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45 So was habe ich hier noch nicht erlebt," sagte Henkel, „und ich bin doch oft hier gewesen." Lr hatte zwei Tassen Raffee kommen lassen. Anna hatte ihren Raffee noch nicht berührt. Auch hatte sie ihren Schleier nicht aufgestreift, wahrscheinlich, um damit zu dokumentieren, daß sie etwas anderes als die übrigen Frauen in diesem Raume sei. Als Henkel sie fragend ansah, sagte sie: „Ich habe so manche Nacht hindurch genäht, um ein Rleid fertig zu machen und sO bis s5 Mark dabei zu verdienen. Lin sauer erworbenes Geld. Aber hier liegt das Geld auf der Lrde. Man braucht nur keine Ehre im Leibe zu haben, dann kann man es mühelos aufraffen." Am Nebentisch klopfte ein junger Mensch mit schmutziger Gesichtsfarbe auf den Tisch, um den Oberkellner zu benach richtigen, daß er zu zahlen gewillt sei. „He," sagte er zu dem Oberkellner, der das hingelegte Geldstück wechselte, „Sie haben mir ja zwei Tassen Raffee abgezogen. Ich habe nur eine getrunken." „Sehr wohl, mein Herr. Sie waren noch von früher einen Raffee schuldig. Sie besinnen sich wohl. Sonntag vor sH Tagen. Als ich zum Büffet ging, waren Sie wie ein Blitz verschwunden." Der junge Mann errötete und schob dem Oberkellner ein doppeltes Trinkgeld hin. Lr machte sich gleich aus dem Staube. Henkel lachte, was der steif und korrekt dastehende Ober kellner, dessen Augen diskret, aber ruhelos von einem Tische zum anderen wanderten, sofort bemerkte. Lr wandte sich an den Redakteur: „wir müssen höllisch aufpassen. Es kommen hier Leute rein, die direkt auf Zechprellereien ausgehen. Wenn man ihren Fortgang rechtzeitig bemerkt, läßt man sie durch den sortier festhalten." Henkel wollte etwas erwidern, aber schon war der fixe, und