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Oer EnifchulSigungszettel. Eine Schülergeschichte. Von Marta Ealzow. (Nachdruck verboten.) Vom Kirchturm schlägt es acht Uhr Der kleine Alfred faßt in die Riemen des Schulranzens und setzt sich in Zotteltrab. Run wird es aber Zeit. Schon dreimal in der letzten Woche ist er zu spät in die Schule gekommen Dies mal setzt es bestimmt etwas. Und er kann doch nichts da für, daß er so gerne lange schläft. Schon biegt er um die Ecke der Straße, in der die Schule liegt, da klingt der Helle Klang der Schulglocke an sein Ohr. Bim, bim, bim — oh weh, es ist zu spät! Eine lähmende Angst befällt den Kleinen. Der Lehrer ist so furchtbar streng, und wenn es dann de: Vater noch erfährt, dann kann er sich auf etwas gefaßt machen. Alfred läuft nicht mehr Er schleicht ganz langsamen Schrittes dahin wie ein armer Sünder. Soll er nun wirklich noch hineingehen in die Schule? Gerade, wie er noch überlegt, ruft ihm jemand freundschaftlich „Hallo, hallo!" zu. Das ist sein Freund Paul, der ünt ihm in derselben Straße wohnt und der Ostern aus der Schule gekommen ist. Der Junge war lange krank und genießt jetzt mit Erlaubnis seines verständigen Vaters eine vierwöchige Erholungszeit. „Na Alfred, hast du die Schul» versäumt ?" redet Paul mit dem stolzen und etwas herablassenden Bewußtsein des freien Mannes den Knaben an. „Mach' dir nichts daraus Was willst du heute überhaupt in der Schule? Komm mit mir hinaus in unseren Garten. Da ist gerade Pslau- menernte. Das ist viel bester, als in der Schule sitzen. Ich bezahle dir auch das Fahrgeld." Einen Augenblick überlegte Alfred noch. Dann folgt er dem Verführer. Sein» Gewissensbisse waren bald Lbsr- täubt, als er erst da draußen im schönen, großen Garten war und er im Sonnenschein auf dem grünen Rasen lag Nachher kochte die Mutter von Paul einen herrlichen Kaffee, und bei der Pflaumenernte gab es soviel zu naschen, daß es der kleine Alfred bald nicht mehr essen konnte. Zur Stunde des Schulschlusses kehrte Alfred heim. „Na, wie war's heute in Ler Schule?" fragte ihn die Mutter. Da log der Junge allerhand zusammen Die gute Mutter glaubte es. Sie gab ihm noch ein herrliches Mittagessen und wunderte sich über die Appetitlosigkeit ihres Jüngsten. Dieses Bedauern tat dem Jungen weh Ein ganz klein wenig schämte er sich doch. Am nächsten Morgen war Alfred pünktlich in der Schule. Er entschuldigte sich beim Lehrer, er sei krank ge wesen. „Und wo ist der Entschuldigungszettel?" fragte oer Erzieher streng. Der Junge stammelte: „Den — den — habe ich vergessen. Ich bringe ihn morgen." — „Gut," sagte der Lehrer. An diesem Tage gab es keinen aufmerk sameren und fleißigeren Schüler als den kleinen Alfred. Die Nacht, die diesem Tage folgte, fand den Jungen schlaflos Er zermarterte sein kleines Gehirn, wie er sich nur aus dieser Schlinge ziehen sollte. Ohne Entschuldi gungszettel, das wußte er, durfte er sich in der Schule nicht sehen lassen. Am besten war es, er lief davon. Die Welt war ja so weit und schön, und vor dem, was er nach diesem Streich erleben würde, bangte ihm entsetzlich. Auf leisen Sohlen schlich er am frühen Morgen in die Küche und räuberte die Speisekammer aus. Dann steckte er «eine Sparbüchse zu sich, zog seinen Wanderanzug an und ver schwand, als der Morgen dämmerte, aus dem Hause. Ganz, ganz weit marschierte er aus der Stadt heraus, auf die Landstraße. Als die Mutier ihn zur gewöhnlichen Zeit wecken wollte, fand sie das Bett ihres Sohnes leer Mit Befremden ent