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AEsv Nttö Oflug Ruhlsdorfer Gchweinestatte. Unsere deutsche Schiveinehaltuirg war aus falschen We^en! So kann man erfreulicherweise heute sagen, statt sagen zn müssen, sie ist immer noch auf falschen Wegen. Wir hatten in Deutschland unser Hausschwein in wen letzten Jahrzehnten verweichlicht, wir hatten diesem immer uoch mit der Wildschweinnatur verbundenen Tiere Da seinsbedingungen geboten, wie sie wahrscheinlich auch das mißhandelte Nin-d auf die Dauer nicht mehr ertragen wird, wir haben ganz vergessen, daß unsere zuverlässigsten heimischen Schläge von nichts anderem als einem Wald tiere, dem Wildschwein, abstammen. Dumpfige, dunstige Ställe, mit dabei viel zu kaltem Stallbodcn, das waren die Hauptfehler- -er , Anlage. Wir bauten unseren Schweinen Wohnpaläste, aus Stein und Eisen und Zement, und verlachten die Warnung eines -unserer besten landwirtschaftlichen Praktiker, der -uns zurief, daß Stein, Zement und Eisen das geeignete Material für Eiscnbahn- und Brückenbauten, aber niemals für Schweineställe sei. Endlich, als die Aufzugsverlrrste, die für den kleinen Mann genau so schmerzlich wurden wie für den Großzüchter, sich zu empfindlich Meldeten, kam die Umkehr. Da begann mau erstaunt in die anderen Schweinezuchtgebiete umzu- fchancn, wo man unter den für unsere Anschauungen er staunlich geringsten Aufwendungen Massen von Schweinen bei voller Gesundheit hochbrachte, und fragte sich endlich, ob wir das nicht auch könnten, was unverbildete russische, bulgarische und serbische Bauern mit den einfachsten Mitteln erreichten, Im Anfänge, der nun schon eine gute Reihe von Jahren zurückliegt, gab es natürlich ein großes Hallo, als einige fortschrittliche Landwirte ihre Schweine als halbwilde Tiere auf der Weide mit ganz geringen Deckungen durch Erd- und Laubhütten zn halten be gannen. Natürlich waren bei den an solche Abhärtung nicht gewöhnten Schlägen anfangs die Verluste auch ziem lich groß, viel größer verhältnismäßig als bei der bis herigen verweichlichenden Stallhaltung. Aber das war nur ein Übergang. Obwohl man bei der Auswahl der Schläge nicht immer vorsichtig Verfahren war, sondern meist die Tiere so genommen hatte, wie inan sie Vorsand, d. h. also ursprüngliche Landschweine und ursprüngliche „Edelschweine" wie auch ihre mannigfachen Kreuzungen und Vermischungen, erzielte man ziemlich schnell wider standsfähige Stämme, für welche alles das täglich in den Zeitungen an Melonngen über nicht abwißende Schwcinc- senchen zu lesende Elend nicht mehr vorhanden zu sein scheint. Immerhin war man Wohl zu einseitig vorgcgangen. Das -wirkliche Heil ist sehr wahrscheinlich auf einem dop pelten Wege zu erreichen. Man muß einerseits dafür sorgen, daß wir unverweichlichte, ihrer natürlichen Lebens weise nicht entfremoete Schwcineschläge bekommen und Gehabten, und man muß andererseits diese Schläge so halten, daß sie nicht erneut verweichlicht und gegen jede Seuche widerstandsunfähig werden. Hierfür aber ist der sogenannte „moderne" Schweiuestall, dieses „Palais ans Stein, Eisen und Zement", Gift. Die Versuchswirtschaft für Schweinehaltung in Nuhlsdorf (Kreis Teltow) in her^Mark Brandenburg, welche gegenwärtig durchschnitt lich. 300 Schweine in verschieden gebauten Ställen zur ständigen Beobachtung erhält, verfügt zwar auch über solche „modernen" Ställe aus jenem Material, von dein ein vorbildlicher Landwirt gesagt hat, daß sie sich für Brücken- und Eisenbahnbautcn, aber nicht für Schwcine- ställe