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Nr. 92 PAPIER-ZEITUNG 3431 Weichheit die Farben gut auf und schmutzen in den zwischen gelegten Makulaturbogen nicht leicht ab. Saugt ein solches Papier so stark, dass die Farben matt und kraftlos er scheinen, so kann man die Saugfähigkeit hemmen, indem man etwas mehr flüssiges Sikkativ als üblich zusetzt. Hartgeleimte Rohpapiere saugen die Farben weniger ein, und sehr hartgeleimte eignen sich überhaupt nicht zu Druckzwecken. Hartgeleimte Rohpapiere eignen sich besonders für bessere und feinere Ar beiten mit weniger grossen gedeckten Flächen. Die Farben bleiben auf härterem Rohpapier brillanter und feuriger stehen, schmutzen aber in den Makulaturbogen (Einlegpapieren) leichter als weichgeleimte Papiere ab. In solchen Fällen sehen die Farben fleckig und scheckig aus, was manchmal zu Rekla- mationenVeranlassunggiebt. Um solches Abschmutzen der Druck farben zu vermindern oder zu verhüten, wird denselben vielfach mit Erfolg eine Menge Bologneserkreide zugesetzt, die Druckfarben schmutzen dann nicht so leicht ab, aber man beseitigt hiermit einen Uebelstand, um einen anderen heraufzubeschwören. Bologneserkreide hat nämlich die unliebsame Eigenschaft, dass sie sich zum Theil ebenso auf den Walzen festsetzt, wie die vorhin erwähnten Trockenmittel in Pulverform. In mehreren mir be kannten Streitfällen warf der Druckereibesitzer dem Farben- Lieferanten vor, dass diese oder jene Farbe sich sehr schlecht verdrucke, zum grössten Theil auf den Walzen hängen bleibe und sandig sei. Als man die Sache genau untersuchte, fand man, dass der Drucker der Farbe Bologneserkreide beigemischt batte. Wird solches Pulver noch so fein mit der Farbe ver rieben, so druckt sich doch diese nie so gut wie mit flüssigem Sikkativ gemischte, bei dem man zudem das Verreiben erspart. VI. Eigens zubereitete Makulatur-Bogen. Ich verwende schon seit Jahren kein Trockenmittel in Pulverform mehr und schütze mich wie folgt mit Erfolg gegen das Abziehen der Farben sowohl wie gegen das häufig auftretende Haften der Druck farbe an den Fasern des Makulaturpapiers, namentlich bei Vielfarbendruck und bei schwer gedeckten Flächen, die sehr viel Trockenstoff erfordern. Alle kleinen Ueberbleibsel von Druckfarben aller Art, gleich viel welcher Farbe und Beschaffenheit, lasse ich in einigen grossen Büchsen unter Wasser sammeln, dem 1 Theil Glycerin zugesetzt ist um Hautbildung Zu verhüten. Ist eine grössere Menge solcher Farbe vorhanden, so wird dieselbe erst gut durcheinander gerührt und ihr eine gehörige Menge flüssigen Sikkativs zugesetzt. Mit der so zubereiteten Farbe, die in der Regel ins Braune oder Graue spielt, lasse ich das Einleg- (Makulatur-) Papier, welches in Länge und Breite etwa 5 cm grösser als der Druckbogen, nicht zu dünn, weichgeleimt und holzschliffhaltig ist, von einem glatten Stein beiderseitig sehr saftig (gut gedeckt) bedrucken. Beim Drucken sowie beim Austrocknen bleiben diese Bogen aufeinander geschichtet liegen. Haben sie über Nacht gelegen, so muss man sie partienweise ausrollen, dies wird in den nächstfolgenden Tagen wiederholt, damit sie nicht fest aneinander kleben. Man findet, dass die Bogen mehrere Tage inwendig ganz warm sind. Dessenungeachtet lässt man sie aufeinander geschichtet liegen, bis der Papierstoss vollständig getrocknet und erkaltet ist. Die Warme wird verursacht durch das Oxydiren (sogenannte Verharzen) des in dem Firniss und Sikkativ enthaltenen Leinöls. Die getrockneten und