122 Und jetzt bringe ich ohne Kommentar unter Partei nachrichten die ungeheuerliche Meldung, daß zwei sozialdemo kratische Parteiführer gegeneinander vor Gericht prozessieren. Der Redakteur Gotte von der Bergarbeiter-Zeitung und der frühere Redakteur Schulze vom Volksblatt, beide in Bochum, haben sich gegenseitig wegen Beleidigung verklagt. Das Urteil lautet gegen Schulze auf 300 Mark Geldstrafe und gegen Gotte auf s00 Mark Geldstrafe und beiderseitige Veröffent lichungsbefugnis im Volksblatt und in der Bergarbeiter-Zeitung. Der Vertreter Gottes, Rechtsanwalt Hengst-Tssen, beantragte gegen Schulze eine exemplarische Gefängnisstrafe, was inso fern überrascht, als Gotte sich vor dem Prozesse geäußert hatte, daß er keine Strafe für Schulze beanspruche, er solle nur seine Behauptungen beweisen. Henkel sprang eilig auf, raffte das fertiggestellte Manu skript zusammen und trabte zur Druckerei, warum ließ denn Pech das Manuskript nicht abholen? Tat er das aus Bös willigkeit? Die Druckerei war ein einstöckiges Haus, das nur zwei große Räume enthielt: den Maschinensaal und den Setzersaal. Zm Maschinensaal, den Henkel zuerst betreten mußte, waren bereits die drei Anlegemädchen anwesend. Sie saßen schwatzend und kichernd auf einem Fußbrett der großen Zeitungs druckpresse. Der jugendliche Maschinenmeister in blauem Drillichanzug prüfte mit Putzlappen und Gelkanne in den Händen die einzelnen Maschinenteile. Henkel wünschte „Guten Morgen" und ging sogleich in den Setzersaal, wo etwa zehn Schriftsetzer arbeiteten. Metteuv Pech stand an einem großen, mit Zinkblech beschlagenen und mit Wasser benetzten Tische. Lr brachte die von den Schrift setzern in den Bleilettern zusammengestellten Artikel durch Zu sammenheben und Umstellen auf das Format der Zeitung. Lr schwitzte, weil er sich sehr beeilte. Die Schriftsetzer legten alten, bereits benutzten Bleisatz wieder ab, d. h. sie verteilten die Buchstaben in die einzelnen Fächer ihres Setzkastens. Schnell