eignen, aber solche Ställe hält sie nur zum Versuch. Sie verfügt nänrlich auch über ganz einfache, sozusagen behelfsmäßig anmuteude Ställe, deren ganzer Oberbau aus aufgctrennten Kiescrnstangcu hcrgestcllt ist, wie -unsere Abbildung sie zeigt. Solche Stallungen hätte man noch vor anderthalb Jahrzehnten als nur für arme Leute -und für nicht hochkultivierte Länder geeignet abgclchnt. Heute sind wir Deutschen in unserer Mehrheit arme Leuts geworden und müssen uns danach richten, und was den äußeren Eindruck dieser Ställe betrifft, so kann man sie selbstverständlich mit einiger Mühe etwas schmucker Her stellen, ohne daß sie viel teurer zu werden brauchen, aber die Hauptsache ist -doch, daß diese nach den Angaben der „Vereinigung deutscher Schweinezüchter" erbauten Ställe «in ihrer Brauchbarkeit nicht zn übertreffen sind. Der ge- sancte Oberbau besteht, wie gesagt, aus auf-getrennten Mescrnstangcn. Als Stalldecke sind Kicskrnstangen ver wendet, die mit Stroh belegt find und daher im Sommer eine kühle, im Winter eine wärmende Bedeckung bilden, über -der ein weit nach unten gehendes Dach aus Rohr errichtet ist. Durch gespaltene Kiesernstangen ist der Stall in zwei Reihen Buchten geteilt. Ein nach ähnlichen Grundsätzen auf die Angaben von v. Lochow-Petkus hin «errichteter Abferkelstall hat nur eine innere Vuchtenreihe, aber überall nach Süden gehende Auslaufbuchten, zn denen die Tiere überall jederzeit Zutritt haben. Unser Bild kann natürlich nur eine ungefähre äußere Ansicht solcher «fortschrittlicher Schweincställe geben, wobei, wie gesagt, die Möglichkeit, das Ganze immerhin etwas anmutender gn gestalten, jedem offen bleibt. Wer sich selbst einen isolchen Stall errichten will, der möge sich den genauen Bauplan von der Vcrsnchswirtschaft für Schweinehaltung Ur Nuhlsdorf (Kreis Teltow), Mark Brandenburg, welche tbn den Züchtern zur Verfügung stellt, selbst kommen lassem Rheinische Kalibluizuchi. Tkotz aller Fortschritte auf dem Gebiete des land-, Wirtschaftlichen Maschinenwesens besteht keine Aussicht,« daß wir in absehbarer Zeit das Arbeitspferd werden ent behren können. Zumal für Rübenbau und Tiefkultur be«! dürfen wir eines schweren Pferdes, das früher fast aus schließlich fremdländischen Ursprungs war, während sich dann die deutschen Kaltblutzüchter erfolgreich bemüht Haben, unsere Einfuhr in dieser Beziehung ebenso aus« -zuschalten, wie cs den W-armblutzüchter-n gelungen war. Anläßlich -der jetzt die Wirtschaftspolitik beherrschenden Kämpfe um den Zolltarif, mit denen wir uns an dieser Stelle nicht zu befassen -haben, ist wieder viel die Rede von der deutschen Kaltblutzucht. Aber es begegnet eine»:, - -daß zuweilen selbst Berufslandwirte, die natürlich den Unterschied zwischen Kalt, und Warmblutzucht genau kennen, mit dem Worte nichts anzufangen wissen. In der j Tat ist das Wort sehr wenig glücklich gewählt. Es ist von dem berühmten Tierzüchter Hermann von Nathnsius- Hmldisüurg aus der amerikanischen Literatur übernommen' worden und bezeichnet das schwere Pferd im Gegensatz zum lebhaften „edlen" Warmblüter. (Dieses „edel" ist auch ein verfehlter Ausdruck. Ein gut durchgezüchtetes Leistungs- Pferd ist ebenso „edel", ob es nun schwer und bedächtig oder leicht und lebhaft ist.) Ta aber bei manchen Leuten- tatsächlich die Vorstellung erweckt wird, als sollte nicht, das Temperament, sondern die Blutwärme bezeichnet werden, während doch -das schwere Pferd selbstverständlich genau so warmes Blut hat wie das leichte, so hat man wiederholt