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Nr. 104 PAPIER-ZEITUNG 3853 Die belegten Tafeln werden in Lattengestelle flach gelegt oder etwas schräg aufgestellt. Nach dem Trocknen lösen sich die Bogen meist selbst vom Glase ab, wenn nicht, so muss mit einem dünnen Messer am Rande der Anfang zum Ablösen gemacht werden, worauf der Bogen von selbst abgeht. Wenn auf diese Weise das Papier vom Glase entfernt ist, so kann eine solche Tafel, ohne vorher gewaschen oder geputzt zu werden, sofort mit Galle oder dergl. abgerieben und wieder belegt werden. Es giebt noch ein Verfahren, welches etwas mehr Uebung erfordert, aber die Fabrikation insofern vereinfacht, als das Papier dabei nicht mit Gelatinelösung überstrichen, sondern lediglich gut angefeuchtet wird. Bei diesem Verfahren werden z. B. 5 kg Gelatine eine Nacht in reichlicher Menge kalten Wassers geweicht, das Wasser dann abgegossen und eine Lösung hergestellt, welche bei 25 0 R. mit dem in Bild 87 skizzirten Aräometer gemessen 7 bis 8 Grad dick ist. Manche setzen dann noch 15 bis 20 g Oxalsäure in Wasser gelöst und eine geringe Menge Alkohol zu. Von letzterwähntem Zusatz rathe ich ab, weil Alkohol alle thierischen ßestandtheile, somit auch Leim und Gelatine zusammenzieht. Besser ist etwas Formaldehyd, welches der Lösung, während sie noch heiss ist, beigemischt wird. Die in der beschriebenen Weise gereinigten und ein geriebenen Glastafeln werden vorher an den beiden Seiten rändern mit einem Streifen Pergamentpapier beklebt und dann die Gelatinelösung im Tröge B auf die in diesem Falle etwas schräg liegende Tafel gegossen, dann wird die Tafel etwas hin und her geschwenkt, damit die Lösung möglichst gleich mässig auf dem Glase vertheilt wird. Wenn dies geschehen ist, legt man die Tafel flach auf das waagrechte Brett im Kasten B, und nun wird der gefeuchtete Bogen mit der farbigen oder bedruckten Seite in ähnlicher Weise, nur mit mehr Vor sicht, damit sich keine Blasen bilden, auf die Gelatineschicht, die inzwischen etwas fest geworden ist, gelegt. Wenn vor her mit Blumen- oder andern Mustern geprägte, einmal mit Gelatinelösung bestrichene und wie anfangs erwähnt im Kasten A erweichte Goldpapierbogen auf mit Gelatine übergossene Glas tafeln gezogen werden, und die aufgegossene Gelatine mit Anilinlösung angefärbt ist, so wird die Gelatineschicht an der Oberfläche dieser Bogen ebenso glatt wie bei nicht geprägtem Papier, aber in den Vertiefungen des eingeprägten Musters ist diese Schicht entsprechend dicker als an den hohen Stellen, dadurch erscheinen die tieferen Stellen satter gefärbt und zeigen weniger vom Goldstrich als die hohen helleren Stellen. Mit nicht geprägtem Papier erreicht man ähnliche Wir kungen, wenn man die Goldpapierbogen z. B. mit Blumen mustern in röthlicher Bronze bedruckt und roth gefärbte Gelatine zum Auflegen verwendet. Die Wirkung ist aber ge ringer wie bei geprägtem Papier. Fortsetzung folgt Zellstoff brutto für netto Wir haben mit einer Zellstoffabrik einen Abschluss auf la gebt. Zellstoff zum Preise von 29 M. Diese Fabrik verpackt ihren Zellstoff mit gewöhnlichem, sehr beschwertem Packpapier, welches sie zum Zellstoffpreise berechnet. Sind wir nun, wenn wir brutto für netto gekauft haben, verpflichtet, diese Verpackung zu bezahlen, oder können2 wir nicht vielmehr verlangen, dass die Zellstofffabrik ihre Rollen statt mit Packpapier mit einem der gekauften Waare an nähernd gleichwerthigen Packzellstoff verpackt, wie dies auch die anderen Fabriken thun? Papierfabrik Die Bedingung »brutto für netto« bedeutet, dass die Ver packung ebenso bezahlt wird wie die Waare selbst. Damit ist nicht gesagt, dass der Packstoff annähernd so werthvoll sein muss wie die Waare. Die Verpackung des theuren gebleichten Zellstoffs in Packpapier sichert tadellose Ankunft des Stoffes besser als die häufig übliche Verpackung in Bogen unge leimten Ill.a Zellstoffs. Beanstandung wäre nur berechtigt, wenn die Verpackung im Verhältniss zur Waare zu viel wöge, also unnöthig viel Packpapier benutzt wäre. Es empfiehlt sich beim Abschluss mit einem neuen Lieferer dessen Packungs weise zu erfragen. Konvention Sind Fabrikanten, die einer Konvention sich angeschlossen und die von dem Verband festgesetzten Preise und Bedingungen ihren Abnehmern als für fernere Verkäufe maassgebend mitgetheilt haben, berechtigt,: einzelnen grösseren Abnehmern Ausnahmepreise oder be sondere Rabattvergütungen zu gewähren? War der Fabrikant — falls diese Begünstigung auf einer besonderen Vereinbarung der Kon ventions-Mitglieder