Volltext Seite (XML)
Hier gibt es nicht wenige solche Schulen. Nach dem Abituri entenexamen besuchen die Schüler eine Technische Hochschule oder treten auch gleich ins praktische Leben ein. Sie gibt also die Vorbildung für technische Berufe. Man lernt daher von fremden Sprachen nicht die alten, weder Lateinisch noch Grie chisch, sondern die für das praktische Leben wichtigen neueren, Französisch und Englisch, und in den Oberklassen Physik und Chemie. Als wir {Omura, Koizumi, Hayashi und ich) die Schule besuchten, hatten die Schüler Physik, Chemie und Englisch, und zwar in der Physik Mechanik, in der Chemie die Anfangsgründe der anorganischen Chemie, und im Englischen lasen sie eine Sammlung von Parlamentsreden. Wenn man die Kenntnisse der etwa achtzehnjährigen Primaner mit denen der Schüler in unseren Chügakkö (Gymnasien) vergleicht, so ist wohl kein besonders grosser Unterschied. Besonders die Aussprache des Englischen war vielleicht noch schlechter als die der japanischen Chugakko- Schüler. Schon der Lehrer hatte keine gute Aussprache. Da die Aussprache des Deutschen und Englischen im allgemeinen sehr verschieden ist, so ist es wohl eine Seltenheit, wenn ein Engländer das Deutsche oder ein Deutscher das Englische bemeistern lernt. XLV. Eine Berliner Hochzeit. Hochzeit- und Begräbnissitten sind in den einzelnen Ländern recht verschieden. Seit ich nach Berlin gekommen, habe ich an zwei Begräbnissen teilgenommen, und nun habe ich auch ein mal eine Hochzeit mitgemacht. Es war die Hochzeit der Tochter eines mir befreundeten Professors mit einem Ingenieur, also man kann nicht gerade sagen eine besonders glänzende, sondern eine solche, wie sie dem Mittelstände entspricht und in ihm ganz üblich ist. Die kirchliche Trauung fand um 3 Uhr Nachmittags in der (protestantischen) Lutherkirche statt. Erschienen waren natür lich die Familienmitglieder des Professors und die des Ingenieurs,