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Natürlich „Gut, ich gebe dir mein Wort, zu schweigen. Aber I nun sage mir auch, welchen Anteil du an Fräulein f Schmidt nimmst. Ich habe sie geliebt! Sie war — meine Braut!" - (Fortsetzung folgt.) antwortete Rehbach dumpf. hat mich geworden Ich weiß „fange jetzt nicht noch damit an! Rudolf vorhin mit seinen Vermutungen, was aus ihr sein könnte, schon zur Verzweiflung gebracht. es doch nicht, wo sie ist! Und —" „Aber Hans, rege dich doch nicht auf! „Mir? Gut natürlich. Obwohl oder weil ich alle Hände voll zu tun habe. Da ist nun noch dieser mysteriöse Mord bei eurem Winzerhaus dazugekommen. Du weißt doch schon, daß der Tote ein Neffe meines Klienten, des Barons Drewendt, ist?" „Ja, ja, alles weiß ich. Rudolf kann ja von nichts anderem mehr reden, und die Zeitungen können sich auch nicht genug tun in Vermutungen. Du erweisest mir wirk lich einen Gefallen, wenn du mich damit verschonst." „Gut, wie du willst. Sprechen wir also von etwas anderem, zum Beispiel von dieser hübschen Gouvernante deiner Nichten, die —" Rehbach legte sich beide Hände an die Ohren. „Ich bitte dich um Gottes willen," stammelte er, „Schwör' es mir! GibMir dein Wort, oder du treibst mich auch zum Selbstmord!" kannst du es nicht wissen. Aber ich weiß es leider. Soeben teilte mir Untersuchungsrichter Dehmler mit, daß man bei der Talbrücke ihre Leiche aufgefischt hat . . ." Er konnte nicht vollenden. Nehbach war mit einem Satz in die Höhe gefahren und rief, seinen Arm um klammernd: „Ihre —Leiche? Ihre Leiche, sagst du?" Sein Gesicht war fahl wie das eines Toten, seine Augen glühten. „Ja, das heißt, Dehmler nimmt es an. Natürlich muß sie erst identifiziert werden. Das Gesicht soll bis zur Unkenntlichkeit zertrümmert sein; die Oberkleider fehlen, was unzweifelhaft auf Raubmord hinweist. Aber die Größe stimmt, das Alter, das schöne blonde Haar — aber was tust du denn, Hans? Wo willst du hin?" unter brach er sich, als Rehbach aus dem Bett sprang und sich mit fieberhafter Eile anzukleiden begann. „Was sonst als fortgehen! Weißt du, wo die . . » die Leiche ist? Ich muß sie unbedingt sehen!" „Man hat sie vermutlich nach dem Schauhaus ge schafft wie alle gewaltsam aus dem Leben Geschiedenen. Aber warum mußt du sie sehen, Hans? Was ist dir über haupt? Du zitterst ja am ganzen Leibe?" „Frage nicht! Wenn du je mein Freund warst, so frage mich jetzt um nichts." Dr. Hollys Gesicht war plötzlich sehr ernst geworden. „Doch," sagte er dann entschlossen, „eben weil ich dein Freund bin, muß ich fragen! Du bist von Sinnen, Hans! Du willst vielleicht etwas sehr Unbesonnenes tun. über dem Tode dieses Mädchens liegt völliges Dunkel. Noch weiß niemand, durch wessen Hand sie gefallen ist —" „Ich weiß es!" rief Rehbach selbstvergessen. „Wenn sie es ist, dann hat sie sich selbst getötet. O, ich ahnte es ja! Es gibt gar keine andere Möglichkeit!" „Selbstmord ist sehr unwahrscheinlich," warf Holly ein, „da doch das Gesicht zertrümmert sein soll!" „Zufall! Die wilden Wasserstrudel an der Talbrüüe werden sie an eins der Wehre geschleudert haben." Plötzlich schlug er die Hände vor das Gesicht und brach in leidenschaftliches Schluchzen aus. „O, Jela! So zu enden! Warum—" Hollys Hand legte sich schwer auf seinen Arm. „Hans — ich, dein Freund, frage dich, was all dies zu bedeuten hat? Was weißt du über Fräulein Schmidts Tod und warum weinst du so verzweifelt?" Rehbach starrte ihn verwirrt an. Und allmählich kam ihm zum Bewußtsein, was er durch fein Benehmen ver raten hatte. In tödlicher Angst preßte er des Freundes Hand. „Schwöre mir, daß das, was ich eben sagte, zwischen uns beiden begraben bleibt!" „Hans!" 1 Jungen und den Seinen