den Versuch gemacht, den schlechtpasscuden! Namen zu ersetzen, z. B. den Kaltblüter üls Schrittpserd! und den Warmblüter als Laufpferd zu bezeichnen. Diese« Ausdrücke, die ebenfalls von einem Nathusius (S. von Nathusius-Halle) vorgsschlagen Worden sind, haben die beste Aussicht, sich einzubürgern, und sollten möglichst all gemein angewendet werden. Das Rheinische Pferd, von -welchem wir hier eine Mutterstute mit Fohlen abbilden, ist ein im Rheinlands mit dem glänzendsten Erfolgs gezüchtetes Schrittpfcrd belgischen Schlages. Die rheinischen Pferdezüchter hoffen, das; es ihnen möglich sein wird, ihre auf so stattliche Höhe gebrachten Zuchten auch weiter durchzuhaltcn, und hierum wie überhaupt um das Schicksal der Zucht des schweren deutschen Schrittpfcrdcs handelt es sich bei den Zolltarif- kämpfen, über welche der Leser im politischen Teile unserer Zeituirg auf dem lausenden gehalten wird. / BsfestLgung des Tranksimers. Die Verbesserung, dis wir hier im Bilde verführen, ist sehr einfach, so daß -man sich nur wundern muß, daß sie nicht schon viel mehr Verbreitung gefunden hat, denn wieviel Ärger hat nicht schon manchem von uns der Tränk eimer verursacht! Wie oft ist er samt dem kostbaren Trank umgestoßen worden, wie oft schon haben ihn Pferde zertreten. Es gibt Pferde, die es darauf abgesehen zu haben scheinen, den Eimer umzuwerfen, die sich ein Vergnügen aus diesem schlechten Streich zu machen scheinen. Man müßte also bei ihnen stehcnbleiben, bis sie den Eimer geleert haben. Aber da gibt cs auch Tiere, dis berühren den Trank nicht, solange man dabeistcht, und außerdem ist nm die Fütterungszeiten im Stalle mehr zu tun. Da hilft nun dieses einfache Mittel. Man befestigt an der Krippcnwand, oder wenn es an dieser nicht angängig ist, in der Ecke an der Stallman- oder an dem Boxenverschlag eine Lse, die etwas höher kommt als der obere Enner- rand. Ist dis Wan- von Stein, so wird dis Oss in ein vorher ausgestemmtes Loch eingcgipst, ist sie von Holz, so nimmt man eine Schraube und bohrt sie ein. In de» Eimerbügel kommt ein Haken, der natürlich nicht aus dünnem Draht gebogen, sondern kräftig sein muß. und beim Gebrauch wird -er Haken in die Oso an der Wan- eingehängt. Nun soll das Pferd versuchen, nach lieber Gewohnheit den Enner umzuwerfcu und nachher darauf herumzutretenl Am besten ist die Anbringung an der auf unserer Zeichnung angegebenen Stelle, falls die Wan unter der Krippe etwas zurückweicht, weil dort der Eimer ttm besten dagegen geschützt t'st, daß das Pferd in ihn Hineintritt, r' " '' i Holländische Gialleinrichümg. ? . Wenn Reisende nach einer Hollandfahrt erzählen, daß dort das Vieh beinahe so behaglich eingerichtet wohnt, wie die Menschen, daß sie Ställe gesehen haben, welche saubere Weiße Gardinen an den Fenstern und sogar blühende Blumentöpfe vor denselben stehen hatten, so werden sie gewöhnlich als arge Aufschneider und Märchen dichter betrachtet. Und doch ist etwas Wahres daran. In Holland treibt die Blumenliebhaberei manche Besitzers, frau so weit, daß diese sogar die Stallseuster mit einigen Töpfen Geranien und Fuchsien besetzt. Ob dem Vieh da mit eine große Freude bereitet wird oder ob dieses nicht zufriedener wäre, wenn es diese Blumen mit dem Maule statt mit den Augen genießen dürfte, braucht man nicht zu fragen. Auch die Sache mit den weißen Gardinen hat ihre Richtigkeit. Nur darf man sich nicht vorstellen, daß in ganz Holland die Kuhställe mit Fcnstervorhängen versehen wären. Aber in einzelnen Seebädern und manchen