beruht — nicht verpflichtet, diese Bestimmung in die Konventions-Bedingungen mit aufzunehmen und damit der irrigen Auffassung, die Preise hätten einheitliche Geltung für alle Abnehmer, vorzubeugen? Wenn, wie ich bezweifle, diese Ausnahme gestattet war, dann konnte m. E. wohl kaum von einer »Konvention« im rich tigen Sinne des Wortes die Rede sein? Ich füge ein Exemplar der Konventions-Bedingungen bei. X. Die Frage lässt sich nicht allgemein beantworten, da es Konventionen oder Verbände der verschiedensten Art giebt. Im Allgemeinen ist es üblich, dass bei festen Verbänden auch diejenigen Vorzugs-Bedingungen vereinbart und den Kunden mitgetheilt werden, welche von den Verbands-Mitgliedern grösseren Abnehmern bewilligt werden dürfen; in solchen Fällen pflegen auch diese Vergünstigungen unter den Kon ventions-Bedingungen aufgezählt zu werden. Ausfuhr-Erschwerung Aus London Auf Ihre Bemerkungen unter gleicher Ueberschrift in Nr. 99 Seite 8674 erwidere ich, dass Sie den Wagen vor die Pferde zu spannen scheinen. Die deutsche Presse ist gewiss, so hoffe ich, un bestechlich, aber sie beeinflusst unbestreitbar das deutsche Volk in seinen Sympathien, und der angeborene Patriotismus des Volkes ist nur zu leicht für solche Kost geneigt, wie sie ihm seit einigen Jahren seitens der Presse geboten wird. Man verlangt immer mehr davon. Die Zeitungen verkaufen sich so besser, die Nation und die Industrie muss aber schliesslich darunter leiden, und ich meine, es sollte einer ernstlichen Vereinigung von Interessenten möglich sein, weiteres Un heil zu vermeiden. Wenn, wie Sie annehmen, die Wahrheit in der Mitte liegt, dann ist die ganze Agitation, welche unzweifelhaft durch die Presse ins Leben gerufen ist, krimineller Blödsinn, denn dann gleichen sich die Beschuldigungen aus und zerfallen zu Nichts. Vertreter deutscher Papierfabriken Packpapier-Grosshandel eines Waarenhauses Aus Frankfurt a. M. Ein Berliner Waarenhaus versendet einliegende Preisliste auch an seine hiesigen Lieferanten. Es empfiehlt darin Papier und Schreib- waaren, Kontobücher und Drucksachen aller Art, auch Packpapiere. Im Papier-Geschäftszweige werden die Waarenhäuser wohl nur dem Kleinhandel Abbruch thun können, dessen Umsatz jedoch nicht nennenswerth ist. Mit den grösseren Verbrauchern können Waaren häuser nicht arbeiten, solange sie nicht aufs »Stadtreisen« einge richtet sind. Trotzdem habe ich mich mit einigen Fachgenossen hier über besprochen und die Ueberzeugung gewonnen, dass es am hiesigen Platze nicht so weit wie in Berlin kommen wird. Die hiesigen Grosshändler würden gemeinsam vorgehen und jeden Fabri kanten aussperren, der nur den Versuch machte, sein Erzeugniss in solche Hände zu geben. Die Herren werden dann gern das kleinere Uebel wählen. Grosshändler Gefrieren und Anlaufen der Schaufenster Zu Nr. 102 Aus Leipzig Auch ich theile meine Erfahrungen mit. Bei starker Kälte habe ich das Zufrieren der Fenster durch Bestreichen mit gewöhnlichem Kochsalz verhindert und dadurch stets ein leidlich offenes Fenster gehabt. Luftöffnungen oben und unten verhindern ja zweifellos das Anlaufen, haben aber auch ihre bedenklichen Schattenseiten. Ein tretender Staub und Russ verderben nicht nur die Waare, sie geben dem Schaufenster auch hässliches Aussehen, abgesehen davon, dass die frei eintretende Kälte sich auch im Geschäftslokal nicht grade angenehm bemerkbar macht. Seit einiger Zeit benutze ich eine Fensterputzpomade »Prophetikon«, die nicht nur das Glas reinigt, sondern auch das Anlaufen verhindern soll. Bis.jetzt habe ich damit ein ganz gutes Ergebniss erzielt, und es dürfte der Mühe werth sein, es noch weiter zu probiren, umsomehr, als eine Büchse nur einige Pfennige kostet. Bezogen habe ich es von 0. R. Nicolai, Leipzig- Reudnitz, der es anpreist. S. Berliner Papier- und Schreibwaaren-Neuheiten Zu Weihnachten haben auch diesmal die Papierwaaren- Fabrikanten zur Bescheerung für die grossen und kleinen Kinder aufs Beste vorgesorgt. Da aber das Interesse der Kinder bei diesem Feste voransteht, so waren auch die Läden angefüllt mit Gegenständen, die zur Belehrung oder zum Spiel der Kleinen dienen. Das »geografische Lottospiel« führt die kleinen Erdenpdger mit Hilfe ihrer Nummernkarten über den ganzen Plan der Erde, während »das Deutsche Reich als Reisespiel« sie aufs Genaueste mit dem Vaterlande bekannt macht. Diese Land- und Erdkarten sind mit ausserordentlicher Sorgfalt ausgeführt und belehren die Kinder spielend über die Gestalt der Erde und der Länder mit all ihren grossen und