Volltext Seite (XML)
2968 PAPIER-ZEITUNG Nr. 79 redten Ausdruck. »Was Sie mir da über den grossen Nutzen der Antiqua-Schrift sagen«, liess er dem Interviewer durch seinen Dol metscher antworten, »klingt ja sehr schön und gut, aber ich und meine Landsleute haben eine geradezu entgegengesetzte Ansicht. Sehen Sie einmal diesen Buchstaben an, was bedeutet er? Schön, also ein g, d. h. einen stummen Laut. Was denken Sie sich bei dem g? Garnichts, nicht wahr? Denn erst, wenn das g in Verbindung mit anderen Buchstaben einen bestimmten Laut darstellt, gewinnt es Bedeutung, Sinn. Warum hat das g oben einen Punkt, warum unten eine Schleife? Sie wissen es nicht, und doch wollen Sie mir Ihre Schrift empfehlen? Sie werden begreifen, dass ich gewichtigere Gründe verlangen muss. Gerade was Sie als Vorzug preisen, dass man mit wenigen Buchstaben alles ausdrücken könne, halte ich für einen Nachtheil, denn schliesslich sind es ja, wie gesagt, nicht die Buchstaben, sondern ihre Zusammensetzung, die einen verständlichen Sinn ergeben. Und wieviele Buchstaben gebrauchen Sie oft, um eine einzige Sache zu beschreiben! Da lobe ich mir das Chinesische: jedes Wortbild bedeutet unabänderlich dieselbe Sache, Missverständ nisse oder gar falsche Rechtschreibung sind ausgeschlossen. Ich bin gewiss, dass Alle, die Chinesisch gelernt haben und noch lernen, dieselbe Auffassung von seinen Vorzügen haben, und ich glaube daher, diese Vorzüge werden allmälig so allgemein anerkannt, dass das Chinesische, welches ja heute schon von mehr Menschen ge sprochen wird als Deutsch und Englisch zusammengenommen, in gar- nicht ferner Zeit die allgemeine Weltsprache zu werden bestimmt ist.« Damit zog sich die gelbe Hoheit huldvoll zurück, und der Besucher erholte sich langsam von dem Staunen über das Gehörte, ow. Unterstützungskasse des deutschen Buchdrucker-Vereins. Am 1. Ok tober treten die Beschlüsse der Generalversammlung vom 29. Juni in Kraft, und der Beitrag zur Krankenzuschusskasse erhöht sich von 35 auf 45 Pf. die Woche. Demnach haben die bei zur Kasse steuernden Mitgliedern des D. B.-V. beschäftigten Gehilfen, welche allen drei Kassenzweigen angehören, die Woche 75 Pf, die selbstzahlenden da gegen 85 Pf. Beitrag die Woche zu leisten. Ferner wird die Karenz zeit bei der Krankenzuschusskasse von 4 auf 13 Wochen erhöht. Zum erstenmale wird der höhere Beitrag am Sonnabend, 5. Oktober, er hoben werden. Setzmaschinen in Deutschland. Eine neuerliche Erhebung über die in Deutschland arbeitenden Setzmaschinen hat ergeben, dass dieselben bereitseinehoheZahl erreicht haben. In 147 Städten haben275 Druckereien 550 Maschinen in Thätigkeit gesetzt und zwar 323 Linotype, 209 Typo graph, 19 Monoline und 9 Thorne. Nachdem die Zeilengiessmaschinen Eingang gefunden und sich bewährt haben, dürfte die Thorne sich kaum noch ausdehnen, da diese bekanntlich eine »Setzmaschine ist, für welche Schrift vorhanden sein muss. Aus der Statistik geht ferner hervor, dass an den 550 Maschinen zusammen 816 Setzer beschäftigt wurden, was darin seinen Grund hat, dass an vielen Maschinen — namentlich beim Zeitungssatz — Schichtwechsel eingeführt ist. 722 Setzer arbeiteten im Wochenlohn, 83 im