aus und feuerte aus einem anderen Revolver weitere Schüsse ab! Der Schuldiener wurde durch die Wange geschossen! Von den entsetzt flüchtenden Kindern stürzte eines die Treppe hinunter und brach das Genick. Der Täter lief auf den Schulhof und verwundete 5 Knaben, die dort spielten. Schließlich stürmte der Mörder auf die Straße, wo er von Passanten nach heftiger Gegenwehr überwältigt werden konnte. Eine furchtbare Erregung hatte sich des Publikums bemächtigt. Der Täter wurde übel zugerichtet, die Polizei konnte ihn nur mit Mühe vor dem Gelynchtwerden schützen. In den Taschen des Schmidt fand man 6 Revolver und etwa 100 Patronen! Auf der Polizei zeigte sich Schmid« vernehmungsfähig, verweigerte aber, Angaben über seine Person und die Motive seiner fürchterlichen Tat zu machen. * Ein neues Unwetter am Rhein. Aus Bacharach a. Rh. «vird gemeldet: Im Steegertal und in seiner näheren Umgebung ging am Donnerstag abend ein schweres Unwetter nieder, das an Stärke den« Umvetter in der Coblenzer Umgebung gleichkain. Ji« dei« Weinbergen und an Gebäude«« wurden große Verheerungen ange richtet. Durch die Wassermassen wurde eii« Wohnhaus in Steeg so schwer beschädigt, daß die Kinder aus dem ersten Stockwerk gerettet werden mußten. Das Wohnhaus des Hausbe sitzers Stil droht emzustiirzen. Ji« Lorchhausen, also auf der rechten Nheinseite, richtete das Un wetter ebenfalls Vernichtungen an. * Ein Ehepaar vom Blitze getötet. Bei einem schweren Geivitter schlug der Blitz in das Haus des Arbeiters Winkler in Zinkwitz bei Breslau, tötete diesen und seine Ehefrau und verlegte seiner« siebenjährigen Sohi« leicht. * 4 Fischer ertrunken? Wie die „Königsb. Allg. Ztg." ans Groß-Kuhren meldet, fielen gestern im Sturm in der Nähe von Brüsterort 4 Fischer der See zum Opfer. Die Fischer bargen wegen des starken Sturmes ihre Netze. Auf der Rückfahrt kenterte das Boot, und nur einer der Insassen konnte gerettet werden. * Thorn—Metz im Aeroplan. Einen bc- mcrkenswerten Flug vollsührten die deutschen Fliegeroffiziere Oberleutnant von Dette«« und Leutnant Pickart. Sie stiegen in Thon«, der stärkste«« Festung des Ostens, zu einem Fing nach Metz, der stärksten Festung ai« der Wcst- grenze, auf. Ji« kürzester Frist wurde die erste Etappe Thorn—Berlin zurückgclegt. * Vorläufiges Ende im Totschlagsprozcst Knobloch. Der Forstreferendar v. Knobloch, der bekanntlich den Buchhalter Hederich aus nichtigen Gründen erschoß, ist von den Sachverständige«« allgemein als unzurechnungsfähig erklärt worden, auch der Staatsanwalt trat dieser Auffassung bei. Gleichwohl spräche«« die Geschworenen den Angeklagten schuldig; das Gericht trat aber dein Spruche nicht bei, sonder«« vermies die Sache an das nächste Schwurgericht. * Zwei Arbeiter unter einer Lokomobile begraben. Bei Kanalbailten im Wanner Gebiete schlug eine Lokomobile um und begrub zwei Arbeiter unter sich. Beide waren sofort tot. * Schweres Automobilunglück. Bei Burg lengenfeld (Oberpfalz) rannte das Automobil des Kaufmanns Scherle aus Württemberg, der in Burglengenfeld einen Sornmcrsitz unterhält, gegen einen Baumstamm. Die Insassen wurden aus dem Wagen geschleudert. Die Tochter Scherles, deren Hochzeit dieser Tage stattfinden sollte, wurde getötet, die Schwiegertochter schwer verletzt. Die übrigen Insassen kamen mit leichten Verletzungen davon. * Beim Baden ertrunken. In Neuses bei Kronach ertrank beim Baden ii« der Rodach die 27 Jahre alte Frau des Schauspielers Dalion aus Kopenhagen. Das Ehepaar weilte zur Erholung bei Verwandten. Der Mann der Ertrunkenen wäre