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60 an diesem Tage ausgefochten wurde. So etwas hatte ich noch nicht gesehen. Als Grund lag wohl irgend eine Beleidigung vor. Beide Paukanten fochten leidenschaftlich, und schon in den ersten Gängen wurde dem einen die rechte Backe aufge schlagen. Es wurde, wie gewöhnlich, karbolisiert, und nach einigen weiteren Gängen bekam er eine Hochquart auf der Stirn. Dadurch schien er schlapp zu werden und konnte seinen Säbel nicht mehr regieren. Es wurde ihm noch die Temporalis aufgeschlagen und schliesslich die Nasenscheidewand zerhauen, und wegen des starken Blutverlustes wurde Abfuhr erklärt und nicht ausgefochten. Der eine Paukant machte auch noch, nachdem er seinen Gegner so grausam verletzt und unberührt abgestochen hatte, ein vergnügtes Gesicht. Wie zerknirscht mag dagegen der andere über seine Ungeschicklichkeit gewesen sein ! Diese Mensur hatte uns jedenfalls kein Vergnügen gemacht. Wir tranken schnell unsere Reste aus, verabschiedeten uns und gingen nach Haus. Wie ich nachher hörte, konnten die Studenten das Pauklokal bis zum Abend nicht verlassen, da die Polizei an dem Tage von den Mensuren Wind bekommen hatte. Sie mussten bis zum Einbruch der Dunkelheit warten und schlichen sich dann heimlich fort. Wären wir ein bischen länger geblieben, so hätte es trotz unserer Unschuld geheissen: „ Mitgefangen, mitgehangen 1 ” Vorsicht ist die Mutter der Weisheit. XXXIX. Vortrag des Herrn Professor Rein über Erziehung. Der Name des Professors Rein an der Universität Jena wird auch in den pädagogischen Kreisen Japans überall genannt, und sicher nicht wenige seiner Werke sind auch ins Japanische übersetzt worden. Er ist auf jeden Fall einer der hervorragendsten deutschen Pädagogen. Die Berliner Pädagogische Gesellschaft hatte ihn besonders von Jena nach. Berlin geladen mit der