erkal teten Bogen dienen als Makulaturbogen. Man sollte das so hergerichtete Makulaturpapier das erste Mal zu Arbeiten ver wenden, die kein genaues Passen erfordern. Das Verharzen (Erhärten des Leinöls mit der Druckfarbe) muss naturgemäss bei allen Druckfarben eintreten. Bekanntlich haben die Firnisse, die durch Einkochen von Leinöl gewonnen werden, nur einen sehr geringen Gehalt von oxydirbarem Leinöl, dagegen besteht das flüssige Sikkativ zu grossem Theile aus solchem Leinöl, weshalb es auch erklärlich ist, dass gedruckte Farben, denen kein Trockenmittel zugesetzt wird, oft monatelang liegen, ehe sie vollständig trocknen. Druckbogen, die in diese Makulatur eingelegt werden, schmutzen bei richtiger sachgemässer Druckbehandlung nicht ab, selbst wenn den Druckfarben sehr viel flüssiges Sikkativ zugesetzt wurde. Sollte es vorkommen, dass die Druckbogen leicht ankleben, so ziehe man nicht jeden einzelnen Bogen los, sondern thue dies partienweise durch Losrollen. Diese Makulaturbogen besitzen noch den grossen Yortheil, dass das Druckpapier sich darin nicht so leicht dehnt wie zwischen unbedruckten Makulatur bogen, weil die bedruckten Makulaturbogen die Feuchtigkeit der Luft nicht anziehen. Das hier Geschriebene gilt nicht allein für Steindruck, sondern auch für manche Buchdruck-Arbeiten. X. Frankfurter Brief Frankfurt a. M., 8. November 1901 Wenn auch der Geschäftsgang im grafischen Gewerbe wie all jährlich um diese Zeit wieder lebhafter geworden ist, und manche Be triebe sogar gut beschäftigt sind, so lassen sich doch im Allgemeinen die Folgen des wirthschaftlichen Rückgangs nicht verkennen. Dar unter haben auch die Schriftgiessereien zu leiden, auf die zudem noch der neue erhöhte Buchdrucker-Tarif lähmenden Einfluss aus üben wird. Auf der vorjährigen Pariser Weltausstellung waren die Museen Deutschlands in reichem Maasse als Käufer aufgetreten. Auch das hiesige Kunstgewerbe-Museum konnte durch das dankenswerthe Ent gegenkommen der städtischen Behörden, welche 15 000 M. zum Ankauf vorbildlicher kunstgewerblicher Gegenstände bewilligt hatten, seiner ausgewählten Sammlung von Altsachen nunmehr auch einen Grundstock neuzeitlicher Schöpfungen anreihen. Obwohl — wie Dr. H.v.Trenkwald vom Kunstgewerbe-Museum in der »Frkf. Ztg.« ausgeführt hat — die An käufe zum grössten Theil noch während der Dauer der Ausstellung durchgeführt waren, verzögerte sich die Vorführung der erworbenen Gegenstände dadurch, dass mehrere der wichtigsten Stücke nur noch durch Nachbestellung erhältlich waren. Diese Verzögerung ergab aber zugleich die Möglichkeit, auch die Ausstellungen der beiden Salons von 1901 in Berücksichtigung zu ziehen, und es konnten in der That nicht unwesentliche Ergänzungen zu den Weltausstellungs-Erwerbungen hinzugefügt werden. Seit einigen Wochen nun sind die Ankäufe, zu einer Gesammt-Ausstellung vereinigt, dem Publikum zugänglich ge macht worden. Auch Bucheinbände sind darunter vertreten. Im Mitteldeutschen Kunstgeiverbe-Verein fand Donnerstag, 31. Ok tober, wieder der erste Vortragsabend statt. Direktor Dr. Kautzsch vom Buchgewerbe-Museum in Leipzig sprach über das künstlerische Bilderbuch. In Verbindung damit waren im Kunstgewerbe-Museum die im Besitze der Kunstgewerbe-Bibliothek befindlichen deutschen und ausländischen Bilderbücher zur Ausstellung gebracht. Gleichzeitig waren die im Verlag von B. G. Teubner in Leipzig erschienenen farbigen Künstler-Steinzeichnungen des Karlsruher Künstlerbundes, die als Wandschmuck für Schule