Berechnen, und bei 11 war die Art der Entlohnung unbekannt, -s- Wieder ein neues Zurichte-Verfahren Kaum ist die Kunde von Dr. Albert’s Relief- und M. Deth- lefl’s Zuriehte-Verfahren verklungen, so kommt schon wieder die Nachricht von einer solchen Erfindung. Diesmal ist Leipzig die Geburtsstätte. Einige dortige Druckerei - Fachleute haben einen neuen Gedanken ausgeklügelt, erprobt und zum Patent angemeldet. Die Neuerung hat den Namen »Mechanisches Harz-Verfahren« erhalten. Die Anwendungsweise ist folgende: Nachdem das Klischee, gleichviel welcher Art, so unterlegt und justirt ist, dass es in allen Theilen ausdruckt, wird ein Abzug auf gewöhnliches Papier gemacht, satinirtes Papier ist dabei vorzuziehen. Auf diesen Abzug wird eine harzhaltige Farbe, von eigenthümlicher Zusammensetzung, mittels Pinsels auf diejenigen Stellen aufgetragen, welche dunkel erscheinen sollen, man erreicht auf diese Art dasselbe wie bei der Hand- Zurichtung durch Ueberkleben. Nachdem dies geschehen, wird die mit der Farbe auf getragene Seite kurze Zeit über eine Gasflamme gehalten und hierdurch das Einbrennen der Farbe bewirkt. Jetzt können diejenigen Theile des Bildes, die ganz heil bleiben sollen, herausgeschnitten werden, und die Zurichtung ist zum Auf kleben auf den Druckzylinder oder auf den Tiegel fertig. In einer am 11. September von der »Typographischen Gesellschaft in Leipzig« abgehaltenen Versammlung berichtete Herr F. Burger über dies neue Zurichte-Verfahren. Die Er finder waren zugegen. An Hand vieler Abdrücke von ver schiedenartigen Klischees wurde das neue Verfahren gezeigt und fand wegen seiner verblüffenden Einfachheit vollen Beifall. Nicht nur kleine Holzschnitte, sondern grosse, aus der »Illustrirten Zeitung« stammende, nach dem neuen Verfahren zugerichtete Abbildungen wurden gezeigt, und eine Gegen überstellung derselben Klischees, welche durch Handausschnitt zugerichtet waren, drängte jedem Anwesenden die Ueber- zeugang auf, dass dies Verfahren Freunde finden wird. Die Erfahrung wird lehren, welches von den neuen Zurichte - Verfahren das Feld dauernd behaupten und sich ein führen wird. M. Aetzungen und Autotypien von Heitmann & Pretzsch in Leipzig, Gtutenbergstr. 7. Wir erhielten von obiger Firma ein Heft mit zehn Blatt Strichätzungen, Halbtonätzungen, Autotypien in Zink und Kupfer, sowohl naeh fotografischen Naturaufnahmen wie nach Tuschätzungen und farbigen Bildern. Die Abdrücke, auf starkem gestrichenem Karton mit Hochglanz und unter Verwendung bester Hostmann’scher Illustrationsfarbe hergestellt, sind ohne Ausnahme vorzüglich. Von besonderer Zartheit ist eine Aetzung nach der Fotografie einer Büste und eine verkleinerte Architektur - Aufnahme auf dem vorletzten Blatte. Ein hübscher Umschlag, dessen Titelzeichnung verkleinert auf den Briefköpfen der Firma wiederkehrt, umgiebt das Ganze in gefälliger Weise. Das Heft empfiehlt seine Herstellerin. Kostbarer Einband. In dem bekannten Schatzhause des Londoner Tower, welches die britischen Kroninsignien sowie zahlreiche Kostbar keiten der englischen Königsfamilie birgt, befindet sich auch ein Gebetbuch, welches vollständig in Gold gebunden ist: aus massivem Golde sind die mit