deckte sie auch, daß die Sparbüchse von der Kommode ver schwunden war und daß ihr aus der Speisekammer einige Vorräte fehlten. Der Herr Papa, als er das erfuhr, faßte die Situation gleich richtig auf. Er nahm Hui und Stock und ging zum Lehrer Da erfuhr er dann die ganze be trübliche Geschichte. Er hörte aber noch mehr Auf dem Nachhausewege traf er den Polizisten Meyer, der ihm die erstaunliche Mitteilung machte, er habe den kleinen Alfred heute morgen mit seinem Schulranzen auf Wanderschaft ziehen sehen. Schnell nahm der Vater sich eine Droschke und gondelte hinter seinem entlaufenen Sprößling her. Alfred saß inzwischen einsam und allein am Rande der Landstraße. Wehmütig betrachtete er eine Riesenmett wurst, die er sich von Mutiers Vorräten eingepackt halte Ihm war gar nicht nach Esten zumut. Tränen standen ihm in die Augen Er bedauerte schon lange leinen Streich und wäre am liebsten umgekehrt. Aber das hals nun alles nichts mehr, er mußte sich alleine durch die Well schlagen. So biß er denn trotz der Tränen herzhaft in die große Wurst und wollte gerade wieder zum Ausbruch rüsten al? eine Droschke heranrollte, der der Papa entstieg „Was machst du nur für Streiche, AlfredEs klang aber nicht sehr streng, sondern ziemlich weich, und dann nahm der Vater seinen Sohn und fuhr mit ihm heim Seitdem hat Alfred nie wieder die Schule geschwänzt und auch nie wieder das Verlangen gehabt, allein in Lie weite Welt zu wandern. Ein Urteil der Kaiserin Elisabeth von Oesterreich aber die Frauen findet sich in den „Tagebuchblüttern" aon Christomanns Die Kaiserin sagte: „Jedes junge Mädchen vergreist sich wenigstens einmal im Leben, ohne daß sie es weig, wenn sie es tut. Es ist eine Sache des Schicksals. Die Frauen leben ganz besonders unter dem Stern ihres Schicksals." Die „Frauencmancipation" war der Kaiserin, wie den meisten hochgeborenen Damen, unsympalhiich. „Frei sollen die Frauen sein," bemerkte sie gelegentlich — „sie sind oft würdiger es zu sein, als viele Männer." Aber was die sogenannte Bildung anbetrisft, !o bin ich dagegen. Je weniger die Frauen lernen, desto wertvoller sind sie: dann wissen sie alles aus sich selbst heraus Was sie lernen, lenkt sie eigentlich nur ab auf einen Abweg des Innern. In jenen Ländern, wo die Frauen wenig lernen, sind sie viel tiefere Wesen, als unsere Blaustrümpfe — Die Frauen sollen nicht da sein, um den Männern in ihren Geschäften zu Helsen, in dem sie ihnen Gedanken und Rat schläge soufflieren; sondern sie sollen durch ihre bloße Nähe Gedanken und Entschlüsse in den Männern wachrufen, die diese dann aus sich selbst zu schöpfen haben." Zweifellos das Nichtige. Vor etwa Jahren inie- rierte in Londoner Blättern ein Kaufmann, daß er rür sein Geschäft, welches er seit mehreren Jahren betreibe, einen Gehilfen, der jedoch an ein eingezogenss Leben ge wöhnt sein müße und mehrere Jahre seine letzte Stelle innegchabt haben solle, suche. — Hieraui bekain er von einem Spaßvogel die Antwort, daß er ein Subjekt wisse, das zweifellos geeignet sei, da es die gestellten Anforde rungen durchaus erfülle: der Mensch sei gefänglich .unge zogen worden und mehrere Jahre in Newgate seinem Ge fängnis) gesessen, habe seine letzte Stelle also Jahre rang nicht verändern können. H. N. Rätsel-Ecks. Wechsclrätsel. Mit a des jungen Baumes offne Wunde Als schützender Verband cs Leckt, Wer aber hilft, daß es mit c gesunde, Wenn tief darin der Dorn Les Schmerzes steckt? Aujlöiungen aus Icyter Rummel. R ä ts e l d i st i ch o n. Ariel Trier.