und Haus gedacht sind, ausgestellt. Eine interessante Abtheilung der nächstjährigen Gewerbe-Aus stellung in Düsseldorf werden die zu einer Gesammt-Gruppe ver einigten Frankfurter grafischen Firmen bilden. Zu dieser Gruppe ge hören die namhaftesten hiesigen Schriftgiessereien, die grösseren Buch- und Kunstdruckereien, die lithografischen, kartografischen und Lichtdruck-Anstalten, Buchbindereien usw. Es ist beabsichtigt, die Gegenstände kurz vor ihrer Absendung nach Düsseldorf in einem Saale der Handelskammer im Börsen-Gebäude auch dem Frankfurter Publikum vorzuführen, damit dasselbe ein geschlossenes Bild der Leistungsfähigkeit des heimischen Buchgewerbes gewinnen kann. Das benachbarte Offenbach wird auf der Düsseldorfer Ausstellung seiner industriellen Bedeutung entsprechend würdig vertreten sein. Die Lehr- und Versuchs-Anstalt für fotochemische Verfahren der Firma Klimsch & Co. findet fortgesetzt regen Zuspruch, und zwar ist das Interesse für Erlernung der verschiedenen Verfahren gleich mässig. Auch die vor einem Jahre gegründete Abtheilung für Drei farbendruck erfreut sich regelmässigen Besuchs; allerdings können, wie die Firma in ihren monatlichen »Nachrichten« mitgetheilt hat, nur wenige der für diese Abtheilung sich meldenden Herren angenommen werden, da zur Erlernung des Dreifarbendrucks ebenso wie der anderen Verfahren bestimmte Vorkenntnisse unerlässlich sind. Die neue Abtheilung für Original-Retusche und Zeichnen für Reproduk tionszwecke findet ebenfalls grossen Anklang. Anfangs Oktober waren sieben Jahre verflossen, seitdem die »Freibibliothek und Lesehalle«, wohl die erste ihrer Art, ihre Wirksam keit begann. Mehr als 600 000 Bücher wurden in dieser Zeit unent geltlich ausgeliehen, nahezu 400 000 Personen haben die Lesehalle benützt. Die Mitgliederzahl des Vereins »Freibibliothek und Lese halle« ist von 85 auf nahezu 1500 gestiegen. Einer reichen Fülle öffentlicher Ehrungen und persönlicher Kund gebungen hatte sich Herr Leopold Sonnemann, der Gründer und lang jährige Leiter der »Frankfurter Zeitung«, anlässlich seines 70. Geburts tages zu erfreuen. Der Gefeierte hat auf allen Gebieten des öffent lichen Lebens eine ebenso rege wie erfolgreiche Thätigkeit entfaltet und sich um die Stadt Frankfurt und viele ihrer Einrichtungen her vorragende Verdienste erworben. Unter Anderem hat ihm die Stadt bibliothek die Schenkung der Gustav Freytag-Bibliothek zu verdanken, jener kostbaren Sammlung von Schriften und Kunstblättern zur deutschen Geschichte und Kulturgeschichte, die von Gustav Freytag in lebenslanger Sammlerthätigkeit zusammengebracht, als Quellen- Sammlung für seine berühmten »Bilder aus der deutschen Vergangen heit« gedient hat. Die Rothschild’sche öffentliche Bibliothek feierte in Sonnemann einen ihrer opferwilligsten Gönner; die oben erwähnte Frei bibliothek und Lesehalle hatte in ihm einen ihrer frühesten und rührigsten Förderer gefunden. Der öffentlichen Beglückwünschung durch städtische Behörden, der Oberbürgermeister an der Spitze, politische Parteien und zahlreiche Korporationen am 29. Oktober im Saale des Dr. Hoch'schen Konservatoriums folgte ein von der demokratischen Partei veran stalteter Kommers am 31. Oktober im Palmengarten, jenem welt berühmten Etablissement, zu dem Sonnemann ebenfalls den Grundstein legen half. Das letzte Wort bei den Feierlichkeiten zu Ehren des Siebzigjährigen hatte die Frankfurter Sozietätsdruckerei, die am Sonn tag, 3. November, das gesammte Personal nebst auswärtigen Be-