nahe den Städten gelegenen Molkereien kommt das wirklich vor, und dem Fremden fallen solche Stallgardinen natür lich und mit Recht sehr auf. Er berichtet davon überall und trägt so dazu bei, den Ruhm der sprichwörtlichen holländischen Sauberkeit und Behäbigkeit zu verbreiten. Insofern sind diese Gardinen nicht einmal eine ganz über flüssige Luxuseinrichiung, sondern sie machen dem be treffenden Stalle und der gesamten holländischen Milch wirtschaft Reklame. Denn selbstverständlich sind Weiße Gardinen im Stalle nur bei ganz besonders sorgfältiger Sauberhaltung möglich. Diese ist in der Latin Holland all gemein vorbildlich, und daher wird sehr oft die Frage gestellt, wie denn die Gesamtcinrichtung -er holländischen Milchvichställc beschaffen ist. Das erste, was unseren Lesern auf dem hier wieder- gegebenen Bilde eines gewöhnlichen holländischen Stalles aussällt, ist der breite und tiefe Kanal, welcher unmittelbar hinter den auffallend kurzen Ständen der Kühe sich öffnet. Diese Jauchcnrinne (auch Grupe oder Schleuste genannt) ist einen halben Meter breit und beinahe ebenso tief mit Gefälle nach einer Seite hin. Sie ist für gewöhnlich nicht etwa verdeckt, wie man ja überhaupt verdeckte Kanäle im neuzeitlich eingerichteten Stalle der schlechten Möglichkeit der Reinigung und der Rattengefahr halber vermeidet, sondern er ist offen und nimmt mit einer starken und regel mästig erneuerten Streuschttttuug dis Ausscheidungen des Viehs unmittelbar auf. Da dieses seine Lagerstatt nie mals verunreinigt, so ist die Einrichtung vom gesundheit lichen Standpunkte aus für die keimfreie Erhaltung der Milch ziveifellos sehr beachtenswert. Sie hat daher auch viele Lobredner gesundem Auch in deutschen Mustcrställen ist sie nachgebaut worden, doch hat sie sich hier keineswegs überall bewährt. Es mag sein, dast unser Vieh unruhiger ist und öfter einmal zurücktritt als das niederländische./ Die Folgen aber, die eintreten, wenn ein Stück Vieh un glücklich mit den Hinterbeinen in die Tiefrinne ausgleitet,- können verhängnisvoll sein. Das milchwirtschaftliche Institut der Landwirtschaftlichen Hochschule Weihenstephan hat für deutsche Verhältnisse in seinem Lehrstall eine Ver besserung dieses holländischen Vorbildes cingeführt, indem es statt der tiefen Schleuße oder Grupe nur eine zwar auch etwa einen halben Meter breite, aber nur 15 Zenti meter tiefe Kotstufe angebracht hat, hinter der sich danw eine schmale Jauchesammel- und -abflußrinne befindet.« Das empfiehlt sich mehr für unsere Verhältnisse. Bemerkenswert ist übrigens an unserer Abbildung- auch die tiefstehende Futterkrippe, die selbstverständlich iu vielen holländischen Ställen nicht durchgehend, sondern in Abteilungen zur Einzelfütterung eingerichtet ist, was immer vorzuziehen ist, nicht nur wegen der Möglichkeit der genauen Futtcrabtrennung und der Beobachtung des Futterverbrauches, sondern auch wegen der Verminderung der Übertragung von ansteckenden Krankheiten. Viele holländischen Ställe sind innen völlig mit weißen glasierten Wandfliesen ausgelcgt, was den sauberen Ein druck nicht nur den; Augenschein nach erhöht, sondern auch die Reinhaltung tatsächlich sehr erleichtert. Dagegen findet man in Holland immer noch als Unterlage der Vichställe häufig den veralteten Tennensußboden, der durch Einstampfung von Lehm hergestellt wird, und der in Deutschland meist schon durch bessere Stallfußböden über holt worden ist und nur noch für Schafställe bei «ns ver wendet wird, für die er sich noch am ehesten eignet,