bei dein Versuch, seine Frau zu retten, beinahe selbst ertrunken. * Bier Monteure infolge Reißens einer Kette zu Tode gekommen. In einer Eisengießerei bei Bethune in Frankreich riß die Kette des Lastaufzugcs, und vier Monteure stürzte«« aus einer Höhe von 22 Metern hinab und wnrden getötet. * Eine Leiche geborgen. Vor« der« vor mehreren Wochen auf einer Segelfahrt an der Außenförde von Kiel ertrunkenen 8 Seesoldaten wurde gestern vormittag eine Leiche geborgen. * Hoch klingt das Lied vom braven Mann! Der Soldat Frankfurter des 11. Feldartillcrie- Regiments in Würzburg erkrankte ans den« Truppenübungsplatz Hammelburg an Blntzer- setzung, so daß eine Bluttransfusion notwendig wurde. Als der Oberst die Anfrage stellte, wer sich zu der Abzapfung von Blnt für den Sol daten hergebe, meldeten sich 17 Offiziere, darunter ein Major. Leutnant Dittmar stellte ßch als Erster zur Verfügung und ließ sich durch Professor Enderlen anderthalb Liter Blut abzapfen, das dem Soldaten injiziert wurde. Der Soldat be findet sich auf dem Wegs der Besserung. * Die Granate im Tornister. Bei Krakau explodierte beim Rückmarsch einer Abteilung öster reichischer Festungsartillerie vom Uebungsplatz im Tornister eines Einjährige«« eine Granate, die er trotz strengen Verbots ans dein Uebungsplatze aufgelesen hatte. Der Einjährige sowie ein neben ihm marschierender Einjähriger wurden förmlich in Stücke gerissen, vier Soldaten wurden schwer, drei Mann sowie ein vorübergehendes Mädchen leicht verletzt. * Mordversuch auf offener Straße. An der Ecke der Karl- und Albrechtstraße in Berlin spielte sich am Freitag nachmittag eine Revolverszene ab. Eine gutgekleidete Dame feuerte dort auf eine andere Dame, die sich in Begleitung eines Herr«« befand, von Hinte«« fünf Schüsse ab. Die Dame brach schwerverletzt zusammen. Die Tätern« «vurde der Polizei übergeben. Es ist die Pntz- macherin Hedwig Boldt. Die Ueberfallem ist eine Kontoristin Gertrud Frische. Anscheinend handelt es sich uin eine Eifersuchtstragödie. Die Verletzungen der Frische sind lebensgefährlich. * Die ausgeschnittene Bluse, die „Bluse mit Oberlicht", wie sie bei uns scherzhaft genannt wird, ist in Rochester in Nordamerika verboten worden. Jede Dame, die eine solche Bluse auf der Straße trägt, soll sofort verhaftet werden. Eine anssterkende Nersum. Die Lederschildkröte (vsr- mooftolz'8 voriaos») wird in de«« naturwissenschaft lichen Gelchrtcnkreisen viel besprochen und beschriebe««. Unser Bild zeigt die Schild krötenart, die zu dei« größ te«« Reptilien der Jetztzeit gehört. Das Tier erreicht eine Länge vor« 2 Metern und «vird bis 600 Kilo gramm schwer. Auch an den atlantischen Küsten strichen Europas wurde die Lederschildkröte früber vereinzelt gefangen. Die Forschung kennt von« Lebe«« dieses Reptils sehr wenig. An der Westküste Indiens wurde kürzlich eii« weibliches Tier erlegt, das noch über tausend dringen jetzt darauf, das dem Untergang ge- Eier ii« allen Entwickelungsstufen trug, obwohl weihte Tier unter die zu schützende«« aufzu- es bereits 100 abgelegt hatte. Die Gelehrten nehmen. kein Ueiben unck Uür8ten, nur einmsli^os '/<—'/»stünckiMs Uocben, sorglältigeZ /1u88pülen unck ckie 1Vei8cke ist lerti^- kirlorckert keine snckeren 1Va8l:b2U8öt2e an 8eile, Leikenpulver eto., cks ckie8e ckie 8elb8ttZtige e IVirkun^ von Per8i> nur beeintrsaktißen unck cke88en Oebrsueb unnütr verteuern. veder»ll erkiMIil:k. niemal, ln»«. nur «n Orixinal-Pokelen. R 1 k 7^ k 1 kl 1 1- ttlübiKkib L Co., l)088kTI)Olll-. 6uck fsbriksnten 6er sllbeUeMen - OOd«. mittel