überhaupt keine Spur mehr » finden. Jetzt aber, wo Adolfs unerwartetes Ende wie eine I Schicksalsmahnung vor mir steht, möchte ich die Sache I doch nach Möglichkeit beschleunigen. Auch Valentin oder I Melanie können am Ende sterben. Dann würde das ganze ; Drewendtsche Erbe dem Fiskus anheimfallen. Sie nannten - vorhin den Namen eines Detektivs, den Sie für besonders l scharfsinnig halten." . , , „Ja, Paul Fernau." ; „Was ist er für ein Mensch?" „Der klügste Kopf, den ich kenne, dabei ein selten r lauterer Charakter. Er entstammt einer angesehenen I Hamburger Familie und genoß eine vorzügliche Bildung, ; war aber immer ein sehr selbständig denkender Kopf, was » bekanntlich in den meisten Stellungen heutzutage von übel l ist. Dies zeigte sich auch bei Fernau, als er, dessen Vater > ein hoher Polizeibeamter war, sich aus reiner Liebhaberei ü den Beruf eines Detektivs wählte und in den Staatsdienst ' trat. Er fühlte sich fehr bald überall gehemmt und geriet I in Differenzen mit seinen Vorgesetzten. Da sein Vater um l diese Zeit starb und er einiges Vermögen besaß, entschloß ! er sich, den Staatsdienst aufzugeben und ein vornehmes ! Detektivinstitut zu gründen. Mit dieser Idee kam er nach I Berlin. Soviel ich beurteilen kann — und wir haben schon I ein paarmal zusammen gearbeitet — ist ihm dies auch ge- ! lungen. Sein auf reellster Grundlage ruhendes Unter- ! nehmen, das sich nur mit wirklich ernsten Fällen befaßt, i wissenschaftlich arbeitet und jede kleinliche Privatschnüffe- > lei von vornherein ablehnt, genießt heute schon einen » großen Ruf und wird auch von der Behörde achtungsvoll » genannt. Ich weiß sogar Fälle, wo der Untersuchungs- I richter Herrn Fernau persönlich zu Rate zog, um seines » unvergleichlichen Scharfsinns willen." „Und Sie glauben, daß er in unserem Falle diskret , vorgehen würde?" „Unbedingt! Gerade seine diskrete Art, zu arbeiten, ; Hal seinen Rus mitbegründen Helsen." „Dann bitte, engagieren Sie ihn für meine Sache, und i zwar so bald als möglich." „Ich werde trachten, ihn noch heute abend zu treffen." ; Viertes Kapitel. „Ja, was treibst du denn, Hans? Du und krank! I Soeben teilte es mir dein Bruder, den ich zufällig traf, » mit und ich wollte es zuerst nächt glauben! Ein Mensch » wie du, der mit seiner unverwüstlichen Gesundheit förm- i lich prahlte! Was fehlt dir denn nur?" Dr. Holly, der endlich am Vormittag des zweiten » Tages nach dem Verbrechen im Rosenhoser Park Zett gc- » sunden hatte, sich nach seinem Freund umzusehen, zog sich » einen Stuhl an Rehbachs Bett heran und sah den jungen I Mann halb lachend, halb besorgt an. » „Wirklich, du siehst ganz blaß aus! Hast du > Schmerzen?" „Nein. Ich fühle mich nur müde und zerschlagen. I Wahrscheinlich eine Influenza," lautete die ziemlich ver- , drossene Antwort. Rehbach schien überhaupt nicht sehr entzückt von Dr. Hollys Besuch. „Was sagt denn der Arzt?" „Ich habe gar keinen gefragt." „Aber, Hans! Das ist doch . . ." „Ich bitte dich, fange mir nur nicht auch damit an i wie Rudolf! Ich vertrage das wirklich nicht. In ein I paar Tagen ist alles wieder gut. Um mich braucht sich ! wirklich kein Mensch aufzuregen." Dr. Holly machte große Augen bei dem gereizten Ton, I den er an dem stets liebenswürdigen Freunde so gar nicht i gewöhnt war. Nach einer Pause fragte er, sich umsehendr „Wer ! pflegt dich denn eigentlich? Wo ist Knauer? Draußen I öffnete mir eine fremde Frau." „Es ist die Wirtschafterin. Knauer habe ich heu<e i morgen sortgejagt." „Was — Knauer? Den du so lange hattest und I immer lobtest?" „Ach was, der Kerl trank seit jeher meinen Wein und » rauchte meine Zigarren. War - überhaupt ein frecher » Schlingel. Sprechen wir nicht mehr von ihm. Wie