Scharnier versehenen Deckel, der Rücken, ja selbst die Heftfäden, während das Schloss aus zwei riesigen Rubinen gebildet wird, welche durch vier goldene Klammern zusammengehalten werden. Das Buch ist durch seinen Einband so schwer geworden, dass es seinem Zwecke — es sollte der jeweils regierenden Königin zur Andacht dienen — nie entsprechen konnte, sondern nun bereits seit Jahrhunderten ein Schaustück bildet, mc. Eine Graphische Vereinigung in Offenbach a. M. wurde in einer am Mittwoch, 25. September, stattgehabten, zahlreich besuchten Ver sammlung gegründet. Damit die neue Vereinigung möglichst all gemein werde, sollen zu der am Freitag, 4. Oktober, stattfindenden weiteren Versammlung auch die Lithografen eingeladen werden. In den Vorstand wurden einstweilen vier Herren berufen, denen die Ausarbeitung der Satzungen usw. obliegt. CI. Büchertisch Engagements-Bedingungen und Geschäftsregeln für das Kontor- Personal. Herausgegeben vom Neuen Verein für deutsche Litteratur, A. Bolm, Berlin, Belle-Allianceplatz 22. Dritte Auflage. Ladenpreis 3 M. Diese kleine Schrift im Umfange von nur acht Oktav-Seiten, deren Inhalt auf BOjähriger Erfahrung beruht, bietet für die Inhaber von Handlungshäusern, Fabriken, Buchhandlungen, besonders Reise buchhandlungen, einen verlässlichen Anhalt und erspart ihnen bei Befolgung der gegebenen Anweisungen viele Unannehmlichkeiten und Aerger mit ihrem Personal. Die »Engagements - Bedingungen« geben für das Verhalten des ganzen Personals bestimmte Anweisungen, sie regeln die Reihenfolge der Arbeiten und bestimmen die Ver antwortlichkeit jedes Einzelnen. Für einzelne Geschäfts-Betriebe werden die Vorschriften geringer Abwandlungen bedürfen, ihr Werth liegt hauptsächlich darin, dass sie dem Geschäfts - Inhaber eine feste Grundlage bieten, auf welcher er nach seinen besonderen Bedürfnissen weiter bauen kann. In Rücksicht hierauf sind die Bedingungen einseitig gedruckt, sodass neben der bedruckten Seite stets eine zweite frei blieb für handschriftliche Eintragungen. Die Ausstattung ist zweckmässig. Städte-Lexikon des Deutschen Reiches herausgegeben und ver legt von E. Th. Petzold in Bischofs teer da, Sa. In Leinen gebunden Preis 2 M. Dieses kleine etwa 120 Seiten umfassende Werk bietet als Hauptinhalt ein Verzeichniss sämmtlicher Städte des Deutschen Reichs sowie aller ländlichen Ortschaften mit dem Sitz eines Amtsgerichts. Bei jedem Ort ist angegeben, zu welchem Staat oder Provinz, Regie rungsbezirk, Landwehrbezirk, Amts- und Landgericht er gehört. Ferner sind angegeben: Truppentheile, Post- und Eisenbahn-Station, Kirchen, Einwohnerzahl, Bankgeschäfte, Rechtsanwälte, Notare, Ge richtsvollzieher und Spediteure. Die Einwohnerzahl entstammt der Zählung vom 1. Dezember 1900, die Namen der Prozessagenten und Gerichtsvollzieher wurden dem Verfasser von den Gerichten ange geben. Äusser diesem Haupttheil sind verschiedene andere Angaben, z. B. das Wachsthum der Bevölkerung in den grösseren Städten und den Staaten des deutschen Reichs seit dem Jahre 1816 sowie andere über staatliche und Reichs-Einrichtungen abgedruckt. Saubere Aus führung und sehr gefälliger moderner Leinenband dienen dem Buch zur Empfehlung.